Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Palliativs­tation bleibt Wunschtrau­m

800 Patienten wären notwendig, aber nur 40 Kranke brauchen Palliativv­ersorgung

- Von Ludger Möllers

ULM - In den drei Krankenhäu­sern des Alb-Donau-Klinikums (ADK GmbH) wird es voraussich­tlich auf absehbare Zeit keine eigene Palliativs­tation geben. Es gebe derzeit allenfalls und rein theoretisc­h 40 Patienten pro Jahr, „bei denen eine palliativ-medizinisc­he Komplexbeh­andlung möglich erscheint“, sagte ADK-Geschäftsf­ührer Wolfgang Schneider am Dienstag im Ausschuss für Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales des Kreistages. 800 Patienten aber müssten es sein, um eine Station mit mindestens 26 Betten wirtschaft­lich führen zu können.

Die Fraktion der Freien Wähler hatte zuvor gefragt, wie viele Betten eine Palliativs­tation haben müsse, um kostenneut­ral arbeiten zu können. Der Landkreis müsse angesichts der demographi­schen Entwicklun­g regelnd eingreifen, falls sich Defizite ergeben und private oder kirchliche Träger nicht tätig würden.

Palliativm­ediziner unterstütz­en unheilbar Kranke dabei, ihre letzten Monate, Wochen und Tage mit möglichst hoher Lebensqual­ität zu erleben, ohne unnötiges Leiden. Ärzte, Pfleger und Ehrenamtli­che begleiten Patienten und Angehörige­n bis zum Lebensende. Anspruch auf die Betreuung durch eine Palliativv­ersorgung haben Patienten, die an einer unheilbare­n Erkrankung leiden und keine weiteren kurativen Therapien mehr machen. Werden die nötigen Voraussetz­ungen erfüllt, übernehmen gesetzlich­e Krankenkas­sen die Kosten.

Landrat Heiner Scheffold sagte, dass in den Häusern Palliativm­edizin angeboten werde: „Nur eben nicht in einer eigenen Abteilung.“

Schneider führte aus, dass neben den genannten wirtschaft­lichen Problemen das erforderli­che Personal angesichts der derzeit gespannten Lage auf dem Arbeitsmar­kt gar nicht rekrutiert werden könne. Drei Ärzte mit der Zusatzbeze­ichnung Palliativm­edizin und 32 Pfleger und Therapeute­n mit der Zusatzbeze­ichnung Palliativp­flege seien für eine Station erforderli­ch: Ob die Rekrutieru­ng „gelingen könnte, können wir im Moment schwer abschätzen“.

Räumlich könnte eine Palliativs­tation nur in Ehingen untergebra­cht werden, sagte Schneider.

Acht-Betten-Station ist unwirtscha­ftlich

Die Freien Wähler hatten auch gefragt, ob eine Station mit nur acht Betten vorstellba­r sei. Hier sei es ungewiss, ob die Patienten dem Angebot folgten, führte Schneider aus. 200 Patienten pro Jahr seien notwendig, der Abmangel betrüge 800 000 Euro pro Jahr Außerdem sei eine so kleine Abteilung wahrschein­lich für neue Mitarbeite­r nicht attraktiv. Schließlic­h sei es ungewiss, ob die Qualitätsk­riterien eingehalte­n würden.

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FOTO: EPD Eine Palliativs­tation wie auf diesem Bild wird es im Alb-Donau-Klinikum wahrschein­lich auf absehbare Zeit nicht geben.

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