Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lehmann geht in Ruhestand

Der Boss der Ehinger Raiba blickt auf ein bewegtes Arbeitsleb­en.

- Von Tobias Götz

EHINGEN - 21 Jahre lang hat Fritz Lehmann die heutige Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß als Vorstandsv­orsitzende­r geführt. Nun geht der Raiffeisen­banker in den Ruhestand – möchte aber davor noch als Sonderbots­chafter Fusion die geplante Verschmelz­ung mit der Donau-Iller Bank als letzte Amtshandlu­ng vollenden.

„Ich wollte immer Förster werden“, sagt Fritz Lehmann und erinnert sich gerne an seine Jugendzeit in Langenensl­ingen. Fast jede Sekunde hat der junge Fritz damals im Wald oder am Bach verbracht, war mit seinem Vater auf der Jagd und hat schon mit sechs Jahren seinen ersten Fisch gefangen. „Ich hatte schon immer viel übrig für die Natur“, erklärt Lehmann, der schon in früher Jugendzeit beispielsw­eise meterhohe Brennessel­n mit einer Sichel gemäht hat, „damit die jungen Fichten“Platz zum wachsen haben. Die jungen Fichten sind nun 60 Jahre alt und in all der Zeit ist aus dem Naturbursc­hen Fritz Lehmann ein Banker geworden, der die Raiffeisen-DNA im Blut hat wie kaum ein anderer im Verbandsge­biet. Und das, obwohl Lehmann mit 17 Jahren immer noch den Lebenstrau­m Förster hatte. „Ich war damals bei der Försterprü­fung. Von 70 Teilnehmer­n sind am Ende vier genommen worden. Und diese vier sind ausgewählt worden, weil ihre Väter gute Beziehunge­n hatten. Als ich nicht genommen worden bin, ist für mich eine Welt zusammenge­brochen“, sagt Lehmann heute. Doch die Tatsache, dass Beziehunge­n im Leben eine wichtige Rolle spielen, scheint sich damals in Lehmann eingebrann­t zu haben. „Zuerst bin ich nur auf dem Sofa gelegen und habe geweint. Dann habe ich mich aufgerafft und mich bei der Polizei, einer Sparkasse und einer Raiffeisen­bank vorgestell­t“, erklärt Lehmann und sagt: „Ich bin dann zur Raiba Binzwangen gegangen, weil ich dort auch im Warenlager arbeiten konnte. Bei der Sparkasse hätte ich immer eine Krawatte zum Schaffa tragen müssen.“Dass er irgendwann um die Krawatte nicht herumkomme­n würde, wurde ihm aber schnell klar. „Schon während meiner Lehrzeit wollte ich irgendwann mal Vorstandsc­hef einer Bank werden“, so Lehmann, der 1971 seine Lehre in Binzwangen begann. „In der Bankfachkl­asse wurde ich dann von meinen Mitschüler­n oft auf das Warengesch­äft angesproch­en. Sprüche wie, ob ich mein Mausgift schon verkauft habe, musste ich mir anhören.“Doch genau diese Sprüche haben den Raiffeisen­banker Lehmann schon in jungen Jahren geprägt, haben ihm die DNA der Idee, eine Bank mit dem Warengesch­äft zu verbinden, eingepflan­zt. „Das hat mir auch ein anderes Auge für die Kunden gegeben und mich immer geprägt.“

Seine Zeit bei der Bundeswehr mit Grundausbi­ldung am Feldberg und anschließe­ndem Dienst in Sigmaringe­n hat den Menschen Lehmann dahingehen­d verändert, weil er dort lernte, auf die Zähne zu beißen, auch wenn es unbequem wird. „40 Kilometer Orientieru­ngsmarsch ist schon hart“, so Lehmann, der nach der Bundeswehr kurz wieder nach Binzwangen ging, um dann aber 1978 bei der Raiba in Altheim bei Riedlingen seine Arbeit zu verrichten. Lehmann absolviert­e fortan alle wichtigen Kurse, um die Eignung für die Vorstandse­tage einer Bank zu erlangen und 1980 erreichte der damals 26 Jahre alte Mann sein Ziel. Er wurde das jüngste Vorstandsm­itglied im Verbandsge­biet. Die Jahre zogen ins Land und als im Jahr 1989 vom Genossensc­haftsverba­nd die Devise „ein Markt, eine Bank“ausgegeben wurde, startete die erste große Fusionswel­le – und Lehmann war, wie auch heute, mittenndri­n statt nur dabei. Altheim fusioniert­e 1991 mit Riedlingen und Lehmann wurde nach der Wende zudem der erste Patenbankb­erater im Osten und kümmerte sich „nebenher“um die Bank in Neugersdor­f, Sachsen. Der Osten Deutschlan­ds faszienier­te Lehmann damals so sehr, dass er 1994 den Schritt wagte und nach Ostdeutsch­land, zur Raiffeisen­bank Niesky Weisswasse­r, wechselte. „Das war eine tolle Zeit, in der ich viele Freunde gewonnen habe“, erinnert sich Lehmann, der auch heute noch so oft es geht nach Sachsen fährt. Nach vier Jahren Sachsen ereilte Lehmann indes im Jahr 1998 der Ruf aus Ehingen. „Ich habe dann mit meiner Frau den Deal gemacht. Entweder Ehingen klappt, oder meine Familie zieht nach Sachsen.“Ehingen hat geklappt und Lehmann hat aus der Raiffeisen­bank ein Kreditinst­itut mit der Krone als Symbol geformt, das von stetigem Wachstum begleitet war. Im Jahr 2008 erfolgte mit der Hochsträßb­ank Oberdischi­ngen die Fusion zur Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß und nun steht mit der geplanten Fusion mit der Donau-Iller Bank, es wäre Lehmans elfte als Banker, eine weitere Herausford­erung an, der er sich unbedingt zum Abschluss seiner Berufskarr­iere stellen möchte. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Fusion. Und das sage ich aus vollster Überzeugun­g. Beide Banken haben verstanden, dass die Chance, jetzt zusammenzu­wachsen, größer ist denn je. Und meine Mitarbeite­r können davon überzeugt sein, dass ich die Fusion auch machen möchte, weil ich einen Fürsorgege­danken für sie habe. Meine Aufgabe bis zum 30. Juni wird es sein, alle davon zu überzeugen, dass die Fusion jetzt richtig ist“, sagt Lehmann, lehnt sich zurück und holt tief Luft: „Der liebe Gott hat mir in meinem Leben immer geholfen. Und es war gut, dass ich Banker und nicht Förster geworden bin. Denn auch als Banker habe ich sehr vielen Menschen helfen können.“

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FOTO: GÖTZ
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SZ-FOTO: GÖTZ Fritz Lehmann geht in den Ruhestand.
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FOTO: BANK Alfred Kloker (l.) und Fritz Lehmann im Jahr 1998.

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