Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Modernes Wasserrad für historisch­e Anlage

Urspringsc­hule will umweltfreu­ndlich Strom erzeugen – Quelltopf soll aufgewerte­t werden

- Von Sven Koukal

URSPRING - Wie lässt sich eine alte Klosteranl­age Schritt für Schritt mit selbst produziert­er, klimafreun­dlicher Energie versorgen – und wie entsteht daraus gleichzeit­ig ein pädagogisc­hes Projekt? Über diesen beiden Fragen brütete der Leiter der Urspringsc­hule, Rainer Wetzler, vier Jahre lang. „Es kann nicht sein, dass in der Sekunde 300 Liter Wasser aus der Urspringqu­elle weglaufen, ohne das etwas damit passiert“, erklärt er. Die Lösung: Bald soll sich inmitten des Geländes ein Wasserrad drehen, das rund ein Fünftel des Energiever­brauchs der Anlage liefert. Es soll Baustein des Konzepts „Energie 2030“sein, für das sich die Schule einsetzt.

Hinter dem Konzept steht die Idee, dass in der Anlage verbraucht­er Strom dort künftig auf umweltfreu­ndliche Art erzeugt werden soll. Auf den Hallendäch­ern könnten Photovolta­ikanlagen angelegt werden. Hinzu kommt, dass neue Gebäude nach neuesten Energiesta­ndards gebaut sowie die bestehende­n sukzessive umgerüstet werden. Das Wasserrad symbolisie­re das Konzept auch sichtbar nach außen, erklärt der Schulleite­r.

Fischzucht­betrieb spielt Rolle

Von seiner Ursprungsi­dee, die alte Turbine in einem Keller unter der Schneidere­i aus den 60er-Jahren zu reaktivier­en, habe er sich schnell wieder verabschie­det: zu aufwendig, zu teuer – und durch den Einsatz von Öl auch nicht umsetzbar. Denn flussabwär­ts wird Fischzucht betrieben. Der Inhaber des Betriebs ist auch Inhaber des Wasserrech­ts für diesen Bereich. „Verständli­cherweise äußerten die Betreiber Bedenken, denn die Wasserqual­ität ist ausgezeich­net“, erklärt Wetzler. Das Einzugsgeb­iet der Urspringqu­elle reicht bis zum Truppenübu­ngsplatz Münsingen.

Hilfe und weitere Ideen fand Wetzler durch einen Tipp an der Hochschule Biberach. Prof. Dr.-Ing. Gerhard Haimerl, dessen Lehrgebiet auch Wasserbau und -kraft umfasst, rief daraufhin ein Seminar für Masterstud­enten ins Leben. 15 Studenten kümmerten sich unter Anleitung des Professors um ein neuartiges Konzept, das den Wünschen und Ansprüchen der Urspringsc­hule gerecht wird: Durch eine Röhre wird der Urspringto­pf mit einem rund zwei Meter hohen Betonturm, in dem sich das Wasser später aufstaut, verbunden – anschließe­nd läuft es auf das Wasserrad und setzt dieses in Bewegung. Das Wasserrad soll dreieinhal­b Meter groß und im Bachbett der Urspring installier­t werden. Die durchschni­ttliche Jahresleis­tung werde auf rund 55 000 Kilowattst­unden geschätzt und damit auf „rund ein Fünftel unseres Bedarfs“. Die Studenten haben sich, so Wetzler, auch mit den Behörden abgesproch­en und entspreche­nde Unterlagen und Dokumente vorbereite­t.

Unterstütz­ung für das Projekt Wasserrad, das rund 200 000 Euro kosten wird, hat die Schule auch durch einen ehemaligen Urspringsc­hüler. Der inzwischen 90-Jährige steuere einen großen Teil des benötigten Betrags bei und das mit den Worten: „Man muss ja in die Zukunft denken.“Die Stromerzeu­gung durch das Wasserrad soll auch ein Zeichen für die aktuellen Schüler sein, verantwort­ungsvoll mit dem Thema regenerati­ve Energien umzugehen – mit dem Wasserrad werden sie täglich daran erinnert. Passend zum 90-jährigen Jubiläum nächstes Jahr solle sich das Wasserrad dann zum ersten Mal drehen. „Das wäre mein Wunsch“, sagt Wetzler.

Einhergehe­nd mit dieser Änderung soll auch der Urspringto­pf umgestalte­t werden: Er werde von vielen Besuchern auf den ersten Blick nicht wahrgenomm­en, weil sich davor der Lehrerpark­platz befinde. „Statt Parkplatz einen Park und vielleicht die Mauer vor dem Topf weg und schon steht er mehr im Fokus“, sagt der Schulleite­r. Die alte Turbine soll zunächst unberührt bleiben. „Vielleicht wird sie ja in ein paar Jahren wieder interessan­t und der Keller dann zum Museum“, erklärt er. Doch das habe Zeit, wichtig sei ihm und dem Team jetzt das Projekt Wasserrad passend zum Jubiläum fertigzust­ellen.

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SZ-FOTO: SVEN KOUKAL Vorsitzend­er und Leiter der Urspringsc­hule, Rainer Wetzler, an der Stelle, an der spätestens zum 90-jährigen Jubiläum nächstes Jahr das Wasserrad stehen soll.

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