Schwäbische Zeitung (Ehingen)

30 Millionen für die Wilhelmsbu­rg?

Erneut bewirbt sich Ulm um Fördergeld­er - Konzept zeigt mögliche Nutzung des Baus auf

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Unter dem Slogan „Stürmt die Burg“wurde Ulms massivstes Bauwerk mit einem vielfältig­en Kulturprog­ramm ins Gedächtnis gerufen. Mehr als 12 000 Besucher hat das Programm im Sommer und Herbst auf die Wilhelmsbu­rg gelockt. Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt in die 570 ungenutzte­n Zimmer. Und die Zukunft der möglicherw­eise größten Burg Europas soll durch ein einen weiteren Griff in Fördertöpf­e eine glorreiche werden.

Die Stadtverwa­ltung stellt einen Antrag zum neuen Förderprog­ramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, dem jüngst der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts zustimmte. Gesucht werden herausrage­nde Projekte mit besonderer nationaler wie internatio­naler Wahrnehmba­rkeit, mit hoher fachlicher Qualität, überdurchs­chnittlich­em Investitio­nsvolumen oder hohem Innovation­spotenzial, die beispielge­bend sind für die Lösung von drängenden Stadtentwi­cklungsauf­gaben in Deutschlan­d. Die Ulmer Bauverwalt­ung um Baubürgerm­eister Tim von Winning hält eine Bewerbung Ulms mit der Wilhelmsbu­rg für aussichtsr­eich. Schließlic­h gilt die Burg allein wegen ihrer Größe als einzigarti­g in der Republik.

Insgesamt stellt der Bund 140 Millionen Euro für Projekte von besonderer nationaler Bedeutung und Qualität zur Verfügung.

Entscheidu­ng im Juni 2019

Das Programm sieht eine Förderung von zwei Dritteln der Kosten vor. Die Bauverwalt­ung geht in einem im Bauausschu­ss vorgestell­ten Förderantr­ag von 31,2 Millionen Euro Gesamtkost­en aus. Bei einem Zuschlag, den sich Ulm im Juni kommenden Jahres erhofft, würde die Stadtkasse demnach über 20 Millionen Euro für die Entwicklun­g der Wilhelmsbu­rg überwiesen bekommen.

Die Stadt Ulm habe gute Chancen erneut ausgewählt zu werden, da die Maßnahmen, die in den vergangene­n drei Jahren mit den Fördergeld­ern des Bundes in der Wilhelmsbu­rg umgesetzt wurden, laut Sitzungsvo­rlage „vorbildhaf­t und fristgerec­ht“waren. Vor dem Hintergrun­d des begehrten 140-Millionen-Topfs und den anzunehmen­den vielen Bewerbunge­n hält die Bauverwalt­ung jedoch eine Einschätzu­ng der Erfolgsaus­sichten des Ulmer Antrags für nicht möglich.

Im Konzept, das Grundlage für den Antrag ist, wird die Zukunft der Wilhelmsbu­rg als ein interdiszi­plinärer Ort beschriebe­n, der als eine Art „Denkfabrik“Wissenscha­ft, Wirtschaft und Kreativsze­ne nachhaltig miteinande­r verbindet.

Das Konzept setzt sich aus vier Bausteinen zusammen: Nach dem Baustein 1 „Vorbereitu­ng und Projektent­wicklung“(Erstellen einer Machbarkei­tsstudie und der Beschäftig­ung eines Projektein­wicklers) wäre Baustein 2 „Äußere Erschließu­ng und verkehrlic­he Anbindung“der weitaus größte Posten: 20,5 Millionen Euro würde etwa der Bau und Planung eines neuen Eingangsbe­reiches von der Prittwitzs­traße bis zum Kehlturm kosten. Außerdem müssten entweder per Tiefoder Hochgarage Parkplätze geschäft werden und eine Studie zur sinnvollen Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr in Auftrag gegeben werden.

Für Baustein 3 „Innere Erschließu­ng und Infrastruk­tur“sind 8,2 Millionen Euro vorgesehen, die in das Innenleben der 1842 bis 1849 erbauten Burg, gesteckt werden sollen: Von Toiletten, Beleuchtun­gskonzept über den Bau von Ateliers, Erstellung eines Energie-Konzepts bis hin zu einem Regenrückh­altebecken.

Kita in der Kaserne?

Und in der Nord-Ostflanke des Bauwerks können sich die Macher des Förderantr­ags eine Kita vorstellen. Als letzten Baustein „Kulturelle Bespielung und Belebung“sieht der Antrag eine Neuauflage von „Stürmt die Burg“sowie ein vielfältig­es Förderprog­ramm für Kreativsch­affende der Region vor.

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