„Bedrohliche Züge“
Fußball: WFV schlägt wegen des zunehmenden Schiedsrichtermangels im Bezirk Donau/Iller Alarm
ULM/ERBACH (gioe) - Schiedsrichter sind im Fußball nicht die beliebtesten Akteure und trotzdem unerlässlich für den reibungslosen Ablauf. Besonders in unterklassigen Ligen und im Juniorenbereich ist das oft nicht mehr möglich, weil Unparteiische langsam, aber sicher zur Mangelware werden. Im Fußballbezirk Donau/Iller war die Lage zuletzt nicht so gravierend wie anderswo, doch das ändert sich. Der Württembergische Fußballverband (WFV) schlägt jedenfalls in einer Pressemitteilung Alarm: „Allmählich nimmt der Schiedsrichtermangel im Fußballbezirk Donau/Iller bedrohliche Züge an.“
Rüdiger Bergmann, Bezirksschiedsrichter-Obmann, bestätigt das: „Wir kommen immer mehr in die Bredouille, um Spiele mit geprüften Schiedsrichtern besetzen zu können.“Geprüfte Schiedsrichter sind diejenigen, die erfolgreich an einer Schulung des WFV teilnahmen. Der Verband ist es auch, der sich um die Verteilung der Offiziellen kümmert. Klappt das bei einem Spiel nicht, gibt es Ersatz aus anderen Bezirken oder, bei einem kurzfristigen Ausfall, müssen die Vereine einen passenden Kandidaten finden. Im äußersten Notfall kann jemand eingesetzt werden, der keine Ausbildung zum Schiedsrichter absolviert hat. Das komme aber so gut wie nie vor, sagt Bergmann.
Noch gebe es genügend Schiedsrichter im Bezirk, um ab der C-Jugend den Großteil der Spiele zu besetzen, sagt Manfred Merkle, Vorsitzender des Bezirks Donau/Iller. Doch weil der Nachwuchs fehlt, sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. „Es sollte etwas passieren“, fordert Merkle. Schiedsrichternachwuchs rekrutieren die Vereine aus den eigenen Spielerreihen. Das hilft auch dem eigenen Klub, denn stellt ein Verein nicht die Mindestzahl an anrechenbaren Schiedsrichtern, droht ein Bußgeld.
Gründe für das fehlende Interesse am Schiedsrichterdasein sieht Obmann Rüdiger Bergmann einige. So sei die Zahl an interessierten Jugendlichen zwar groß, doch genauso groß ist die Zahl derer, die kurze Zeit später wieder aufhören. „Die Freizeitmöglichkeiten sind heute unbegrenzt“, so Bergmann. Eine Möglichkeit sei es, Schiedsrichter besser zu bezahlen, findet Bergmann. Unparteiische im Bezirk erhalten 30 Cent pro Kilometer als Fahrtgeld und zusätzlich eine Aufwandsentschädigung, deren Höhe abhängig von der Liga ist. In der Bezirksliga sind es beispielsweise 30 Euro, bei den E-Junioren elf Euro. Weil zudem vor allem in Fußballklubs nach Nachwuchs gesucht wird, gibt es noch ein ganz logisches Problem: Am Wochenende stehen die Spieler selbst auf dem Platz, als Schiedsrichter können sie dann nicht auflaufen.
Da ist noch die Sache mit der Beliebtheit von Unparteiischen. Berichte von Pöbeleien oder Angriffen gegen Schiedsrichter gibt es immer häufiger – auch wenn das in der Region kaum eine Rolle spielt. „Wir sind hier zum Glück von großen Gewaltgeschichten verschont geblieben“, so Bergmann. Trotzdem schreckten solche Berichte und die Emotionen mancher Zuschauer junge Schiedsrichter ab.