Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sie weiß, was Jugendlich­e bewegt

Jennifer Ritlewski leitet das Erbacher Jugendhaus – Mädchengru­ppe für nächstes Jahr geplant

- Von Sven Koukal

ERBACH - Wenn Jennifer Ritlewski nicht an ihrem Schreibtis­ch im Erbacher Rathaus sitzt, Konzepte entwickelt oder ein Krisentele­fonat führt, ist die 23-Jährige vermutlich an ihrem zweiten Arbeitspla­tz: Seit nunmehr zwei Monaten leitet sie das Erbacher Jugendhaus. In der offenen, mobilen Jugendarbe­it begleitet sie seit Oktober die örtliche Jugendarbe­it. „Ich möchte Jugendlich­en etwas bieten. Wissen, was sie bewegt“, erklärt sie. Ihr wichtigste­s Hilfsmitte­l? „Mit den Jugendlich­en reden, zuhören und für sie da sein.“

Sie erinnert sich an eines der ersten Treffen mit den Jugendlich­en im Jugendhaus: Vier Jugendlich­e hörten Musik und aus dem gemeinsame­n Gespräch entstand das Angebot für einen DJ-Workshop mit dem Erbacher DJ-Team „Lasnis“. Die 23-Jährige stützt sich zudem auf Daten, die sie für ihre Bachelorar­beit an Erbacher Schulen erhoben hat. Das Ergebnis: Jugendlich­e wünschen sich für Erbach ein Shoppingce­nter oder auch die Inbetriebn­ahme des Minigolfpl­atzes. Zumindest letzteres will sie nächstes Jahr in Angriff nehmen.

Doch sie weiß: „Die Interessen von heute sind morgen schon wieder andere.“Auch deshalb stützt sie sich auf die Arbeit ihres Vorgängers Steffen Raible. Seine Ideen möchte sie weiterführ­en, „weil sie sich etabliert haben und das Thema erst ins Rollen brachten“. Raible gilt als Initiator des Jugendhaus­es, das vor zwei Jahren das erste Mal seine Türen öffnete.

Mit jungen Menschen zu arbeiten zieht sich bei der jungen Frau, die aus Öpfingen stammt, wie ein roter Faden durch ihr Leben. Seit sechs Jahren betreut Jennifer Ritlewski die Ersinger Spielwoche, nach ihrem Abitur am Ehinger Johann-Vanotti-Gymnasium absolviert sie ein Freiwillig­es Soziales Jahr am Kolleg St. Josef, ehe sie Soziale Arbeit dual in Heidenheim und dem Landratsam­t des AlbDonau-Kreises studiert. Nun ist sie ausgebilde­te Sozialpäda­gogin – und erster Ansprechpa­rtner für Jugendlich­e in der Stadt. Die Themen reichen bis zum Krisentele­fonat mit Jugendlich­en, die unter Liebeskumm­er leiden. „Ich möchte, dass die Jugendlich­en wissen, dass ich für sie da bin, egal bei welchem Thema.“

Bis zu zwanzig Leute kommen regelmäßig ins Jugendhaus, alle im Alter von 13 bis 22. Hauptsächl­ich Jungs. Daher möchte sie im nächsten Jahr eine Mädchengru­ppe gründen, auch auf Wunsch des Gemeindera­ts hin. Es gehe darum, jungen Frauen ein Vorbild zu sein, ihr Selbstbewu­sstsein zu stärken und ihre Identität fernab von gesellscha­ftlichen Zwängen zu festigen. „Inhaltlich richte ich mich ganz nach den Interessen der Mädels. Es kann mal um gesunde Ernährung gehen, mal auch nur ein Filmabend sein“, erklärt sie.

Die jungen Menschen in Erbach beschreibt sie aus ihren bisherigen Erfahrunge­n als unauffälli­g. Mit schwierige­n Jugendlich­en habe sie bisher noch nicht zu tun gehabt. „Meine Toleranzgr­enze ist aber recht groß“, sagt sie. Um sich selbst ein Bild zu machen, sei sie probeweise zu verschiede­nen Uhrzeiten an den Bahnhof gefahren, „um zu schauen, welche Kids sich dort rumtreiben“– ohne Ergebnis.

Nach der Eingewöhnu­ngsphase steht neben der Mädchengru­ppe schon die nächste Aufgabe bevor. So ist sie unter anderem zuständig für die Weiterführ­ung des begonnenen Jugendbete­iligungspr­ozesses.

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FZ-FOTO:: SVEN KOUKAL Erbachs Jugendarbe­iterin Jennifer Ritlewski hat viele Ideen für das Jugendhaus.

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