Der Komiker war schon komischer
Comedian Bülent Ceylan ist seit Jahren Stammgast in der Arena - Doch zum Programm „Lassmalache“kommen deutlich weniger Fans als zuletzt
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NEU-ULM Das schwarze Haar, der Spitzbart und die unverhohlenen Witze über Ausländer sind das unverkennbare Markenzeichen des kurpfälzischen Komikers Bülent Ceylan. Sein eigener Migrationshintergrund legitimiert den Mannheimer dazu, wie er immer wieder in seinem mittlerweile zehnten Programm „Lassmalache“betont. Doch bei der neuen Show zündet längst nicht jeder Gag.
Die Klischees der multikulturellen Gesellschaft bedient Ceylan ausgiebig, wenn er immer wieder in sein Programm einflechten lässt, dass Italiener klein seien, Griechen immer Schulden hätten und Polen alles klauen würden. Türken seien dagegen vor 60 Jahren als erste Gastarbeiter in Deutschland fremde Menschen gewesen, die sich von seltsamen Dingen ernährt hätten, „etwa so, wie heute die Veganer“, findet Ceylan. Deutsche seien immer korrekt und würden grundsätzlich nachdenken, bevor sie über etwas lachen könnten, erklärt Ceylan nachdem er das Wort „Jude“wie eine Provokation fallen gelassen hat.
Gleich darauf folgt der humoristische Freispruch des Comedians an sein Publikum: „Wer jünger als 110 Jahre ist, muss sich nicht mehr schuldig fühlen und darf auch mal lachen.“Schließlich sei es ganz egal, wer über wen lachen würde, meint der Komiker und ruft das Motto des Abends aus: „Hauptsache, wir lachen gemeinsam!“Einen fragwürdigen Tabubruch wagt Ceylan mit seiner Hitler-Parodie, in der er mit hallender Stimme polternd erklärt: „Ich habe eine SS-Störung.“
Dass das Lachen angeblich die beste Medizin sein solle, rückt Ceylan mit dem Pharmakonzern als Namensgeber der Halle in ein originell komisches Licht. Rund 3000 Fans waren in die Ratiopharm-Arena gekommen. Das waren bei weitem nicht mehr so viele Besucher, wie in den vergangenen Jahren, als der Entertainer die Halle mit einem Programm gleich mehrfach ausverkaufte.
Die aber, die da sind, lassen sich von Ceylan gerne unterhalten.
Als Publikumslieblinge erweisen sich einmal mehr wieder die schrägen Charaktere, in die Ceylan schlüpft. So die versnobte Pelzhändlerin Anneliese, der einfältige Harald aus Mannheim oder der aggressive Hausmeister „Mompfred“. Durchdachte Inhalte oder einen roten Faden, der sich durch Programm zieht, will Ceylan offenbar seinen Fans nicht zumuten.
Stattdessen sorgt der Komiker mit pausenlos witzigen Alltagsgeschichten für die Lacher im Saal. Da genügt schon die peinliche Anekdote, als er einer vermeidlich schwangeren Dame im Publikum zur bevorstehenden Geburt gratulieren wollte: „Doch sieht die immer so aus“, erklärte Ceylan schließlich.
Witze über Kim Jong-un
Der anschließende Blick von Ceylan in die weltweite Politik ist wenig einfallsreich, als er sich über dem Alkohol zugeneigten Putin, dem autokraten Erdogan oder rücksichtslosen Trump belustigt. Über den Nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un stellte sich Ceylan die Frage, wie das Fernsehprogramm bei einem Diktator zuhause aussehen würde: „Kommen da der ‚Militantenstadel‘, ‚Schlechte Zeiten – schlechte Zeiten‘ oder Pjöngjang – Tag und Nacht?‘“
Gut zweieinhalb Stunden dürfen sich die Fans über ein Programm mit wenig Tiefgang amüsieren. Richtig komisch wird der Abend nur durch das große Talent des Entertainers, die Menschen im Humor zu vereinen und mit einfachen Mitteln zum Kichern, Lachen oder sogar Grölen zu bringen. Trotzdem: Bülent Ceylan war schon einmal besser.