Polizei kontrolliert an der B10 mehr als hundert Fahrzeuge
Die Beamten erhoffen sich vor allem Hinweise auf Wohnungseinbrüche – und decken so manch anderen Verstoß auf
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NERSINGEN - Es sind nur wenige Sekunden, in denen der Polizist entscheiden muss: kontrollieren oder nicht? Die rot leuchtende Kelle mit der Aufschrift „Stopp“geht hoch, der kleine Transporter mit dem Kennzeichen aus dem Raum Ravensburg wird auf den Parkplatz an der B10 zwischen Neu-Ulm und Nersingen gewunken. Dort steht schon ein anderer Beamter parat, der die weitere Überprüfung übernimmt. Der Transporter ist an diesem Freitagabend eines von über 100 Fahrzeugen, die die Polizei im Rahmen eines groß angelegten, mehrstündigen Einsatzes kontrolliert.
Der Schwerpunkt der Kontrolle ist die Einbruchsprävention – und der Parkplatz direkt an der A7 gezielt ausgewählt, wie Guido Limmer, Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten, erklärt: „Der Fokus liegt eher auf reisenden Tätern. Und die nutzen schnelle Wege. Außerdem führt die B10 in einen großen Ballungsbereich.“Dennoch ist den Beamten klar: „Wir werden heute keine fünf Verbrecherbanden fangen“, sagt Limmer. Aber durch die Kontrolle erhofft sich die Polizei kleine Hinweise, die dann am Ende zur Aufklärung einer Tat führen könnten. „Es kann zum Beispiel sein, dass jemand eine Tat begangen hat, die aber noch gar nicht bekannt ist.“Oder jemand noch nichts verbrochen hat, aber ein paar Stunden später dann doch noch. Wenn sich dann ein Zeuge das Kennzeichen notiert hat und dieses mit einem der bereits kontrollierten übereinstimmt, hat die Polizei schon die genaue Spur.
„Die ‚Bösen‘ sollen abgeschreckt werden“, sagt Limmer. Denn solche Großkontrollen würden sich schließlich in der Szene herumsprechen. Es handele sich aber um eine „ganzheitliche Kontrolle“, so Limmer weiter. „Wir machen das gesamte Paket.“Sprich: Die Polizisten achten auf technische Mängel am Fahrzeug ebenso wie auf Alkoholoder Drogeneinfluss beim Fahrer.
Werden Dokumente überprüft, ist das ein Fall für Herbert Kaiser von der Fahndungskontrollgruppe. Er liest Ausweise und Führerscheine über ein spezielles Gerät ein und gleicht das mit den Daten ab, die auf dem Server des Landeskriminalamts in München hinterlegt sind. So sieht er beispielsweise, ob nach der Person derzeit gefahndet wird oder ein Haftbefehl vorliegt.
Das Technische Hilfswerks NeuUlm ist mit Ehrenamtlichen zur Unterstützung vor Ort. Neben den 34 Polizisten von verschiedenen Bereichen der Neu-Ulmer Polizei sowie von der Autobahnpolizei Günzburg sind an diesem Abend auch fünf Zollbeamte von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit aus Lindau im Einsatz. Deren Einsatzleiter Rainer Strohmayer hat gerade ein langes Gespräch mit dem Fahrer des Transporters aus dem Raum Ravensburg hinter sich. Der junge Mann aus Syrien hat zwar eine Arbeitsgenehmigung in Deutschland und einen Job in der Paketdienst-Branche – aber sein Arbeitgeber hat ihn nicht zur Sozialversicherung angemeldet. Dieser Meldeverstoß wird den Chef 750 Euro kosten.
Auch der Arbeitsvertrag, den der Fahrer dabei hatte, ist nicht wirklich regelkonform. Darin wurde zwar das Gehalt festgelegt, er enthält aber keinerlei Angabe von den dafür zu leistenden Arbeitsstunden. „Das ist ein Vertrag, den von uns keiner unterschreiben würde“, sagt Stroh- mayer. Er selbst wird die betroffene Firma aber nicht genauer unter die Lupe nehmen – denn dafür sind seine Kollegen in Friedrichshafen zuständig. „Denen werde ich es als Vorgang schicken und die werden das dann bearbeiten.“