Ehinger Schulen ringen teils um Schüler
Der Wettbewerb zwischen den Schulen steigt – auch in Ehingen.
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EHINGEN - In wenigen Wochen müssen sich Viertklässler entscheiden, auf welche weiterführende Schule sie gehen. Auch für berufliche Gymnasien endet bald die Bewerberfrist. Das Angebot ist groß, die Entscheidung fällt manchen schwer. Was gut für die Schüler ist, erscheint für die Schulen als zunehmende Belastung: Die Schulen im Land müssen um ihre Schüler kämpfen. Schuld daran ist der demografische Wandel – und das breite Angebot. Das zeigt eine nun veröffentlichte Studie. In Ehingen trifft das nur teilweise zu.
Um die Wahl für Schüler der vierten beziehungsweise neunten Klasse zu vereinfachen, informieren die Ehinger Schulen momentan im großen Stil über ihre Einrichtung. Es gibt Informationsabende, Rundgänge durch das Schulgebäude, Präsentationen von Schülern für Schüler. Kurz: Es wird viel Aufwand betrieben, um die Aufmerksamkeit der potenziellen neuen Schüler zu bekommen. „Wir müssen schon seit Jahren um Schüler buhlen, das ist nichts Neues“, erklärt Dagmar Fuhr, Schulleiterin der Ehinger Michel-BuckSchule. Schon seit Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung, die den Eltern vorgab, auf welche weiterführende Schule das Kind gehen sollte, sei das der Fall. Grund zur Sorge gebe es an der Werkrealschule jedoch nicht. „Wir haben viele Anfragen, die Zahlen sind in den vergangenen Jahren sogar gestiegen“, sagt die Rektorin. Damit entwickelt sich die Michel-Buck-Schule entgegen des Trends in Baden-Württemberg. Denn laut Statistischem Landesamt verbuchten die Werkrealund Hauptschulen im aktuellen Schuljahr mit minus 17 Prozent den stärksten Rückgang an Schülern im Vergleich zu allen allgemeinbildenden Schulen. Das Gleiche zeichnet sich auch im Alb-Donau-Kreis ab, wie das Regierungspräsidium Tübingen bestätigt. „Im Land werden viele Werkrealschulen zu einer Gemeinschaftsschule umgewandelt. Deshalb fallen die Zahlen so schlecht aus“, erklärt Ehingens Sozialbürgermeister Sebastian Wolf. Die MichelBuck-Schule werde aber weiterhin nachgefragt.
In Baden-Württemberg sank die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen auf ein Rekordniveau. Erstmals seit knapp 20 Jahren rutscht sie im aktuellen Schuljahr unter eine Million: gut 994 000 Schüler, das sind etwa 6000 weniger als noch im Vorjahr. So wenige Schüler zählte BadenWürttemberg zuletzt im Schuljahr 1990/91. Damit setzt sich ein langjähriger Trend fort. Die Hauptursache dafür sind geburtenschwächere Jahrgänge, wie das Statistische Landesamt mitteilt.
Schöne Situation
Doch in Ehingen gibt es keinen Grund zur Sorge, wie Sebastian Wolf betont. „Ehingen ist in der schönen Situation, dass wir den Eltern alle Schularten anbieten können, die es gibt. Für eine Stadt unserer Größe ist das schon beachtlich“, sagt Wolf. Der geschäftsführende Schulleiter in Ehingen, Max Weber, stimmt ihm zu: „In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass all die Prognosen nicht stimmen. Wir hatten immer mehr Grundschüler als prognostiziert.“ Dabei konzentriere sich der Großteil an Schülern in der Innenstadt, während das Ehinger Umland dramatische Einbußen hinnehmen müsse. Als Rektor der Längenfeldschule kann er auch die Entwicklung im Land bezüglich Gemeinschaftsschulen für Ehingen bestätigen. Landesweit zählen diese nämlich rund 16 Prozent mehr Schüler als im Vorjahr. „Bei uns pendelt sich die Schülerzahl ein“, sagt Max Weber. Eine markant steigende Zahl an Bewerbern habe es also nicht gegeben. Jungs in der vierten Klasse können neben der Michel-BuckSchule und der Längenfeldschule auch die Franz-von-Sales-Realschule besuchen. Auch hier mache man sich keine großen Sorgen um sinkende Schülerzahlen. Im Gegenteil: „Wir müssen immer wieder Schüler abweisen, da wir nur eine Klasse öffnen können“, sagt Daniela Füller von der Realschule. Die Zahl an Bewerbern habe sich nie groß verändert.
Auch das Johann-Vanotti-Gymnasium (JVG) entwickelt sich entgegen der Zahlen des Landes und Kreises. Bei den Gymnasien sank die Schülerzahl in den vergangenen Jahren auf aktuell knapp 262 000. „Bei uns passiert genau das Gegenteil, momentan haben wir fünf fünfte Klassen. Es bewerben sich mehr Schüler als zuvor“, sagt Tobias Sahm, Schulleiter des JVG. „Wir haben den Vorteil, dass wir das einzige Gymnasium in Ehingen sind“, erklärt er sich die Entwicklung entgegen der im Land. Wie sich die Schülerzahl für das kommende Schuljahr entwickelt, das werde sich bald zeigen. „Ich bin jetzt erst einmal gespannt, wie viele zu unserem Infoabend kommen“, sagt Sahm. Auch die anderen weiterführenden Schulen in Ehingen versprechen sich viel von ihren Informationsveranstaltungen. Denn es dauert nicht mehr lange, dann stehen die Schülerzahlen für das kommende Schuljahr auch schon fest. Während Anmeldungen bei den weiterführenden Schulen am 13. und 14. März möglich sind, endet die Bewerberfrist für die beruflichen Gymnasien schon am 1. März.