Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Inspiratio­nen werden ihm täglich serviert

Redakteur und Autor Rolf Waldvogel spricht in Ehingen über sein aktuelles Buch

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Viele Leser der Schwäbisch­en Zeitung freuen sich jeden Freitag auf die Sprachplau­dereien von Rolf Waldvogel. Der frühere Kulturchef der Zeitung hat nun zum zweiten Mal 80 seiner schönsten Sprachplau­dereien, wie er sie nennt, zu einem Buch zusammen gefasst mit dem Titel „des Pudels Kern“.

Aus diesem Buch hat Waldvogel jetzt im Franziskan­er gelesen und dabei viele Anekdoten erzählt. Er werde oft gefragt, ob ihm der Stoff nicht ausgehe. „In den Medien werden einem die Themen förmlich serviert. Man muss als Journalist immer neugierig sein, aber auch fit in der Sprache. Und Anregungen aus der Leserschaf­t zeigen, dass die Leute Interesse an der Sprache haben“, sagte Waldvogel dazu.

Zudem ergänzte er: „Ich sehe meine Sprache einem Zangengrif­f ausgesetzt. Durch Simsen und Twittern ändert sich die Schriftspr­ache. Die Halbwertze­it wird immer kürzer.“Menschen, so Waldvogel, würden zum Schludern in der Sprache eingeladen. Anglizisme­n bringen den studierten Anglisten auf die Palme, da sei viel Wichtigtue­rei und Dummheit dabei, grammatika­lische Sicherheit und sprachlich­e Eleganz leiden. Menschen wissen oft nicht, was sie auf Englisch lesen. Nachdem sie auf einer Biker-Jacke mal „Bad Seven“gesehen hatte, fragte eine Kollegin, „wo liegt eigentlich Bad Seven?“, berichtet der Journalist. Bei einer „Backbone Wahlparty“habe ein Bäuerle ganz arglos gefragt, was Backbohnen seien, er kenne nur Backerbsen, so Waldvogel weiter. „Night2day“war mal auf einem Prospekt für Schlafanzü­ge gedruckt, was sich dem Empfänger auch nicht gleich erschloss. Und bei „Pockettasc­hentücher ginge einem ja wohl das Messer im Sack auf, fand Waldvogel.

„Das Wort Gesocks hat Hochkonjun­ktur, es rührt her von auf die Socken machen, herumstreu­nen. Gesocks an allen Fronten, das Gesocks aus dem Orient, das braune Gesocks, Hauptsache man schreibt mit Schaum vor dem Mund. Das Verletzung­spotential bei dem Wort Gesocks ist ungeheuer“, fand der Sprach-Kolumnist.

Skurril finde Waldvogel oft Todesanzei­gen „vom Acker in die Ewigkeit“, „ich habe es geschafft“bis „ich bin dann mal weg“ist da zu lesen. Redensarte­n seien ebenfalls eine wunderbare Quelle für Waldvogels Sprachplau­dereien. „Wie Ziethen aus dem Busch“bezieht sich auf einen General Friedrich des Großen, der immer in größter Not plötzlich zur Stelle war. Die Schreibwei­se des Wortes „Breschtlin­g“könne unter Schwaben und Alemannen Blutfehden auslösen, Waldvogel hatte eine Liste mit 20 Variatione­n parat.

Der Titel des Buches rühre übrigens aus dem „Faust“von Goethe, verbarg sich dort doch im Pudel des Faust der Teufel, soll heißen, dass in vielen Dingen ganz etwas anderes steckt, als man auf den ersten Blick sieht.

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SZ-FOTO: KÖ Zwei Sprachfors­cher unter sich Rolf Waldvogel im Gespräch mit Hermann Wax.

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