Hilfsgüter in Venezuela weiterhin blockiert
Oppositionsführer Guaidó befürchtet den Hungertod Hundertausender Menschen
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CARACAS - Viele Venezolaner sind am Wochenende auf die Straßen gegangen, um ihre Unterstützung entweder für den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó oder für Staatschef Nicolás Maduro auszudrücken. Ein weiterer hoher Offizier hat indes der Opposition seine Unterstützung zugesagt. Er erkenne Oppositionsführer Juan Guaidó als legitimen Übergangspräsidenten an, erklärte der Oberst und Militärarzt Rubén Paz Jiménez in einem am Samstag (Ortszeit) veröffentlichten Video berichtete.
Das venezolanische Militär blockierte weiterhin einen Grenzübergang zu Kolumbien. Die ersten LKW brachten schon vor Tagen Medikamente, medizinische Güter für Krankenhäuser und vor allem Lebensmittel in die kolumbianische Grenzstadt Cúcuta. Weitere Laster mit Hilfsgütern sind unterwegs. Nach Plan des Oppositionsführers Guaidós soll diese humanitäre Hilfe so schnell wie möglich über die Grenze gebracht und vor allem an Krankenhäuser und Bedürftige verteilt werden. Nach den Worten des selbsternannten Präsidenten sind zwischen 250 000 und 300 000 Menschen vom Tod bedroht, wenn sie nicht umgehend versorgt werden, darunter befänden sich hungernde Kinder und chronisch Kranke, die auf Ersatzteile für die Dialysegerä- te warten oder auf die Medikamente, um ihre Chemotherapie fortführen zu können. Guaidó appellierte erneut an die venezolanischen Soldaten, sich nicht durch Tun oder Unterlassen am Tod dieser Landsleute schuldig zu machen. Guaidó wollte am Wochenende auch eine US-geführte Militärintervention nicht mehr ausschließen. Er werde alles tun, um Menschenleben zu retten, sagte er der venezolanischen Tageszeitung „El Nacional“.
Maduro bleibt hart
Machthaber Nicolás Maduro ist aber weiterhin entschlossen, die humanitäre Hilfe nicht durchzulassen. Er behauptet, es sei eine Art trojanisches Pferd und leiste entweder einer Militärintervention Vorschub oder diene dazu, das Militär auf die Seite der Opposition zu ziehen. Zudem behauptet der Autokrat, es gebe gar keine huma- nitäre Krise in seinem Land. Das sei lediglich die Erfindung der Opposition. Er bezeichnet die Bereitstellung der humanitären Hilfe als „Show“. „Wir sind keine Bettler, die Almosen brauchen”. Guaidó konterte diesen Satz mit der Bemerkung: „Nur Übergewichtige trauen sich von Almosen zu reden, wenn Tausende vom Hungertod bedroht sind.“
In Cúcuta füllen die Hilfsgüter mittlerweile die großen Lagerhallen am Grenzübergang Tienditas. Der 150 000 Quadratmeter große Komplex mit drei Brücken ist theoretisch der größte Grenzübergang zwischen Venezuela und Kolumbien und einer der modernsten Südamerikas. Er wurde 2016 fertiggestellt, bis heute aber nicht in Betrieb genommen, weil Maduro Ende 2015 aus politischen Gründen die Grenze zum Nachbarland schließen ließ. Bis heute ist der Warentransport dort ausgesetzt.