Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Flächenver­brauch muss gebremst werden

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Zu unserem Bericht über das Baugebiet Blienshofe­n erreichte uns folgender Leserbrief:

Bayern und Baden-Württember­g stehen an der Spitze des Flächenfra­ß mit einem Landschaft­sverbrauch von je 17 Hektar täglich. Deutschlan­dweit verlieren täglich 77 Hektar Boden ganz oder teilweise ihre Funktion. In der beliebten Umrechnung sind das mehr als 100 Fußballfel­der, die allein dadurch nicht mehr für die Produktion von Nahrungsmi­tteln zur Verfügung stehen. Aber Böden sind nicht nur wichtig für die Lebensmitt­elprodukti­on. Sie filtern Regenwasse­r und schaffen so neues, sauberes Trinkwasse­r. Sie regulieren das Klima, denn sie sind nach den Ozeanen der größte Kohlenstof­fspeicher der Erde. Sie speichern mehr Kohlenstof­f als alle Wälder der Welt gemeinsam. Und Böden sind höchst lebendig. In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf unserem Planeten. Zwei Drittel aller Arten der Welt leben versteckt unter der Erdoberflä­che. Doch trotz ihrer lebenswich­tigen Funktionen und zentralen Bedeutung schützen wir die Böden nicht. Tatsächlic­h gehen durch falsche Nutzung jährlich rund 24 Milliarden Tonnen fruchtbare­r Boden verloren. Die Ursachen sind vielfältig. Städte und das Straßennet­z dehnen sich aus. Asphalt versiegelt fruchtbare­n Boden und schädigt ihn unwiederbr­inglich. Aber auch die Landwirtsc­haft, die selbst von der Qualität der Böden abhängig ist, trägt eine Mitverantw­ortung für diesen Verlust. Große Maschinen verdichten die Bodenstruk­tur, Pestizide und Mineraldün­ger verringern das Bodenleben, Wind und Wassereros­ion wehen und schwemmen den fruchtbare­n Boden davon. Wir nutzen die Böden der Welt, als wären sie unerschöpf­lich und heben dabei von einem Konto ab, auf das wir nicht einzahlen. Denn es braucht mehrere tausend Jahre bis sich eine dünne Schicht fruchtbare­r Oberboden bilden kann, aber nur eine Stunde starken Regens, um ihn zu verlieren. Böden sind in menschlich­en Zeiträumen nicht erneuerbar. Daher ist der Zerstörung und des ungeheuere­n Bodenverbr­auchs, sei es durch falsche Bewirtscha­ftung oder Versiegelu­ng, Einhalt zu gebieten, gerade auch hier in unserer fruchtbare­n Region.

Klaus Nagl, Ehingen

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