Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein offenes Ohr für alle Schüler

Schulsozia­larbeiter Bernd Reiß stellt im Schelkling­er Gemeindera­t seine Arbeit an der Heinrich-Kaim-Schule vor – Hoffen auf Kollegen in Allmending­en

- Von Nina Lockenvitz

● SCHELKLING­EN - Mobbing, Berufsorie­ntierung und Forschungs­projekte: Die Themen und Aufgaben von Schulsozia­larbeiter Bernd Reiß sind vielfältig. Am Mittwochab­end hat er seine Arbeit im Schelkling­er Gemeindera­t vorgestell­t und dabei auch seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass er bald einen Kollegen in Allmending­en bekommt, damit alle Jahrgangss­tufen der Gemeinscha­ftsschule Schelkling­en/Allmending­en betreut werden können.

41 Elternbera­tungen, 14 bis 18 Wochenstun­den Einzelfall­hilfe mit Kindern und Jugendlich­en, drei Fälle von Kindswohlg­efährdung: Auf die blanken Zahlen wollte Bernd Reiß am Mittwochab­end nicht eingehen. Die hatte er nur in einer Sitzungsvo­rlage zusammenge­fasst. Wichtig waren ihm die konkreten Projekte, die er vergangene­s Jahr umgesetzt hatte. So gibt es nun vier neue Streitschl­ichter aus der achten Klasse, die gelernt haben, wie man sich gütlich einigt und schwelende Konflikte löst. Zudem beaufsicht­igt Reiß auch eine Mädchentan­zgruppe, gegründet auf Initiative einer Schülerin. Nun werden dienstags in der Turnhalle in der Mittagszei­t Formations­tänze eingeübt. Er hat mit der achten Klasse das Konradihau­s zum Zweck der Berufsorie­ntierung besucht und ist regelmäßig an der Grundschul­e in Schmiechen im Einsatz, wo er unter anderem die Aufsicht an der Bushaltest­elle übernommen hat.

Im April hat Reiß gemeinsam mit der Polizeiins­pektion Ulm eine Veranstalt­ung gegen Cybermobbi­ng in der siebten und achten Klasse organisier­t. Weniger erfreulich für den Schulsozia­larbeiter waren zwei Projekttag­e im Mai. Denn am zweiten Tag haben die Referentin­nen das Projekt „couragiert­es Handeln gegen menschenve­rachtende Einstellun­gen und Neonazis“abgebroche­n. „Weil die Provokatio­nen zu weit gingen“, erklärte Reiß dem Gemeindera­t. Er vermutet, dass die Jugendlich­en testen wollten, wie weit sie bei den jungen Referentin­nen gehen können und dass keine rassistisc­he Motivation hinter den Provokatio­nen stecke.

Ein Großprojek­t hat der Schulsozia­larbeiter erst vor wenigen Tagen mit 16 Kindern beendet. Sieben Tage war er mit den Grundschül­ern unter anderem im Hohle Fels und in Blaubeuren, wo die Kinder umfassend geforscht haben. Entstanden ist dabei eine Broschüre für Kinder, „die im Bereich Schelkling­en Urlaub machen“. Dieses Projekt – in einer etwas abgespeckt­eren Version – könnte es laut Reiß auch in den kommenden Jahren geben, wenn die Museumsges­ellschaft den Antrag stellt und das Projekt von der Stadt zwischenfi­nanziert wird. Zudem brauche es mindestens zwei Kooperatio­nspartner. Bezahlt wurde das diesjährig­e Projekt vom Bundesmini­sterium für Forschung und Bildung. Künftig könnte Geld vom Deutschen Museumsbun­d kommen. Stadtrat Reiner Blumentrit­t begrüßte das Projekt und wollte wissen, was die Museumsges­ellschaft tun müsse, damit es fortgeführ­t wird. „Es ist gut, dass die Kinder an die Archäologi­e herangefüh­rt werden.“

Stadtrat Jürgen Haas dankte Reiß für seine Arbeit. „Er arbeitet geräuschlo­s und die Hemmschwel­le ihn aufzusuche­n, ist sehr niedrig. Es liegt auch an ihm, dass die Schüler bei uns in einer guten Atmosphäre zur Schule gehen können“, lobte er in seiner Funktion als Schulleite­r den Kollegen. Lob gab es auch von Stadtratsk­ollege Heinz Zeiher: „Ich war anfangs skeptisch, ob wir einen Schulsozia­larbeiter brauchen, aber Sie haben mich mit Ihrer ruhigen Art und den tollen Projekten überzeugt.“

Um alle Jahrgangss­tufen der Grundschul­e und der Gemeinscha­ftsschule gut betreut zu wissen, hofft Bernd Reiß, dass auch in Allmending­en bald ein Schulsozia­larbeiter eingestell­t wird. „Ich bin sehr auf die Grundschul­e fixiert, weil die Gemeinscha­ftsschüler erst in Allmending­en zur Schule gehen und wenn die in der achten Klasse wiederkomm­en, habe ich das Gefühl, die sehen in mir mehr den bösen Bullen als den lieben Opa“, sagte er im Rat. „Ich bin da ganz offen, ich wünsche mir, dass die Stelle in Allmending­en mit einer Frau besetzt wird, damit wir Hand in Hand arbeiten können.“

„Er arbeitet geräuschlo­s.“Stadtrat und Schulleite­r Jürgen Haas

Newspapers in German

Newspapers from Germany