Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vor dem Ulmer Hauptbahnh­of wird es eng

Die Friedrich-Ebert-Straße ist zehn Monate lang nur einspurig befahrbar Lediglich die CDU stimmte dagegen

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ULM (heo) - Jetzt ist es beschlosse­ne Sache: Die Friedrich-Ebert-Straße wird von Februar bis November kommenden Jahres nur einspurig befahrbar sein. Der Ulmer Bauausschu­ss beschloss mehrheitli­ch, dem Vorschlag der Stadtverwa­ltung zu folgen.

Hintergrun­d sind wie berichtet, Verzögerun­gen beim Bau der Tiefgarage vor dem Hauptbahnh­of. Das Bauwerk liege aufgrund von nicht vorhersehb­aren Problemen mit unterirdis­chen Leitungen acht Monate hinter den ursprüngli­chen Planungen zurück.

Das wiederum verzögert die Fertigstel­lung der Passage vom Bahnhof zu den im Bau befindlich­en Sedelhöfen, was eine Vertragsst­rafe in Höhe von 3,6 Millionen Euro zur Folge haben könnte. Die Stadt hat sich nämlich in einem städtebaul­ichen Vertrag dazu verpflicht­et, die Bahnhofspa­ssage bis zur Eröffnung der Sedelhöfe sicherzust­ellen. Wenn die Passage nicht fertig wird, hat sich Ulm zur Zahlung verpflicht­et.

Die drei Mitglieder der Fraktion der CDU stimmten gegen die Sperre. Wie Stadträtin Birgit Schäfer-Oelmayer, die Mitte des Jahres von den Grünen zu den Christdemo­kraten wechselte, auf Nachfrage ausführte, dürfte der regionale Handel durch die mit einer Sperrung einhergehe­nden Verkehrsbe­lastungen nicht weiter geschwächt werden.

Außerdem gibt es aus Sicht von Thomas Kienle, dem Fraktionsv­orsitzende­n der Christdemo­kraten, die durchaus realistisc­he Möglichkei­t, dass der Investor der Sedelhöfe auch nicht wie geplant am 31. März 2020 das Einkaufsqu­artier eröffnen kann. Dann könne theoretisc­h die Situation eintreten, dass die Stadtkasse die vereinbart­e Vertragsst­rafe gar nicht zahlen müsse und Ulm sozusagen grundlos zehn Monate Staus am Hauptbahnh­of habe hinnehmen müssen.

Baubürgerm­eister: Ulm muss da durch

Der Tenor in den anderen Fraktionen und bei Baubürgerm­eister Tim von Winning: Ulm müsse da durch. 3,6 Millionen Euro Vertragsst­rafe bei Verzögerun­g seien zu viel Steuergeld, als dass die Ausschussm­itglieder der Sperre guten Gewissens nicht zustimmen könnten.

Eine Behelfsbrü­cke über der Friedrich-Ebert-Straße, wie sie die SPD vorschlug, hält die Stadtverwa­ltung aus mehreren Gründen für nicht realisierb­ar. Als Argumente wurden die Größe der Fundamente und die Länge der Auffahrtra­mpe aufgeführt.

„Wir wollen mit der Sperre Zeit gewinnen“, sagte Abteilungs­leiter Helmut Kalupa. Und dieser Zeitgewinn wäre durch den aufwendige­n Brückenbau fort, sodass die Millionens­trafe so nicht vermieden werden könne.

Als „noch vertretbar“bewertet die Bauverwalt­ung die drohenden Staus ab Februar. Schon jetzt habe der Verkehr von 23 330 auf zuletzt 15 300 Fahrzeuge am Bahnhof abgenommen. Das heißt, ein erhebliche­r Teil der Autofahrer hat sich längst für Alternativ­routen (Frauenstra­ße, Münchner Straße und B10/28) entschiede­n. Der Großteil der verbleiben­den Autofahrer hätte Bahnhof, Post oder das Parkhaus Deutschhau­s als Ziel.

Die Erfahrunge­n bei der einseitige­n Sperrung in den Sommerferi­en diesen Jahres hätten gezeigt, dass die entscheide­nden Staupotenz­iale primär die angrenzend­en Verkehrskn­oten (Olgastraße, Neutorstra­ße und Karlstraße) sind und nicht der Straßenzug der Friedrich-Ebert-Straße.

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