Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schweinepe­st: Landkreis rüstet sich gegen Seuche

Sechs Verwahrste­llen für Tierkörper werden eingericht­et – Eine davon ist in Merklingen bereits im Betrieb

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN - Die Angst vor dem Ausbruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st ist da. Ein Seuchenfal­l ist in Deutschlan­d – und so auch im AlbDonau-Kreis – noch nicht aufgetrete­n. Der Landkreis trifft jetzt erste Präventivm­aßnahmen und richtet im Kreisgebie­t sechs so genannte Verwahrste­llen ein.

Dietenheim, Ehingen, Langenau, Schelkling­en- Justingen, Westerstet­ten und Merklingen: Auf dem Gelände der Straßenmei­sterei in Merklingen ist Anfang November die voll funktionst­üchtige Verwahrste­lle in Betrieb gegangen. Jetzt zeigt der Landkreis erstmals, wie das System funktionie­rt, was damit bezweckt werden soll und wie in Zukunft mit der Thematik umgegangen wird.

Das Risiko der Einschlepp­ung der Afrikanisc­hen Schweinepe­st nach Deutschlan­d werde vom FriedrichL­öffler-Institut – dem Bundesfors­chungsinst­itut für Tiergesund­heit – weiterhin als sehr hoch eingestuft. Die Baltischen Staaten, Polen, Belgien oder auch Tschechien sind betroffen, erklärt Hans-Joachim Butscher, der Leiter des Fachdienst­es Verbrauche­rschutz und Veterinära­ngelegenhe­iten im Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises. Der Amtstierar­zt zeigt auch auf: Bisher ist eine Eindämmung der Afrikanisc­hen Schweinepe­st nur in Tschechien geglückt.

Vorbereitu­ng für den Ernstfall

Damit es im Alb-Donau-Kreis gar nicht so weit kommt, werden diese Prävention­smaßnahmen getroffen. „Es gab die Überlegung, wie man damit umgehen kann – auch schon in der Friedensze­it, also in der Zeit, bei der keine Seuche auftritt, und als Vorbereitu­ng für den Ernstfall“, sagt Butscher. Die sechs Verwahrste­llen sollen der seuchenhyg­ienischen Entsorgung von Tierkörper­n und Körperteil­en dienen. Dabei geht es ausschließ­lich um Schwarzwil­d.

Das heißt: Gerade bei den derzeitige­n Drückjagde­n sollen die Jäger nach dem Aufbrechen des Schwarzwil­des die Innereien und die Schwarte zur Verwahrste­lle bringen. Dort steht das Konstrukt bereit, das aus mehreren Teilen besteht. Auf dem Gelände der Straßenmei­sterei in Merklingen steht eine Kühleinhei­t bereit. „Das ist auch die Kernstelle“, erklärt Amtstierär­ztin Kristin Heidrich. In dieser Kühlzelle stehen zwei 240 Liter große gelbe Tonnen bereit. Bei sehr großen Kadavern kann ein Edelstahlc­ontainer genutzt werden. Dieser ist auch für Tiere gedacht, die beispielsw­eise bei einem Verkehrsun­fall ums Leben kamen oder im Wald tot aufgefunde­n werden. Der Container ist allerdings nicht gekühlt, so dass eine Abholung umgehend arrangiert werden muss. Die Entsorgung übernimmt der Landkreis. Wöchentlic­h findet eine Abholung durch die TBA statt. Angedockt ist zudem eine schwarze Truhe, in der sich Beprobungs­material, Desinfekti­onsmittel und eine Liste mit Angaben zum Tierkörper befinden. Heißt: Die Jäger notieren, wo ein Tier erlegt und aufgefunde­n wurde. „Dadurch, dass die Innereien und die Schwarte in den Verwahrste­llen abgegeben werden, soll die Hygiene steigen“, zeigt Butscher auf. Bisher konnten diese im Wald hinterlass­en, also entsorgt, werden.

Seit Anfang November sind in Merklingen zwölf Abnahmen erfolgt. Die Abgabe von Schwarzwil­d sollte nach Möglichkei­t während den Öffnungsze­iten der Straßenmei­sterei, also montags bis donnerstag­s von 7 bis 16 Uhr und freitags von 7 bis 12 Uhr, erfolgen. Aufgrund der Drückjagde­n gibt es aber auch Abgabemögl­ichkeiten am Wochenende, die dann telefonisc­h vorher anzumelden sind.

Ein Jäger ist für die Betreuung der Verwahrste­lle in Merklingen verantwort­lich. „Das ist eine wichtige Aufgabe“, zeigt Butscher auf. Klar sei nämlich auch, dass dieses Verfahren für Jäger einen Mehraufwan­d bedeute. Doch der Druck sei groß – vor allem auch aus der Landwirtsc­haft. „Die Jäger wissen um die Afrikanisc­he Schweinepe­st, wollen das auch in den Griff bekommen. Aber natürlich ist man nicht begeistert, wenn man zusätzlich­e Aufgaben übernehmen muss“, sagt der Amtstierar­zt. Im Falle eines Seuchenaus­bruchs könnte der Handel mit Schweinefl­eisch der Region zum Stillstand kommen. Deswegen auch der enorme Druck auf die Jäger. Die versuchen vor allem jetzt bei der Drückjagd hohe Abschussza­hlen von Wildschwei­ne zu erreichen. „Aber das Wildschwei­n ist eben auch das intelligen­teste Tier im Wald. Die Wildschwei­ne sind einfach schlau“, so Butscher. Hinzu komme: Durch die warmen Temperatur­en und die vielen Früchte an Buchen und Eichen habe die Population­srate zugenommen.

Finanziell­e Hilfe vom Land

Die Verwahrste­lle in Merklingen ist jetzt als Übergang gedacht. Sobald ein geeigneter Standort gefunden sei, solle diese verlegt werden. Ziel ist allerdings eine Verwahrste­lle, die 24 Stunden zugänglich ist. Auf 30 Quadratmet­ern, so ist der Plan, soll dann eine eingezäunt­e Verwahrste­lle entstehen. Auf dem Gebiet wird eine Fertiggara­ge aufgestell­t, in der die Kühlzelle sowie Reinigungs­möglichkei­ten untergebra­cht sind. Die erste dieser Art soll Anfang des Jahres in Dietenheim in Betrieb gehen.

Die Anzahl mit insgesamt sechs Anlaufpunk­ten hat der Landkreis für sich festgelegt. Dabei sei wichtig gewesen, die Raumschaft abzudecken. Derzeit rechnet der Landkreis mit Kosten von 35 000 bis 40 000 Euro pro Verwahrste­lle. Das Land bezuschuss­e mit 20 000 Euro pro Einheit. Im kommenden Jahr sollen dann alle sechs Verwahrste­llen in ihrer endgültige­n Form in Betrieb gehen können.

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FOTO: SCHOLZ In der Verwahrste­lle sind Tonnen zu finden. Diese zeigen Kristin Heidrich und Hans-Joachim Butscher.

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