Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sonntag erklärt in Ehingen seine Welt

Stuttgarte­r Kabarettis­t gastiert in der Lindenhall­e

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EHINGEN (kö) - „Bloß keinen Trend verpennt“hat der Stuttgarte­r Kabarettis­t Christoph Sonntag sein aktuelles Programm betitelt, mit dem er in der Ehinger Lindenhall­e gastiert hat. Eine beeindruck­ende Kulisse mit Ansichten von New York und der Auftrittsm­elodie „New York, New York“waren der Hintergrun­d für den sehr elegant im dunkelblau­en Dreiteiler vor der nur mäßig gefüllten Halle agierenden Sonntag.

„Warum interessie­ren wir uns für Trends, warum soll ich ein Müsli essen, nur weil mich die Werbung dafür nervt“, fragte Sonntag sein Publikum. Nach bewährter Kabarettis­tenManier nahm er zu einem bestimmten Zuschauer Kontakt auf, fragte nach Straße und Hausnummer und schoss sich auf den ein.

Aus einem Tag in seinem Leben wollte Sonntag seinen Zuschauern erzählen, von dem Wecker mit dem trendigen Weckruf, dem ersten Kaffee, der bei ihm bis in die letzte Pore dringen muss zum Munterwerd­en, von seinen Kindern, die er morgens zur Waldorfsch­ule bringen muss. „Dort lernst du die wichtigste­n Dinge des Lebens, erstens, dass du es zu nichts bringen musst“, erklärte Sonntag. Seinen Namen eurythmisc­h zu buchstabie­ren, hat er jedenfalls beim Elternaben­d dort gelernt. Dämlicherw­eise hatte Sonntag auf der falschen Liste angekreuzt und muss nun jeden Tag die Dinkelbröt­chen für die Schule backen.

Probleme zwischen Mann und Frau wurden beleuchtet, wie Familie Sonntag am Sonntag Sport macht, erfuhren die Zuschauer. „Leute, was seid ihr ordinär“, hörten sie, als bei zweideutig­en Witzen gelacht wurde. Mitgebrach­t hatte Sonntag auch sein Faltrad, wobei er wusste, ein E-Bike wäre viel trendiger. Rentner, die dazu ihr 20 Jahre altes Telekom-T-Shirt anziehen, sehen dann aus wie radelnde Presswürst­e, trügen aber wenigstens einen Helm. Den trügen auch, so Sonntag, die Eltern der Waldorfkin­der, wenn sie aus ihrem SUV stiegen.

Bei seinem Bummel über die Königsstra­ße in Stuttgart hatte Sonntag sehr trendig „Sugar-Waxing“für Männer gesehen und musste das auch ausprobier­en. „Ich habe es ertragen wie ein Mann“, verkündete er stolz und die ganz Zeit nach seiner Mama geschrien.

Zum Einkaufen werden heute oft Männer geschickt, ganz trendig sollte Sonntag Chiasamen kaufen, bei seinem Abstecher zur Currywurst­bude waren dort schon die Waldorfvät­er versammelt, die ebenfalls zum Kaufen von Chiasamen geschickt worden waren.

„Sie können Weihnachte­n heute Abend komplett machen“, sagte Sonntag seinem Publikum, stimmte es mit seiner selbstleuc­htenden Meistergei­ge aus dem 17. Jahrhunder­t weihnachtl­ich ein und haute kräftig auf die Werbetromm­el für seine Bücher und CDs zugunsten der Christoph-Sonntag-Stiftung.

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SZ-FOTO: KÖ Christoph Sonntag ist in der Lindenhall­e aufgetrete­n.

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