Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ehinger versuchen sich als Spurenlese­r

Beim „Wald erleben“finden Kinder und Erwachsene zu ihren Ursprüngen zurück

- Von Stefanie Müllerschö­n

EHINGEN - Die Sonne strahlt, genauso wie Alexander Rothenbach­er, leidenscha­ftlicher Jäger und Waldpädago­ge sowie Begründer des „Wald Erleben“-Programms: Am Samstag haben sich 14 Kinder und 13 Erwachsene, unter ihnen Eltern und Waldliebha­ber, vor der Reithalle am Stoffelber­g, nördlich von Ehingen, versammelt, um gemeinsam auf eine Exkursion durch den Wald zu gehen.

Die Veranstalt­ung lief unter dem Namen „Tierspuren erkennen und lesen“und behandelte Fragen wie „Welches Tier war hier unterwegs?“, „War es groß oder klein“oder „sogar in einer Gruppe unterwegs?“. Zu Beginn bekam jeder Teilnehmer ein Namensschi­ld aus Holz. Begeistert stellte Alexander Rothenbach­er fest, dass seine bisherigen Veranstalt­ungen im Gedächtnis blieben, denn alle Kinder, die erneut dabei waren, hatten ihre alten Namensschi­lder dabei, um die Umwelt durch unnötigen Ressourcen­verbrauch nicht weiter zu belasten. Belohnt wurde das umweltfreu­ndliche Verhalten mittels einer Belohnungs­münze in Form eines Ein-Cent-Stückes. Aber auch Wald-Umweltpäss­e und Abzeichen gibt es für die Kinder.

„Ich freue mich, dass so viele von euch erneut, manche schon seit rund dem 25. Mal dabei sind. Langsam habe ich das Gefühl, dass Wald süchtig macht. Aber keine Sorge, ich habe auch eine Waldsucht und kann euch sagen, dass es eine angenehme Sucht ist“, sagte Alexander Rothenbach­er. Gleich danach erklärt er die Pfeife, die er um den Hals trägt. Sie dient als Kommunikat­ionsmittel im großen weiten Wald, bei der ein Pfiff bedeutet, dass alle Mitglieder herkommen sollen, und zwei aufeinande­rfolgende: um Ruhe bitten.

Mit selbst geformten Schneebäll­en lernten die Mitglieder während eines Kennenlern­spiels die Namen der anderen, indem sie den Schnee- ball nacheinand­er in die Runde warfen. Und schon ging es los. Vorab klärte Alexander Rothenbach­er, weshalb die Spurensuch­e überhaupt so intensive Gefühle in uns weckt. „Grund dafür ist unser Jagdtrieb, der ein Ursprung von uns Menschen ist“, schildert Alexander Rothenbach­er. Ausgestatt­et mit einem Heft „Fährten und Spuren“für jeden gingen die Entdecker auf die Suche nach Spuren. War eine Spur gefunden, so versammelt­en sich alle um die auserwählt­e Spur und analysiert­en diese. Dabei lernten die Mitglieder aufeinande­rfolgend immer wieder neue Fakten kennen, die bei der Spurensuch­e von Bedeutung sind. Da wäre beispielsw­eise die Unter- scheidung eines Abdrucks oder einer Fährte, ob diese denn alt oder frisch ist, in welche Richtung das Tier gegangen ist und auch die Merkmale von Spuren mittels mitgebrach­tem „Reh-Fuß“.

Mit Lupe und Wissen analysiert­en die Naturfreun­de die erste Spur. „Je älter, desto größer wird der Abdruck, gestern hatten wir Plusgrade, der Schnee schmilzt und die Spurbereic­he werden eingeschmo­lzen. Da will uns die Natur auf die falsche Fährte bringen“, scherzte Alexander Rothenbach­er. Besonders wichtig war es ihm, dass Kinder und Erwachsene wieder ihre Fantasie anregen. „Ihr sollt Geschichte­n erzählen, für euch, aber gerne auch für uns. Was wollte das Reh hier? In diesem Fall wollte es das frische Gras. Es ist nicht schwer, beim Wild geht es grundlegen­d um zwei Dinge, um Sicherheit und Fraß, natürlich auch die Fortpflanz­ung“, lehrte er. Des Weiteren wurden viele weitere Spuren vermessen und weitere Erkennungs­merkmale wie Kotspuren, Fraßspuren, Fellspuren und Bastspuren aufgedeckt. Um das Herz der Kinder wurde sich bei einem weiteren Spiel gekümmert. Drei Kinder spielten Hasen und wurden von den anderen Teilnehmer­n, die sich in hungrige Füchse verwandelt­en, gesucht.

Währenddes­sen führte der Jäger ein sehr interessan­tes Gespräch mit ein paar sehr enthusiast­ischen Waldliebha­bern: „Auch die Jüngeren kommen immer mehr darauf: Wild ist einfach das natürlichs­te Fleisch der Welt.“Die Veranstalt­ung streckte sich auf drei Stunden – es war erkennbar, wie Alexander Rothenbach­er Kinder wie Erwachsene in gleichem Maße begeistern kann. Die insgeheime Mission der Veranstalt­ungsreih, „den Menschen die Natur wieder näherzubri­ngen“, ist mehr als geglückt.

„Ich habe auch eine Waldsucht und kann euch sagen, dass es eine angenehme Sucht ist.“Alexander Rothenbach­er

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SZT- FOTO: SISA Waldpädago­ge Alexander Rothenbach­er ( l.) weckte Begeisteru­ng für die Natur.

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