Schwäbische Zeitung (Ehingen)

In den Tiefen des Drogenschm­uggels

Im Prozess gegen ein Trio aus der Region werden Aussagen der Polizei angezweife­lt

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ULM/ERBACH (sz) - Eigentlich sah der Prozess am Ulmer Landgerich­t, in dem gegen drei wegen Drogenschm­uggels und -handels angeklagte Männer zwischen 35 und 37 Jahren verhandelt wird, die in der Region ihren Wohnsitz haben und eine Wohnung in Donauriede­n als Drogenumsc­hlagplatz genutzt haben sollen, für Außenstehe­nde zu Beginn recht klar aus.

Das Trio war beim Schmuggel einer größeren Menge Marihuana an der Grenze zwischen Deutschlan­d und Tschechien festgenomm­en worden, die Beweislage schien ziemlich klar (die SZ berichtete). Inzwischen ist aber vieles unklar, wie auch der zweite, acht Stunden minus Mittagspau­se dauernde, Verhandlun­gstag zeigte.

Es gab gleich mehrere Unterbrech­ungen, in denen sich das Gericht unter Vorsitz von Wolfgang Fischer jeweils zur Beratung zurückzog. Verfahrens­fehler, Anträge, Anregungen und Ähnliches waren der Grund dafür. Der Verteidige­r eines der Mitangekla­gten – als Haupttäter gilt ein Discotheke­nbetreiber aus Erbach, gegen den auch noch ein Verfahren wegen Anstiftung zum Mord läuft – sagte am Ende spöttisch: „An diesem Verfahren werden wir noch sehr viel Spaß haben.“

Schon am ersten Verhandlun­gstag hatten die Anwälte der drei Angeklagte­n vor allem „wegen Verfahrens­hinderniss­en und unzureiche­nden Akten“die Einstellun­g gefordert. Dies lehnte das Gericht ebenso ab wie das Abnehmen der Fußfesseln bei den Angeklagte­n.

In der Folge wollte die Verteidigu­ng eine Änderung der Anhörung von Zeugen, von denen sieben geladen waren, aus Zeitgründe­n letztlich aber nur drei zu Wort kamen. So sollte der Hauptermit­tler des Polizeiprä­sidiums Ulm als erster in den Zeugenstan­d treten, weil dessen Aussagen von besonderer Bedeutung seien. Dem stimmte das Gericht zu.

Der Polizeibea­mte schilderte in aller Ausführlic­hkeit die Vorgeschic­hte des 3. März dieses Jahres, an dem die Festnahme erfolgte. Dies war der Tag, als der Discotheke­nbetreiber wegen des Verdachts des Drogenhand­els abgeführt wurde. Die Polizei erlangte durch die Überwachun­g der Telekommun­ikation der Angeklagte­n und verdeckte Ermittlung­en Erkenntnis­se. Ausführlic­h und fast bewundernd schilderte der Polizist, wie raffiniert das Trio und andere nicht vor Gericht stehende, mit diesem Trio mutmaßlich zusammenar­beitende Männer vorgegange­n seien.

Sie hätten zum Beispiel bei verschiede­nen Drogen-Beschaffun­gsfahrten, insbesonde­re in die Niederland­e, nach Spanien und Tschechien, viele mobile Telefone mit sich geführt, bei denen geschickt ständig die Sim-Karten gewechselt wurden. Auf viele Fragen wusste er aber keine oder keine genaue Antwort, weil er an diversen Vorgängen und Operatione­n nicht selbst beteiligt war. Die Verhaftung der mutmaßlich­en Täter habe er aber selbst vorgenomme­n.

Die danach als Zeugen auftretend­en zwei Beamten der Bundespoli­zei am Standort Pirna, die an der tschechisc­hen Grenze eingesetzt waren, berichtete­n, wie sie bei einer „ganz normalen“Kontrolle des Kurierfahr­zeugs – ein Begleitfah­rzeug, in dem die Insassen offensicht­lich vorausfahr­end die Lage checken sollten, verschwand zu diesem Zeitpunkt – nichts gefunden hätten.

Der Beamte vom Polizeiprä­sidium Ulm wurde am Nachmittag noch einmal von der Verteidigu­ng lange und intensiv befragt. Unter anderem erzählte er, dass es gegen den Hauptangek­lagten wegen Drogenhand­els früher schon andere Verfahren gegeben habe. Er sei bei Observatio­nen selbst dabei gewesen und aus Tschechien habe die deutsche Polizei ermittlung­stechnisch­e Unterstütz­ung erhalten. Und auch Interpol in Moldawien habe Hinweise gegeben. Die Verteidige­r zweifelten manche Aussagen des Polizeibea­mten an oder bezeichnet­en sie als mitunter leicht verwirrend. Das Verfahren sei „kontaminie­rt“, es gebe prozessual­e Probleme und man widersprec­he der Verwertung von Beweisen vor allem aus der verdeckten Ermittlung.

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FOTO: DPA Drogen sollen drei Männer aus der Region geschmugge­lt haben.

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