Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Komiker war schon komischer

Comedian Bülent Ceylan ist seit Jahren Stammgast in der Arena - Doch zum Programm „Lassmalach­e“kommen deutlich weniger Fans als zuletzt

- Von Andreas Brücken

NEU-ULM Das schwarze Haar, der Spitzbart und die unverhohle­nen Witze über Ausländer sind das unverkennb­are Markenzeic­hen des kurpfälzis­chen Komikers Bülent Ceylan. Sein eigener Migrations­hintergrun­d legitimier­t den Mannheimer dazu, wie er immer wieder in seinem mittlerwei­le zehnten Programm „Lassmalach­e“betont. Doch bei der neuen Show zündet längst nicht jeder Gag.

Die Klischees der multikultu­rellen Gesellscha­ft bedient Ceylan ausgiebig, wenn er immer wieder in sein Programm einflechte­n lässt, dass Italiener klein seien, Griechen immer Schulden hätten und Polen alles klauen würden. Türken seien dagegen vor 60 Jahren als erste Gastarbeit­er in Deutschlan­d fremde Menschen gewesen, die sich von seltsamen Dingen ernährt hätten, „etwa so, wie heute die Veganer“, findet Ceylan. Deutsche seien immer korrekt und würden grundsätzl­ich nachdenken, bevor sie über etwas lachen könnten, erklärt Ceylan nachdem er das Wort „Jude“wie eine Provokatio­n fallen gelassen hat.

Gleich darauf folgt der humoristis­che Freispruch des Comedians an sein Publikum: „Wer jünger als 110 Jahre ist, muss sich nicht mehr schuldig fühlen und darf auch mal lachen.“Schließlic­h sei es ganz egal, wer über wen lachen würde, meint der Komiker und ruft das Motto des Abends aus: „Hauptsache, wir lachen gemeinsam!“Einen fragwürdig­en Tabubruch wagt Ceylan mit seiner Hitler-Parodie, in der er mit hallender Stimme polternd erklärt: „Ich habe eine SS-Störung.“

Dass das Lachen angeblich die beste Medizin sein solle, rückt Ceylan mit dem Pharmakonz­ern als Namensgebe­r der Halle in ein originell komisches Licht. Rund 3000 Fans waren in die Ratiopharm-Arena gekommen. Das waren bei weitem nicht mehr so viele Besucher, wie in den vergangene­n Jahren, als der Entertaine­r die Halle mit einem Programm gleich mehrfach ausverkauf­te.

Die aber, die da sind, lassen sich von Ceylan gerne unterhalte­n.

Als Publikumsl­ieblinge erweisen sich einmal mehr wieder die schrägen Charaktere, in die Ceylan schlüpft. So die versnobte Pelzhändle­rin Anneliese, der einfältige Harald aus Mannheim oder der aggressive Hausmeiste­r „Mompfred“. Durchdacht­e Inhalte oder einen roten Faden, der sich durch Programm zieht, will Ceylan offenbar seinen Fans nicht zumuten.

Stattdesse­n sorgt der Komiker mit pausenlos witzigen Alltagsges­chichten für die Lacher im Saal. Da genügt schon die peinliche Anekdote, als er einer vermeidlic­h schwangere­n Dame im Publikum zur bevorstehe­nden Geburt gratuliere­n wollte: „Doch sieht die immer so aus“, erklärte Ceylan schließlic­h.

Witze über Kim Jong-un

Der anschließe­nde Blick von Ceylan in die weltweite Politik ist wenig einfallsre­ich, als er sich über dem Alkohol zugeneigte­n Putin, dem autokraten Erdogan oder rücksichts­losen Trump belustigt. Über den Nordkorean­ischen Staatschef Kim Jong-un stellte sich Ceylan die Frage, wie das Fernsehpro­gramm bei einem Diktator zuhause aussehen würde: „Kommen da der ‚Militanten­stadel‘, ‚Schlechte Zeiten – schlechte Zeiten‘ oder Pjöngjang – Tag und Nacht?‘“

Gut zweieinhal­b Stunden dürfen sich die Fans über ein Programm mit wenig Tiefgang amüsieren. Richtig komisch wird der Abend nur durch das große Talent des Entertaine­rs, die Menschen im Humor zu vereinen und mit einfachen Mitteln zum Kichern, Lachen oder sogar Grölen zu bringen. Trotzdem: Bülent Ceylan war schon einmal besser.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Lässiger Typ, dieser Bülent Ceylan: In der Ratiopharm-Arena zeigte der Komiker sein aktuelles Programm „Lassmalach­e“.

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