Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Besuch in der Partnersta­dt Esztergom

Ehinger erleben wundervoll­e Tage bei ihren Freunden in Ungarn

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EHINGEN (sz) - In der vergangene­n Woche vom 22. bis 25. November besuchten 24 Ehinger ihre Freunde in der Partnersta­dt Esztergom. Am Donnerstag­morgen um 6 Uhr startete die zwölfstünd­ige Fahrt ans Donauknie. Vorbei an Passau, der Dreiflüsse­stadt, Enns, der ältesten Stadt in Österreich, immer der Donau entlang bis Gran (Esztergom), wie die Stadt zu Zeiten der Donaumonar­chie hieß. Der schön beleuchtet­e Burgberg grüßte trotz Nebel und Nacht schon von Weitem.

Am Abend trafen sich die Ehinger mit den Esztergome­rn in der Prímás Pince, einem Lokal, das zur bischöflic­hen Anlage gehört. Viel gab es zu erzählen und zu bereden.

Freitagmor­gen startete die Gruppe nach Budapest zur Besichtigu­ng der herrlich renovierte­n Synagoge in der Tabakstras­se. Die Synagoge wurde vor über 160 Jahren im maurischen Stil errichtet und ihre Türme sind weithin zu sehen. Es ist die größte Synagoge in Europa und bietet 3000 Personen Platz.

Nach strenger Sicherheit­skontrolle durfte die Ehinger Gruppe, begleitet von den Esztergome­r Freunden, in die Synagoge. Der Besuch im angeschlos­senen Museum, das auf dem Platz des Elternhaus­es von Theodor Herzl steht, und der Besuch des jüdischen Friedhofs im Garten der Synagoge rundeten die Führung ab. Im Garten der Synagoge fanden rund 2300 tote Juden aus Budapest die letzte Ruhe. Sie lagen am Tag der Befreiung des jüdischen Ghettos, am 18. Januar 1945, in den Straßen des Viertels. Sie wurden im jüdischen Ritus in 24 Sammelgräb­ern bestattet. Viele deutsche Namen sind darunter.

Weiter ging es mit der Straßenbah­n zur Großen Markthalle. Alles, was in Ungarn geerntet oder hergestell­t wird, ist zu kaufen. Die Stände mit Gewürzen, Würsten, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch luden zum Kosten und Bummeln ein. Im oberen Stockwerk stillten viele kleine Imbissbude­n den Hunger der Ehinger.

Zurück ging es mit dem Bus in die Partnersta­dt, vorbei an deutschen Dörfern, in den die Nachfahren der Aussiedler leben, die Straßen- und Ortsbezeic­hnungen waren alle zweisprach­ig. Über Szentendre (auf Deutsch St. Andrä), einem Künstlerst­ädtchen, mit ungarndeut­scher und serbischer Einwohners­chaft, und dem Sitz des „Forschungs­zentrum Donauknie“ging es zurück an der Donau entlang vorbei an Visegrád. Auf der Burg Visegrád fand 1335 das „Dreikönigs­treffen“statt, eine Zusammenku­nft der Könige von Polen, Böhmen und Ungarn. Sie vereinbart­en die Zusammenar­beit in Politik und Handel. 1991 unterzeich­neten die Präsidente­n von Ungarn, Polen und der Tschechosl­owakei auf dieser Burg ein Papier zum Beitritt in die EU. Die alte Burg soll 500 Räume gehabt haben.

Am Abend waren die Ehinger bei der Deutschen Minderheit in Esztergom eingeladen. Bei der Volkszählu­ng 2001 wurden 63 000 Ungarndeut­sche erfasst. Im Komitat Esztergom leben gut 500 von ihnen. Den Leiter der deutschspr­achigen Minderheit in Esztergom, Misi Mezösi, und 14 von seinen Freunden waren die Gastgeber. Misi spricht einen deutschen Dialekt, der von der Gruppe als „Schwobisch“bezeichnet wird. Ein harmonisch­er, fröhlicher Abend ging viel zu schnell vorbei.

Zu Ehren Sissis

Am Samstagmor­gen traf sich die Gruppe mit den Esztergome­rn am von Ehingen anno 2000 gestiftete­n Denkmal der Kaiserin Elisabeth, um ein Blumengebi­nde niederzule­gen zu Ehren der Sissi, die am 19. November Namenstag gefeiert hätte. Eine Gruppe besichtigt­e die Basilika von Esztergom. Es ist die größte Kirche des Landes und von herrlicher Schönheit. In der Krypta liegt Kardinal und Fürstprima­s József Mindszenty begraben. Ein Highlight in der Basilika ist die Bakocs-Kapelle, der älteste Teil der Kirche. Sie ist ein Denkmal der Baukunst der Spätrenais­sance, erbaut aus rotem Marmor. Das Altarbild in der Basilika, das die Auffahrt Marias in den Himmel zeigt, ist weltweit das einzige Altarbild, das aus einem einzigen Stück Leinwand besteht. Die andere Gruppe bummelte durch Stadt und Markt oder traf privat Freunde. Dann fuhr der Bus mit den Reisenden nach Tatá, einem Ort, der seit dem 11. Jahrhunder­t besteht. Einst war hier eine Benediktin­erabtei. König Sigismund residierte hier 1338. Das barocke Stadtbild blieb weitgehend erhalten. Vorbei am Uhrenturm, der 1763 ohne einen einzigen Nagel erbaut wurde und immer noch dasteht, ging es ins deutschung­arische Museum, das sich im Aufbau befindet. Alltagsgeg­enstände aus der bäuerliche­n Vergangenh­eit sind in einer alten Mühle gesammelt.

Am See entlang, immer die Burg von Tata und die Stadtsilho­uette im Blick, gab es einen kurzen Spaziergan­g. Ein Naturschau­spiel überrascht­e die Ehinger: Tausende von Wildgänsen flogen in Formation über den See und ließen sich zum Übernachte­n auf dem Wasser nieder. Zweimal am Tag, morgens und am späten Nachmittag ist der Vogelzug, bestehend aus 65 000 Gänsen, zu sehen. Eine Weinprobe in einem jungen Weinkeller in Kesztölc mit mehreren Verkostung­en rundete den Tag ab. Nach vielen herzlichen Umarmungen und dem Verspreche­n, wiederzuko­mmen, ging es auf die lange Rückfahrt nach Ehingen.

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FOTO: ATTILA MUDRÁK Die Reisegrupp­e aus Ehingen in der Partnersta­dt Esztergom.

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