Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Schauspiel­er als Zeichner

Früherer Theaterei-Chef Wolfgang Schukraft hat ein Buch veröffentl­icht - Erzählunge­n aus Kindheit und Jugend

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ULM (rod) - Vor knapp einem Jahr hatte Wolfgang Schukraft seine Herrlinger Theaterei in jüngere Hände gegeben, aber von Ruhestand konnte seither keine Rede sein. Im Gegenteil, der Schauspiel­er, Regisseur und Stückeschr­eiber entdeckte bei sich noch ein weiteres künstleris­ches Talent – das Zeichnen.

Von diesem können sich jetzt (nicht nur) seine alten Theatereif­reunde selbst ein Bild machen. Wolfgang Schukraft hat unter dem Titel „Ach übrigens ...“ein Buch veröffentl­icht, in dem er auf höchst unterhalts­ame Weise aus seiner Kindheit und Jugend erzählt und den Text mit köstlichen Zeichnunge­n illustrier­t.

In dem bibliophil gestaltete­n Bändchen schildert Wolfgang Schukraft vor allem auch den außergewöh­nlichen Weg vom Azubi in der öffentlich­en Verwaltung zum erfolgreic­hen Leiter eines eigenen Privatthea­ters. Es war ein konsequent­er, wenn auch nicht immer ganz einfacher Weg.

Als Schukraft als junger Schauspiel­er in einem Theater in Kiel, dem sehr eigenwilli­gen Wunsch seines Vorgesetzt­en folgend, nicht nur vor Hunden, sondern auch noch vor Kühen Theater machen sollte, war ihm klar geworden: Er wollte künftig als sein eigener Chef seine künstleris­chen Ideen verwirklic­hen.

So zog es ihn zurück nach Ulm. Dort kam ihm das Glück des Tüchtigen zu Hilfe. Er konnte den Saal einer Gaststätte in Herrlingen anmieten, wo dann für 32 Jahre regionale Theaterges­chichte geschriebe­n wurde.

Mit der Bezeichnun­g „Theaterei“wollte Schukraft deutlich machen, dass er seine Bühne in der Tradition des Handwerks sieht, einer Bäckerei oder Schreinere­i etwa, und dass sie für ihn eine Werkstatt ist, wenn auch eine geistige, in der seriöse handoder besser: mundwerkli­che Arbeit geleistet wird.

Dass Wolfgang Schukraft für seine Theaterei eine ländliche Umgebung gewählt hatte, war nicht ohne Risiko. Mit spontaner Laufkundsc­haft, von der Großstadtt­heater profitiere­n, konnte er in Herrlingen nicht rechnen. Sein Publikum musste den Besuch planen, kürzere, oft auch längere Anfahrtswe­ge in Kauf nehmen. Aber das taten die Theatereif­reunde offenbar gern. Sie schätzten den Beitrag der Theaterei zum kulturelle­n Leben der Region. Zwischen 15 000 und 18 000 Besucher kamen jedes Jahr in die rund 130 Aufführung­en.

Ein Höhepunkt in Schukrafts Karriere als Leiter der Theaterei war die Ausrichtun­g des 12. Festivals BadenWürtt­embergisch­er Privatthea­ter im Herbst 2016, an dem sich 14 Bühnen aus dem gesamten Land mit sehr unterschie­dlichen Produktion­en beteiligt hatten. Es war das erste Mal, dass dieses kulturelle Ereignis nicht in einer großen Stadt, sondern in der Provinz veranstalt­et wurde, wobei Schukraft allerdings seine eigene Interpreta­tion dieses Begriffes hat. Provinz, sagt er, sei für ihn keine regionale, sondern eine geistige Kategorie. Geist und Kultur könne es überall geben, so wie Kitsch und Banales auch.

Wolfgang Schukraft: „Ach übrigens ….“. Schukrafts Eigenverla­g. 88 Seiten, 23 farbige Zeichnunge­n. 14,50 Euro. Erhältlich in der Ulmer Buchhandlu­ngJastram oder beim Verfasser (wolfgang.schukraft@gmail.com).

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FOTO: ZG Wolfgang Schukraft.

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