Damit die Kinder eine Zukunft haben
Der Verein Ecuador-Hilfe will die Welt in einem kleinen Dorf ein wenig besser machen
● ALLMENDINGEN/EL LAUREL - Seit 1987 engagiert sich Familie Zagst, die ihre Wurzeln in Allmendingen hat, für die Einwohner von El Laurel, ein kleines Dorf in Ecuador. „Im Sommer ist es dort trocken, dann kriegen die Landwirte nichts in den Boden“, sagt Rudi Zagst, seit einem Jahr Vorsitzender der Ecuador-Hilfe. „Wenn dann die Regenzeit kommt, ist alles überschwemmt, das ist ein Problem in der Region.“Der Verein hilft den Menschen dabei, sich selbst zu helfen, um später für sich und ihre Mitmenschen Verantwortung übernehmen und eine bessere Zukunft gestalten zu können.
Die Geschichte der Ecuador-Hilfe beginnt im Jahr 1986. Padre Lothar Zagst besuchte damals die Gemeinde in Ecuador auf Bitten einer Missionsschwester. Er war der Cousin des Vaters von Rudi Zagst, im Oktober 2016 starb er. Das Leben in El Laurel ist sehr ländlich geprägt. Lothar Zagst baute mehrere Projekte dort auf und gründete die Stiftung „Fundación Hermano Miguel“. Der Verein in Deutschland schließlich wurde zur Unterstützung der Stiftung gegründet. Die Hauptprojekte vor Ort sind eine katholische Schule und ein Waisenhaus.
„Leiden tun immer die Kinder“, sagt Rudi Zagst. „Sie können sich nicht selbst helfen, weil zum Beispiel die Familie fehlt. Und dann haben sie keine Chance.“Daher helfe man Kindern aus schwierigen Verhältnissen, die sonst auf der Straße landen würden. Viele hätten Erfahrungen mit Drogen in der Familie gemacht oder wurden geschlagen. Im Waisenhaus Casa Keller erhalten sie ein Zuhause, das sie dabei unterstützen soll, irgendwann ihr Leben eigenständig in die Hand nehmen zu können. „Es ist das größte Projekt, das wir haben“, sagt Rudi Zagst über das Heim. Ausgebildete Betreuer würden sich vor Ort um die Kinder kümmern. Es wird dafür gesorgt, dass sie in die Schule gehen können und eine Ausbildung erfahren.
Hilfe sei derzeit vor allem für die nahegelegene Don-Bosco-Schule nötig. „Die Einnahmen der Familien brechen weg“, erklärt Rudi Zagst. Deshalb bräuchten viele Unterstützung, um Schulgeld, Schulkleidung und Schulmaterialien beschaffen zu können. Die Stiftung übernimmt die Hälfte des Schulgelds, für Kinder aus dem Waisenhaus übernimmt sie es ganz. Weil im nahegelegenen Venezuela Chaos herrsche, würden viele Menschen von dort nach Ecuador flüchten. Das bringe mehr Herausforderungen mit sich, denn alle würden Arbeit suchen, erklärt Rudi Zagst. „Durch das Überangebot an Arbeitskräften steigt die Arbeitslosigkeit“– oder aber die Löhne sinken.
Weil es zu trocken war, sei auch die Ernte in diesem Jahr schlecht gewesen. In einer Reismühle, ein weiteres Projekt der Stiftung, können die Bauern ihre Ernte lagern. „Wenn sie kein Lager haben, wird es sonst schamlos ausgenutzt und die Leute müssen ihre Ernte zu Dumping-Preisen verkaufen.“Rudi Zagst war im Jahr 1988 schon einmal selbst vor Ort. „Deshalb kenne ich die meisten Leute dort persönlich.“Er habe „unheimlich fröhliche und dankbare Menschen“erlebt, sagt er. „Mir ist die große Armut aufgefallen, aber genauso eine große Herzlichkeit.“Auch wenn die Menschen nicht viel hätten, würden sie den Gästen stets etwas zu essen und trinken anbieten.
Als Lothar Zagst in den 1980erJahren vor Ort mit seiner Arbeit begann, hatten die Leute in El Laurel kein fließend Wasser, keinen Zugang zu Medizin und viele Kinder gingen nicht zur Schule. In der Folge wurde neben der Schule und dem Heim eine Medizinstation aufgebaut, außerdem wurden verschiedene Ausbildungen angeboten. Das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“wird großgeschrieben. Medizin gibt es für die Familien beispielsweise nicht umsonst, erklärt Rudi Zagst. „Jeder muss selbst einen Beitrag leisten oder die Leute sammeln für jemanden, der nichts hat.“
„Es gibt auch viele, die später studieren möchten“, erklärt der 57-Jährige. Sie würden durch Stipendien unterstützt. Auch bei ihnen werde geschaut, dass sie sich wiederum für die Gemeinschaft einbringen. Ein Beispiel seien zwei Einwohner, die später als Ingenieure für das nötige Wassersystem vor Ort gesorgt haben.