Schweinepest: Landkreis rüstet sich gegen Seuche
Sechs Verwahrstellen für Tierkörper werden eingerichtet – Eine davon ist in Merklingen bereits im Betrieb
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MERKLINGEN - Die Angst vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest ist da. Ein Seuchenfall ist in Deutschland – und so auch im AlbDonau-Kreis – noch nicht aufgetreten. Der Landkreis trifft jetzt erste Präventivmaßnahmen und richtet im Kreisgebiet sechs so genannte Verwahrstellen ein.
Dietenheim, Ehingen, Langenau, Schelklingen- Justingen, Westerstetten und Merklingen: Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Merklingen ist Anfang November die voll funktionstüchtige Verwahrstelle in Betrieb gegangen. Jetzt zeigt der Landkreis erstmals, wie das System funktioniert, was damit bezweckt werden soll und wie in Zukunft mit der Thematik umgegangen wird.
Das Risiko der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest nach Deutschland werde vom FriedrichLöffler-Institut – dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – weiterhin als sehr hoch eingestuft. Die Baltischen Staaten, Polen, Belgien oder auch Tschechien sind betroffen, erklärt Hans-Joachim Butscher, der Leiter des Fachdienstes Verbraucherschutz und Veterinärangelegenheiten im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises. Der Amtstierarzt zeigt auch auf: Bisher ist eine Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest nur in Tschechien geglückt.
Vorbereitung für den Ernstfall
Damit es im Alb-Donau-Kreis gar nicht so weit kommt, werden diese Präventionsmaßnahmen getroffen. „Es gab die Überlegung, wie man damit umgehen kann – auch schon in der Friedenszeit, also in der Zeit, bei der keine Seuche auftritt, und als Vorbereitung für den Ernstfall“, sagt Butscher. Die sechs Verwahrstellen sollen der seuchenhygienischen Entsorgung von Tierkörpern und Körperteilen dienen. Dabei geht es ausschließlich um Schwarzwild.
Das heißt: Gerade bei den derzeitigen Drückjagden sollen die Jäger nach dem Aufbrechen des Schwarzwildes die Innereien und die Schwarte zur Verwahrstelle bringen. Dort steht das Konstrukt bereit, das aus mehreren Teilen besteht. Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Merklingen steht eine Kühleinheit bereit. „Das ist auch die Kernstelle“, erklärt Amtstierärztin Kristin Heidrich. In dieser Kühlzelle stehen zwei 240 Liter große gelbe Tonnen bereit. Bei sehr großen Kadavern kann ein Edelstahlcontainer genutzt werden. Dieser ist auch für Tiere gedacht, die beispielsweise bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen oder im Wald tot aufgefunden werden. Der Container ist allerdings nicht gekühlt, so dass eine Abholung umgehend arrangiert werden muss. Die Entsorgung übernimmt der Landkreis. Wöchentlich findet eine Abholung durch die TBA statt. Angedockt ist zudem eine schwarze Truhe, in der sich Beprobungsmaterial, Desinfektionsmittel und eine Liste mit Angaben zum Tierkörper befinden. Heißt: Die Jäger notieren, wo ein Tier erlegt und aufgefunden wurde. „Dadurch, dass die Innereien und die Schwarte in den Verwahrstellen abgegeben werden, soll die Hygiene steigen“, zeigt Butscher auf. Bisher konnten diese im Wald hinterlassen, also entsorgt, werden.
Seit Anfang November sind in Merklingen zwölf Abnahmen erfolgt. Die Abgabe von Schwarzwild sollte nach Möglichkeit während den Öffnungszeiten der Straßenmeisterei, also montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr und freitags von 7 bis 12 Uhr, erfolgen. Aufgrund der Drückjagden gibt es aber auch Abgabemöglichkeiten am Wochenende, die dann telefonisch vorher anzumelden sind.
Ein Jäger ist für die Betreuung der Verwahrstelle in Merklingen verantwortlich. „Das ist eine wichtige Aufgabe“, zeigt Butscher auf. Klar sei nämlich auch, dass dieses Verfahren für Jäger einen Mehraufwand bedeute. Doch der Druck sei groß – vor allem auch aus der Landwirtschaft. „Die Jäger wissen um die Afrikanische Schweinepest, wollen das auch in den Griff bekommen. Aber natürlich ist man nicht begeistert, wenn man zusätzliche Aufgaben übernehmen muss“, sagt der Amtstierarzt. Im Falle eines Seuchenausbruchs könnte der Handel mit Schweinefleisch der Region zum Stillstand kommen. Deswegen auch der enorme Druck auf die Jäger. Die versuchen vor allem jetzt bei der Drückjagd hohe Abschusszahlen von Wildschweine zu erreichen. „Aber das Wildschwein ist eben auch das intelligenteste Tier im Wald. Die Wildschweine sind einfach schlau“, so Butscher. Hinzu komme: Durch die warmen Temperaturen und die vielen Früchte an Buchen und Eichen habe die Populationsrate zugenommen.
Finanzielle Hilfe vom Land
Die Verwahrstelle in Merklingen ist jetzt als Übergang gedacht. Sobald ein geeigneter Standort gefunden sei, solle diese verlegt werden. Ziel ist allerdings eine Verwahrstelle, die 24 Stunden zugänglich ist. Auf 30 Quadratmetern, so ist der Plan, soll dann eine eingezäunte Verwahrstelle entstehen. Auf dem Gebiet wird eine Fertiggarage aufgestellt, in der die Kühlzelle sowie Reinigungsmöglichkeiten untergebracht sind. Die erste dieser Art soll Anfang des Jahres in Dietenheim in Betrieb gehen.
Die Anzahl mit insgesamt sechs Anlaufpunkten hat der Landkreis für sich festgelegt. Dabei sei wichtig gewesen, die Raumschaft abzudecken. Derzeit rechnet der Landkreis mit Kosten von 35 000 bis 40 000 Euro pro Verwahrstelle. Das Land bezuschusse mit 20 000 Euro pro Einheit. Im kommenden Jahr sollen dann alle sechs Verwahrstellen in ihrer endgültigen Form in Betrieb gehen können.