Nicht wirklich bereit für Liverpool
Vor Königsklassenpartie: FC Bayern müht sich in Augsburg zum 3:2-Sieg - Neuer gibt Comeback
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AUGSBURG - Im Theater ist es alter Glaube, dass eine schlechte, pannenreiche Generalprobe ein gutes Omen für die Premiere ist. Ob Trainer Nico Kovac daran gedacht hat, als er nach dem mühsamen 3:2 (2:2)-Sieg seines FC Bayern München beim FC Augsburg kurz die Fäuste ballte? Bejubelte er vor diesem Hintergrund gar die kleinen und auch etwas größeren Fehler seiner Elf? Wohl eher nicht, blieb das Team aus der bayerischen Hauptstadt doch so einiges schuldig.
Dabei sollte das Duell der Aufgalopp für die möglicherweise entscheidenden Tage der Saison werden. Druck auf den strauchelnden Tabellenführer Borussia Dortmund ausüben (was zumindest punktemäßig gelang) sowie sich gleichzeitig während der Generalprobe Selbstvertrauen für den Champions-League-Kracher am Dienstag gegen den FC Liverpool holen (was gar nicht gelang). „Wenn wir es in Augsburg ordentlich machen, dann haben wir auch in Liverpool Chancen“, hatte Kovac gesagt.
Goretzka trifft ins eigene Tor
Nach großen Teilen des Spiels in Augsburg allerdings muss jedem Bayern-Fan bei diesem Satz Angst und Bange werden. Denn wer so verschlafen aus der Kabine kommt – und teilweise auch während des Spiels agiert –, den bestrafen nicht nur die Mannen von Trainer Manuel Baum, sondern ganz sicher auch Jürgen Klopps Reds. Ganze 13 (!) Sekunden lief das bayerische Derby, da arbeitete sich Philipp Max, der den gesperrten Daniel Baier als FCA-Kapitän vertrat, bis zur Grundlinie durch, legte vor das Tor und fand – den Fuß von Leon Goretzka. Der Ball trudelt in die Maschen. Eigentor. Führung Augsburg.
Und die abstiegsbedrohten Fuggerstädter zeigten, was mit Einsatzwillen auch gegen einen Rekordmeister möglich sein kann. Früh stören, immer wieder über die schnellen Außen vors Tor gelegt – was oder wer auch immer dort wartet. Dass Dauer-Vollstrecker Alfred Finnbogason sowie André Hahn verletzt fehlten: irrelevant. Bemerkenswert: die Nachgeschichte des 1:0 Philipp Max verriet: „Den Anstoß haben wir heute früh noch im Training geübt, und ich musste dann etwas schmunzeln, dass es so gekommen ist. Der Trainer hat sich Videos angeschaut, wie die Bayern stehen – und wir haben es dann umgesetzt.“
Doch weil der FC Bayern nun mal der FC Bayern ist, hielt die Heimführung nur etwa eine Viertelstunde. Vorlage Joshua Kimmich, Tor Kingsley Coman, sein erstes in dieser Saison – und das nächste Gegentor für Augsburgs jungen Torwart Gregor Kobel. Doch wenn der geneigte Fan glaubte, von nun an laufe die Münchner Maschine heiß für Liverpool, dann irrte er. Wieder war es der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönigs Martin Max, der die Kugel flach zurücklegte. Diesmal war Dong-Won Ji zur Stelle, und erneut war der wieder genesene Manuel Neuer geschlagen (23.).
Nach seiner Daumenverletzung und der damit einhergehenden Pause boten sich dem 32-Jährigen generell wenig Chancen, sich wirklich auszuzeichnen. Beschwerdefrei sei er, doch was heißt das schon gegen einen Roberto Firmino oder Mohamed Salah, die am Dienstag auf ihn zustürmen? Auch wenn sich seine Vorderleute Niklas Süle und Mats Hummels – oder wie er in der in der WWK-Arena verteilten Aufstellung vollständig hieß Mats „Julian“Hummels – keine krassen Slapstick-Einlagen wie zuletzt leisteten, ein funktionierender Abwehrverbund sieht anders aus.
Coman mit einem Doppelpack
Dass ein Serienmeister aber auch oftmals das Glück des nicht immer vollends Tüchtigen hat, zeigte sich anschließend auf dem Rasen. Hatte der FCA im Hinspiel mit einem 1:1 überrascht und sah es auch an diesem Freitagabend lange nach einem Coup des Außenseiters aus – spätestens nach dem Coman-Schuss durch die Hosenträger von Torwart Kobel (45.+3) waren die Zeichen auf FCB-Erfolg gestellt. Die Münchner Führung durch David Alaba (53.) und damit der Sieg waren nur noch die erwartete Kür.
Allerdings sollte beim Spiel in Liverpool eine deutliche Leistungssteigerung verzeichnet werden, will der Stern des Südens nicht schon im Hinspiel des Achtelfinales seinen Königsklassen-Glanz verglühen sehen. Niklas Süle weiß das, er sagte: „Wir haben uns letztes Jahr hier schon ganz schwer getan und uns das Spiel anders vorgestellt. Wir wollen es am Dienstag besser machen.“Fraglich dabei ist der Einsatz von Doppeltorschütze Coman: Er humpelte in der Schlussphase verletzt vom Spielfeld.