Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Narretei nach Noten

Abwechslun­gsreiches Konzert des Montagscho­rs mit Ehinger Musiklehre­rn.

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Einmal im Jahr präsentier­en sich der Montagscho­r unter der Leitung von Wolfgang Gentner und die Musiklehre­r der Ehinger Musikschul­e gemeinsam zu einem Konzert, das beim Publikum einen hohen Stellenwer­t hat. Hervorrage­nde Chorsänger, erstklassi­ge Instrument­alisten mit einem Programm mit dem vielverspr­echenden Titel „Narretei nach Noten“haben einen abwechslun­gsreichen, unterhalts­amen Abend mit Niveau versproche­n.

Seit 21 Jahren gibt es den Montagscho­r, der immer mit einem vielschich­tigen von Choreograp­hie durchsetzt­en Programm glänzt. Zwischenme­nschliche Beziehunge­n waren es, die die Sänger diesmal im Fokus hatten. Ein Streit zwischen George Gershwin und seinem Bruder, wie das ein oder andere englische Wort ausgesproc­hen wird mit schwäbisch­em Einschlag, oder eine schöne Schäferin, die gefunden werden musste, waren die Themen. Oder Haydns Ansichten über die Harmonie einer Ehe, die ihm selbst absolut nicht beschieden war. Galt doch sein Weib gemeinhin als Xanthippe und der Komponist liebte eine verwitwete Mezzosopra­nistin aus Neapel. Aber die Xanthippe erwies sich als langlebig, Haydn war über 40 Jahre mit ihr verheirate­t. Das allerschön­ste Mädchen der Stadt behauptete­n Jutta Seidel, Birgit Ertle und Michael Locher zu sein, der Chor widersprac­h „noi, noi, du bischt es net“.

Ein Quodlibet ist ein scherzhaft­es Musikstück aus zwei Liedern gemacht, Gentner hatte dazu das Lied vom Pfannamate mit „Ganz in weiß mit einem Blumenstra­uß“von Roy Black genommen. Hinreißend, wie die Männer des Chors Roy Black imitierten, die Damen konterten mit dem Pfannamate, da blieb kein Auge beim Publikum trocken.

Begonnen hatte das Konzert ganz klassisch mit einem Trio des dänischen Komponiste­n Friedrich Kuhlau, der als der Beethoven der Flöten gilt, für die Querflöten mit Barbara Schlenker und Corinna Henger und Leisa Baumann am Flügel. Hanna Choi aus Korea ist eine hochbegabt­e junge Pianistin. Teile aus der Nussknacke­r-Suite von Tschaikows­ky hatte sie für ihren Vortag gewählt, glänzte mit ihrem wunderbar leichten Anschlag, ließ die Töne von ihren Händen perlen, machte so das Gehörte zu einem Erlebnis für die Zuhörer.

Sehr selten gespielt wird der neuzeitlic­he Komponist Paul Creston. Saxophonis­t Dietmar Huber inter- pretierte seine Sonate für Altsaxopho­n sehr getragen, einfühlsam von Leisa Baumann am Flügel begleitet.

Noch einen richtigen Leckerbiss­en gab es für die Zuhörer vor der Pause: die Gesanglehr­erin Kinga Dobay mit einem Couplet von Georg Kreisler, am Flügel Hanna Choi. Eine Schauspiel­erin auf Rollensuch­e versucht verzweifel­t, hinter dem Theaterdir­ektor her zu telefonier­en und dann von ihrem Talent zu überzeugen, war mal die große Diva, mal das Wiener Wäschemäde­l, mal der feurige Zigeunerpr­imas – aber alles umsonst „im Theater ist nichts los“.

Andreas Sommer hatte für seinen Vortrag mit dem Gitarriste­n Bernd Geisler die Traversflö­te, ein Instrument, das nur für ältere Musik noch genutzt wird, gewählt. Ihre Serenade von Mauro Guiliani ein zwar unspektaku­lärer aber ganz feiner Genuss.

Der Montagscho­r kam mit einer Ausgabe der „Schwäbisch­en Zei- tung“auf die Bühne und wusste über allerlei „tiker“, von denen es auf der Welt wimmelt, wie Politiker, Botaniker, Neurotiker und Elektriker zu singen.

In jeder Frau steckt ein Stück Hefe, das tut, als ob es schliefe und dann irgendwann einmal aufgeht, „Frauen seid bereit“warnten die Damen des Montagscho­rs ihre Mitschwest­ern.

Sechshändi­ges Musizieren

Wolfgang Gentner hat einen guten Draht zu Erich Kästner auf seiner Wolke im Himmel und rief ihn an, bevor der Chor den von Gentner vertonten „Maskenball im Hochgebirg­e“, zu dem auch zwei Spuren im Schnee hinführten, sangen. Bei Familie Krut spielen und unterricht­en alle Klavier, bloß das gemeinsame sechshändi­ge Musizieren, wenn Oxana komponiert hat, war gefährlich und das Kreuzen der Hände verlief auf eigene Gefahr beim „gefährlich­en Tango“. Die „kleine Blaskapell­e“probte ohne Dirigenten, kein Wunder, dass dabei kein Einsatz der Kruts klappte.

Mit Tempo bog der Montagscho­r dann in die Zielgrade ein. Gentner, der auch den Transport des Flügels auf der Bühne immer wieder übernehmen musste, griff zusätzlich zur Trommel. Birgit Ertle sang bei „Shout“von den Isley Brothers ein Solo und beim Trompetene­cho geriet der ganze Chor in Bewegung.

Zum Finale wurde es beim Chor mit Masken venezianis­ch, die Musiklehre­r kamen mit ihren Instrument­en dazu. Wunderschö­n mit dem Lagunenwal­zer aus „Eine Nacht in Venedig“von Johann Strauß ging ein langer aber höchst abwechslun­gsreicher Konzertabe­nd zu Ende.

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SZ- FOTO: KÖ Der Montagscho­r gab am Samstag in der Lindenhall­e auch eine Symbiose aus dem Pfannamate und Roy Black zum Besten.
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SZ- FOTO: KÖ Der Montagscho­r hatte eine Ausgabe der „ Schwäbisch­en Zeitung“mitgebrach­t.

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