Walk The Line und Sisters Wakkas begeistern
Internationaler Begegnungsabend im Dorfgemeinschaftshaus Obermarchtal lockt mehr als hundert Gäste an
● OBERMARCHTAL - Zu einem Begegnungsabend hatte der Helferkreis für Flüchtlinge in Obermarchtal am Samstag ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. Musikalisch und kulinarisch erstklassig umrahmt, folgten der Einladung weit mehr als hundert Gäste aus Obermarchtal, den umliegenden Gemeinden, aber auch aus Bayern und der Schweiz. Die German Bluegrass Music Association war Mitveranstalter, unterstützt wurde der Abend zudem von den Country Friends Kötz. Nach mehr als zwei Stunden Musik verabschiedeten sich die beiden Formationen Sisters Wakkas aus Aleppo beziehungsweise Obermarchtal und Walk The Line aus Ehingen mit dem irischen Lied „Land On The Shore“.
Gemeinsam haben die Obermarchtaler Helfer und die im Ort lebenden Schutzsuchenden aus Syrien das Dorfgemeinschaftshaus in einen gemütlichen, bestuhlten Konzertsaal verwandelt. Als gegen 20 Uhr vier in Obermarchtal lebende syrische Frauen die von ihnen gekochten Köstlichkeiten wie Hühnerschenkel, Reis mit Gemüse und Nüssen sowie diverse Salate in den Saal gebracht hatten, waren längst alle Sitzplätze belegt, und Walk The Line haben ihre ersten Lieder gesungen und mit Mandoline, Mundharmonika sowie akustischen Gitarren begleitet. Bassist Peter fiel krankheitshalber aus, doch Herbert und Berti hatten einige Stücke aus ihrem Repertoire so umarrangiert, dass sie im Duo sehr schöne akustische Country Music auf die Bühne gezaubert haben. Vom „Galway Girl“von Steve Earle über „Jambalaya“von Hank Williams bis zum „White Freight Liner Blues“, in dem Autor Townes Van Zandt die großen Trucks über die Highways fahren lässt, brachten Walk The Line eine bunte Mischung schöner Lieder, die sie mit dem Hit „Wagon Wheel“versiert abrundeten.
Als das Buffet eröffnet wurde, be- dienten sich alle Gäste an den kulinarischen Köstlichkeiten und kamen untereinander ins Gespräch. Alle wurden satt und es gab sehr viel Lob für die leckeren Speisen. Die vier Schwestern aus Aleppo, Sisters Wakkas, hatten keine Berührungsängste, als sie nach zweieinhalb Jahren Aufenthalt in Obermarchtal in perfektem Deutsch durch ihr Programm führten. Mit Geige, akusti- scher Gitarre, Tambur und Querflöte spielten sich die hübschen jungen Damen mit großer Spielfreude durch kurdische Folklore, was das Publikum rasch zum Mitklatschen animierte. Beim Klassiker „Hit The Road Jack“von Ray Charles war der Saal am Kochen und alle machten begeistert mit. Auch „Hotel California“von den Eagles war allen Gästen bekannt, und als ein Stück aus Alep- po ertönte, tanzten die Eltern von Enji, Sidra, Rama und Seham und animierten weitere Gäste zum Tanz.
Als zum Nachtisch süße Stückle aus der syrischen Küche verteilt wurden, stellte Katrin Seglitz ihr neues Buch vor mit dem Titel „Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt. Jetzt ist es das unglücklichste“. Die Anwesenden identifizierten sich offenbar mit dem Thema „Geflüchtete erzählen von Syrien“. So fand der kurze Vortrag viel Beachtung und Zustimmung. Abschließend sangen Walk The Line noch Lieder wie „Paradise“von Grammy Gewinner John Prine und „Loretta“von Townes Van Zandt, ehe Sisters Wakkas und Walk The Line gemeinsam „Land On The Shore“sangen. Walk The Line hatten das Lied von einem Workshop mit den Henry Girls aus dem irischen Donegal mitgebracht und im Vorfeld mit Sisters Wakkas einstudiert. Es geht um die Freundschaft und Liebe, die nach dem Abschied erhalten bleiben sollen, auch nach dem Ende des Begegnungsabends.
Gemeinsam aufgeräumt
Dieser war schon deshalb nicht gleich nach dem letzten Ton der Musik zu Ende, weil viele Gespräche stattfanden und die Obermarchtaler Helfer, einheimische wie syrische, gemeinsam Küche und Saal wieder in Ordnung brachten. Im letzten Vers von „Land On The Shore“wurde das kurdische Wort für Freunde verwendet, „havalen“. Als Freunde traten Künstler und Publikum nach diesem Begegnungsabend die Heimreise an.