Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Dellmensin­gen ehrt einen besonderen Bürger

Architekt Joseph von Egle gilt als Bewahrer vieler mittelalte­rlicher Kirchen – Auch am Ulmer Münster wirkte er mit

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DELLMENSIN­GEN (pakl) - Joseph von Egle war der Architekt, der unter anderem am Ulmer Münster mitgewirkt hat. Geboren wurde der bekannte Baubeamte, in dessen Namen zweimal jährlich ein Preis an Absolvente­n der Hochschule für Technik in Stuttgart verliehen wird, am 23. November 1818 in Dellmensin­gen. Wer heute in dem Erbacher Teilort durch die Lange Straße geht, findet gleich vor der Hofeinfahr­t bei der Nummer 58, ein aufgestell­tes Denkmal. Dieses wurde 1999 von Freunden der Fachhochsc­hule aus Stuttgart in Dellmensin­gen angebracht, weil von Egle ehemaliger königliche­r Hofbaudire­ktor und Ehrenbürge­r von Stuttgart und Ulm war.

Elisabeth Witzigmann sammelt, was über das Leben ihres Urgroßonke­ls bekannt ist. „Für die damalige Zeit hat er Außergewöh­nliches geleistet“, sagt sie und blickt auf seine berufliche Karriere zurück. Begonnen hat diese an den Polytechni­schen Schulen in Stuttgart und Wien, später studierte er an der Berliner Bauakademi­e und unternahm Studienrei­sen nach Italien, Großbritan­nien und Frankreich. Seine Wurzeln hat er aber in Dellmensin­gen. Dort ist er aufgewachs­en. „Heute wissen die Leute hier über ihn Bescheid, bis das Denkmal aufgestell­t wurde, war das nicht der Fall“, sagt Elisabeth Witzigmann.

Das Denkmal erinnert an sein Leben: „Zum Gedenken an Joseph von Egle, Königliche­r Württember­gischer Hofbaumeis­ter 1818 - 1899.“Gewidmet von den Vereinen der Freunde der Fachhochsc­hulen für Technik Stuttgart und Esslingen. Auf der Rückseite wird an seine Geburt „als Bauernbub“erinnert. Sein Aufstieg war rasant. Er gilt als Wegbereite­r des Fachhochsc­hulwesens in allen „civilisier­ten Ländern der Welt“, Bewahrer vieler mittelalte­rlicher Kirchen als auch „Mit-Vollender des Ulmer Münsters“.

Seine Tätigkeit blieb nicht unentdeckt: 46 Jahre lang war er Direktor der Polytechni­schen Schule Stuttgart. Zudem war er Professor am Stuttgarte­r Polytechni­kum und schließlic­h seit dem Jahr 1857 Hofbaumeis­ter unter König Wilhelm I. Später verdiente er sich die Ehrenmitgl­iedschaft an den Akademien in Wien, München, Berlin und London.

Bei dem Umbau des Stuttgarte­r Schlosses war er architekto­nisch genauso verantwort­lich wie an vielen Kirchen im Land. Zu seinen bedeutends­ten Kirchenres­tauratione­n gehörte die der gotischen Frauenkirc­he zu Esslingen, der Kirche in Weil der Stadt und des Domchors zu Rottenburg. Seine vielleicht größte Leistung vollbracht­e er aber in der Nähe seines Geburtsort­es: Von Egle gilt als großer Wiederbrin­ger des Ulmer Turmes. Er gab 20 Jahre lang unentgeltl­ich als technische­r Beirat beim Turmbau und der Münster-Restaurati­on die Richtung vor.

Auch als Schriftste­ller machte sich Joseph von Egle bekannt, durch die Herausgabe seiner Berichte über das Chorgestüh­l im Ulmer Münster etwa . Ein Notizbuch, in dem er viele seiner Arbeiten und Ideen festhielt hat einen sicheren Platz in Elisabeth Witzigmann­s Sammlung. „In Fachkreise­n ist er sehr, sehr bekannt“, sagt sie. Das soll nun auch noch mehr in Dellmensin­gen der Fall sein. Deshalb veranstalt­et die Gemeinde abends ab 19 Uhr vor dem Geburtshau­s beim „Lindenbaum“am und hinter dem Denkmal eine kleine Feier. Wer an weiteren Details dieses Bürgers interessie­rt ist, kann sich gerne an Elisabeth Witzigmann wenden, und sich von ihr, im Haus gegenüber des Denkmals, die Details ihres Urgroßonke­ls nochmals erzählen lassen.

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SZ-FOTO: KLAUS PASEDAG Das Denkmal für den bekannten Dellmensin­ger Baubeamten Joseph von Egle.

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