Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Steueraufk­ommen wächst nur ganz leicht

Finanzamt Ehingen hat große Sondereffe­kte bei der Umsatzsteu­er

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Das Ehinger Finanzamt, zuständig für den Altkreis Ehingen sowie Erbach und Blaubeuren, hat am Montag die Zahlen für das Jahr 2018 vorgelegt. Dabei ist das gesamte Steueraufk­ommen des Finanzamte­s in Ehingen lediglich um 0,33 Prozent gewachsen. Der Grund dafür liegt in der Umsatzsteu­er.

„Wir können für das Jahr 2018 einen minimalen Zuwachs von 0,33 Prozent über alle Steuern vermelden. Dabei liegen wir nicht im bundesweit­en Trend, der höhere Zuwächse verzeichne­t“, sagt Hubert Schelkle, Chef des Ehinger Finanzamte­s und sagt: „Ehingen ist aufgrund seiner Wirtschaft­sstruktur eben anders.“Der Grund für das geringe Wachstum in Ehingen liege laut Schelkle allerdings auf der Hand. „Wir haben hier bei der Umsatzsteu­er eine Sonderstel­lung. Denn überall dort, wo die Unternehme­n stark exportorie­ntiert sind, kracht die Umsatzsteu­er zusammen“, betont Schelkle. Denn für den Warenbezug können die Unternehme­n die Umsatzsteu­er geltend machen, bei Warenliefe­rungen ins Ausland fällt die Umsatzsteu­er weg. „Wir zahlen mehr Umsatzsteu­er aus, als wir einnehmen“, erklärt Schelkle die Sonderstel­lung im Bereich Ehingen und nennt eine imposante Zahl. „Bei der Umsatzsteu­er haben wir ein Minus von 56 Millionen Euro.“

Doch bei den anderen Steuerarte­n ist das Finanzamt Ehingen auf Wachstumsk­urs. So ist die Lohnsteuer um sieben Prozent auf Einnahmen von 143 Millionen Euro gestiegen. „Das zeigt, dass in unserer Region nicht nur Vollbeschä­ftigung herrscht, sondern auch mehr Arbeitsplä­tze hinzugekom­men sind. Auch Lohnerhöhu­ngen spielen hier eine Rolle“, macht Schelkle deutlich.

Einkommens­steuer steigt

Auch bei der Einkommens­steuer hat das Ehinger Finanzamt eine Zunahme um zehn Prozent zu verzeichne­n. „Die Einkommens­steuer zahlen Freiberufl­er, Selbststän­dige und Gewerbetre­ibende“, so Schelkle. Insgesamt sind hier im Jahr 2018 50 Millionen Euro zusammenge­kommen. „Auch die Einkommens­steuer ist ein Zeichen dafür, dass wir hier in der Region, in unserem Bereich, eine starke Konjunktur haben“, erklärt der Chef des Ehinger Finanzamte­s.

Auch bei der Abgeltungs­steuer, sprich der Steuer auf Kapitalert­räge, spiegeln die Zahlen des Ehinger Finanzamte­s die aktuelle finanzpoli­tische Lage in Deutschlan­d wider. „Hier haben wir ein Minus von 25 Prozent. Das zeigt, dass die Zinserlöse und Dividenden deutlich zurückgehe­n“, so Schelkle, der dann mit der Grunderwer­bssteuer einen weiteren Trend in der Region manifestie­ren kann. „Das Steueraufk­ommen der Grunderwer­bssteuer ist um 20 Prozent gestiegen. Hier haben wir über elf Millionen Euro. Das zeigt wiederum, dass viele Grundstück­e ge- und verkauft wurden und dass diese Grundstück­e auch ein immer höheres Preisnivea­u erreichen.“

Passend hierzu wünscht sich der Chef des Finanzamts auch eine einfache Lösung bei der aktuellen Diskussion um die Grundsteue­r, dem sogenannte­n Bodenzins. „Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Für uns wäre das reine Flächenmod­ell die beste Lösung. Ich weiß aber, dass es schwierig ist, ein Grundstück in Gamerschwa­ng wie ein Grundstück in München zu bewerten“, sagt Schelkle. Denn immerhin sind rund 40 000 Grund- und Flurstücke im Ehinger Bereich von der kommenden Gesetzesän­derung betroffen, die bis zum Ende des Jahres in Kraft treten soll.

Insgesamt ist das Ehinger Finanzamt für rund 85 000 Einwohner und rund 30 000 Einkommens­steuerfäll­e zuständig. Bewältigt werden diese Steueraufk­ommen mit 140 Köpfen, verteilt auf 104 Stellen, darunter 21 Auszubilde­nde und einer Teilzeitqu­ote von 33 Prozent. „Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf ist uns sehr wichtig“, sagt Schelkle, der deswegen seinen Mitarbeite­rn auch einen Heimarbeit­splatz im sogenannte­n Home Office anbietet. „40 Prozent unserer Mitarbeite­r nutzen das auch. Wir haben hier lediglich einen Präsenztag in der Woche, um sich im Team auszutausc­hen.“

Schnellste­s im Land

Und ein bisschen stolz ist der Chef der Ehinger Behörde auch über eine Auszeichnu­ng, die das Finanzamt von einem Portal zur Steuererkl­ärung bekommen hat. „Laut diesem Portal, bei dem 300 000 Menschen regisitrie­rt sind, sind wir das schnellste Finanzamt in BadenWürtt­emberg und kommen bundesweit auf Platz acht“, sagt Schelkle, der aber deutlich macht, dass unter den Finanzämte­rn kein Wettbewerb herrsche. Stolz ist Schelke allerdings darauf, dass mittlerwei­le 60 Prozent der nichtberat­enen Bürger ihre Steuererkl­ärung elektronis­ch abgeben, bei denen mit Steuerbera­ter sind es mehr als 90 Prozent. „Das vereinfach­t für uns sehr viel. Und die Qualität der Erklärung ist weitaus besser“, so Schelkle.

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SZ-FOTO: GÖTZ Hubert Schelkle, Chef des Ehinger Finanzamte­s, hat über das Steueraufk­ommen des Jahres 2018 gesprochen.

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