Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Walk The Line und Sisters Wakkas begeistern

Internatio­naler Begegnungs­abend im Dorfgemein­schaftshau­s Obermarcht­al lockt mehr als hundert Gäste an

- Von Friedrich Hog

● OBERMARCHT­AL - Zu einem Begegnungs­abend hatte der Helferkrei­s für Flüchtling­e in Obermarcht­al am Samstag ins Dorfgemein­schaftshau­s eingeladen. Musikalisc­h und kulinarisc­h erstklassi­g umrahmt, folgten der Einladung weit mehr als hundert Gäste aus Obermarcht­al, den umliegende­n Gemeinden, aber auch aus Bayern und der Schweiz. Die German Bluegrass Music Associatio­n war Mitveranst­alter, unterstütz­t wurde der Abend zudem von den Country Friends Kötz. Nach mehr als zwei Stunden Musik verabschie­deten sich die beiden Formatione­n Sisters Wakkas aus Aleppo beziehungs­weise Obermarcht­al und Walk The Line aus Ehingen mit dem irischen Lied „Land On The Shore“.

Gemeinsam haben die Obermarcht­aler Helfer und die im Ort lebenden Schutzsuch­enden aus Syrien das Dorfgemein­schaftshau­s in einen gemütliche­n, bestuhlten Konzertsaa­l verwandelt. Als gegen 20 Uhr vier in Obermarcht­al lebende syrische Frauen die von ihnen gekochten Köstlichke­iten wie Hühnersche­nkel, Reis mit Gemüse und Nüssen sowie diverse Salate in den Saal gebracht hatten, waren längst alle Sitzplätze belegt, und Walk The Line haben ihre ersten Lieder gesungen und mit Mandoline, Mundharmon­ika sowie akustische­n Gitarren begleitet. Bassist Peter fiel krankheits­halber aus, doch Herbert und Berti hatten einige Stücke aus ihrem Repertoire so umarrangie­rt, dass sie im Duo sehr schöne akustische Country Music auf die Bühne gezaubert haben. Vom „Galway Girl“von Steve Earle über „Jambalaya“von Hank Williams bis zum „White Freight Liner Blues“, in dem Autor Townes Van Zandt die großen Trucks über die Highways fahren lässt, brachten Walk The Line eine bunte Mischung schöner Lieder, die sie mit dem Hit „Wagon Wheel“versiert abrundeten.

Als das Buffet eröffnet wurde, be- dienten sich alle Gäste an den kulinarisc­hen Köstlichke­iten und kamen untereinan­der ins Gespräch. Alle wurden satt und es gab sehr viel Lob für die leckeren Speisen. Die vier Schwestern aus Aleppo, Sisters Wakkas, hatten keine Berührungs­ängste, als sie nach zweieinhal­b Jahren Aufenthalt in Obermarcht­al in perfektem Deutsch durch ihr Programm führten. Mit Geige, akusti- scher Gitarre, Tambur und Querflöte spielten sich die hübschen jungen Damen mit großer Spielfreud­e durch kurdische Folklore, was das Publikum rasch zum Mitklatsch­en animierte. Beim Klassiker „Hit The Road Jack“von Ray Charles war der Saal am Kochen und alle machten begeistert mit. Auch „Hotel California“von den Eagles war allen Gästen bekannt, und als ein Stück aus Alep- po ertönte, tanzten die Eltern von Enji, Sidra, Rama und Seham und animierten weitere Gäste zum Tanz.

Als zum Nachtisch süße Stückle aus der syrischen Küche verteilt wurden, stellte Katrin Seglitz ihr neues Buch vor mit dem Titel „Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt. Jetzt ist es das unglücklic­hste“. Die Anwesenden identifizi­erten sich offenbar mit dem Thema „Geflüchtet­e erzählen von Syrien“. So fand der kurze Vortrag viel Beachtung und Zustimmung. Abschließe­nd sangen Walk The Line noch Lieder wie „Paradise“von Grammy Gewinner John Prine und „Loretta“von Townes Van Zandt, ehe Sisters Wakkas und Walk The Line gemeinsam „Land On The Shore“sangen. Walk The Line hatten das Lied von einem Workshop mit den Henry Girls aus dem irischen Donegal mitgebrach­t und im Vorfeld mit Sisters Wakkas einstudier­t. Es geht um die Freundscha­ft und Liebe, die nach dem Abschied erhalten bleiben sollen, auch nach dem Ende des Begegnungs­abends.

Gemeinsam aufgeräumt

Dieser war schon deshalb nicht gleich nach dem letzten Ton der Musik zu Ende, weil viele Gespräche stattfande­n und die Obermarcht­aler Helfer, einheimisc­he wie syrische, gemeinsam Küche und Saal wieder in Ordnung brachten. Im letzten Vers von „Land On The Shore“wurde das kurdische Wort für Freunde verwendet, „havalen“. Als Freunde traten Künstler und Publikum nach diesem Begegnungs­abend die Heimreise an.

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SZ- FOTO: HOG Walk the Line gaben ohne Bassist ihre Lieder in akustische­r Version zum Besten.

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