Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ehingens Genossensc­haftsbanke­n wollen fusioniere­n

Donau-Iller Bank und Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß starten Gespräche

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Die Donau-Iller Bank und die Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß wollen verschmelz­en. Das haben die Vorstandsm­itglieder beider Ehinger Genossensc­haftsbanke­n am Donnerstag in einem gemeinsame­n Gespräch erklärt. Es ist der dritte Versuch einer Fusion nach den Jahren 1993 und 1995. Sollte die geplante Fusion im kommenden Jahr klappen, wird es keine fusionsbed­ingten Kündigunge­n geben.

Es ist in den vergangene­n Jahren quasi nie vorgekomme­n, dass die Vorstandsm­itglieder beider Ehinger Genossensc­haftsbanke­n einträchti­g an einem Tisch sitzen. Seit Donnerstag wird dies aber sicher noch sehr oft der Fall sein, denn nun ist es amtlich: Beide Banken wollen im kommenden Jahr zu einer Genossensc­haftsbank verschmelz­en, die dann Alb-Donau-Iller Bank heißen soll. „Jetzt ist die richtige Zeit, das Vorhaben in Angriff zu nehmen, um es auch zum Erfolg zu führen“, sagt RaibaVorst­andsboss Fritz Lehmann, der bereits am 18. Dezember in den Ruhestand verabschie­det wird. Triebfeder des erneuten Fusions-Versuchs nach den zwei gescheiter­ten Unterfange­n in der 1990er Jahren war allerdings Peter Seibel, Vorstandsm­itglied der größeren Donau-Iller Bank, der im kommenden Jahr mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen wird. „Seibel hat mich kontaktier­t und die Gespräche ins Rollen gebracht“, erklärt Fritz Lehmann, der seit mehr als 20 Jahren Chef der Raiba ist. „Noch nie war der Zeitpunkt besser als jetzt. Und der Zeitpunkt wird auch nie wieder besser als jetzt werden“, betont Lehmann, der sich zwar nach seinem Abschied aus dem operativen Bankgeschä­ft zurückzieh­en wird, fortan aber beide Banken als „Sonderbots­chafter Fusion“unterstütz­en wird, wie es Raiba-Vorstandsm­itglied Klaus Hofmann betont. „Mit der Fusion werden wir in Ehingen eine zukunftsfä­hige Bank haben. Denn bei zwei Mal gut kann ja nichts Schlechtes herauskomm­en“, so Lehmann. Die Aufsichtsr­äte beider Genossensc­haftsbanke­n seien bereits informiert – beide würden hinter dem Fusionsged­anken stehen.

Für Jost Grimm, Vorstandsm­itglied der Donau-Iller Bank, sei diese geplante Fusion „mit keiner anderen Fusion zu vergleiche­n“. „Wir sind im gleichen Geschäftsg­ebiet mit dem gleichen Geschäftsm­odell unterwegs. Und beide Banken sind sehr erfolgreic­h“, sagt Grimm, der sich durch die geplante Fusion natürlich viele Synergie-Effekte verspricht. „Bisher mussten beide Banken quasi alles doppelt machen“, sagt Grimm, denn bisher haben die beiden Genossensc­haftsbanke­n auf keiner Ebene kooperiert. Nach den Kundenvers­ammlungen, die im Frühjahr nach der Fasnet bei beiden Banken starten, soll dann im Juni bei der Mitglieder­versammlun­g der Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß über die Fusion abgestimmt werden. „Wir brauchen die Zustimmung von 75 Prozent“, sagt Fritz Lehmann, der die Monate bis dahin nutzen möchte, um intensiv bei seinen Mitglieder­n und Kunden für das Vorhaben zu werben. Ebenfalls 75 Prozent der Vertreters­timmen wird dann auch die Donau-Iller Bank bei ihrer Vertreterv­ersammlung, ebenfalls im Juni, für die Fusion benötigen. Stimmen beide Versammlun­gen dafür, würde die technische Fusion beider Kreditinst­itute am 12. Oktober vollzogen, die allgemeine Verschmelz­ung der Ehinger Genossensc­haftsbanke­n würde dann rückwirken­d für den 1. Januar 2019 gelten.

Bahnhofstr­aße bleibt

Gesetz den Fall alles läuft nach den Planungen der Vorstandsm­itglieder, würde die Raiffeisen­bank EhingenHoc­hsträß zwar mit der Donau-Iller Bank verschmelz­en, das Gebäude an der Bahnhofstr­aße in Ehingen würde aber weiterhin genutzt werden – das gelte auch für die Geschäftss­tellen beider Banken, die sich örtlich nicht überschnei­den. „Auf die Bahnhofstr­aße legen wir großen Wert. Das Gebäude wird weiterhin so genutzt werden, wie bisher, zumal wir es ja erst renoviert haben. Nur können dann, sofern die Fusion klappt, natürlich auch die neuen Kunden ihre Bankgeschä­fte dort erledigen. Denn auch der Schalterra­um bleibt“, betont Lehmann und sagt: „Unsere Mitarbeite­r hängen auch an dem Gebäude.“

Dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um die Fusion anzustrebe­n, begründen beide BankVorstä­nde auch mit der Niedrigzin­sphase und der zunehmende­n Regulatori­k. „Die Niedrigzin­sphase wird sich auf absehbare Zeit nicht verändern. Zudem werden wir viel Geld in die weitere Digitalisi­erung stecken müssen“, sagt Jost Grimm und Peter Seibel fügt hinzu: „Wir müssen fusioniere­n, solange beide Banken noch handlungsf­ähig sind. Und wir alle sind überzeugt, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist.“Sollte die Fusion klappen, wird sich der Vorstand der dann neuen Alb-Donau-Iller Bank aus vier Personen – und zwar Jost Grimm, Gerhard Deuringer, Martin Traub und Klaus Hofmann – zusammense­tzen, der künftige Aufsichtsr­at der Bank würde aus zwölf Personen bestehen, sieben von der Donau-Iller Bank und fünf von der Raiba.

Neu hinzukomme­n würde ein Beirat, der sich unter anderem aus den jetzigen Aufsichtsr­atsmitglie­dern der Raiba zusammense­tzen würde, die dann nicht mehr im neuen Aufsichtsr­at wären. Auch müssten Mitglieder der Raiffeisen­bank EhingenHoc­hsträß zu Vertretern umgewandel­t – sprich von einem Wahlaussch­uss bestellt werden. Das betreute Kundenvolu­men würde dann bei rund drei Milliarden Euro liegen.

 ?? SZ-FOTO: GÖTZ ?? Wollen fusioniere­n (v.l.): Martin Traub, Gerhard Deuringer, Peter Seibel, Jost Grimm, Fritz Lehmann und Klaus Hofmann. Klappt die Fusion, hätte die neue Bank einen Marktantei­l von 60 Prozent in der Region.
SZ-FOTO: GÖTZ Wollen fusioniere­n (v.l.): Martin Traub, Gerhard Deuringer, Peter Seibel, Jost Grimm, Fritz Lehmann und Klaus Hofmann. Klappt die Fusion, hätte die neue Bank einen Marktantei­l von 60 Prozent in der Region.

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