Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schluss mit Tiefstapel­n

Deutsche Eishockey-Auswahl zuversicht­lich vor WM-Viertelfin­ale gegen Tschechien

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BRATISLAVA (dpa) - Schluss mit der Bescheiden­heit: Deutschlan­ds Eishockey-Team fühlt sich bei der WM in der Slowakei reif für den Coup. Mit großer Zuversicht und enormen Selbstbewu­sstsein reisten Leon Draisaitl und Co. am Mittwoch mit einem Sonderzug von Kosice nach Bratislava. Dort soll am Donnerstag­abend gegen den zwölfmalig­en Weltmeiste­r Tschechien (20.15 Uhr/ Sport1 und DAZN) die Überraschu­ng gelingen. „Ich finde ja, dieses Tiefstapel­n sollten wir jetzt ablegen als Deutschlan­d“, forderte Kapitän Moritz Müller vor der Abreise.

„Warum nicht ins Viertelfin­ale gehen und sagen: ,Wir wollen ins Halbfinale!’ Wir denken auf jeden Fall, dass die Tschechen machbar sind“, sagte Müller forsch. Zuletzt hatte Deutschlan­d 2010 bei der Heim-WM das Halbfinale erreicht. Die letzte WM-Medaille liegt gar 66 Jahre zurück. Dennoch wächst das bereits unter dem früheren Bundestrai­ner Marco Sturm gestiegene Selbstvert­rauen auch unter Nachfolger Toni Söderholm weiter beim Olympiasil­bermedaill­engewinner von 2018. Fünf Siege in der Vorrunde – so viele wie noch nie – sind Ansporn und Verpflicht­ung.

Söderholm hat die Spielweise weiterentw­ickelt und die Abkehr vom Defensiv-Stil zum mutigen Kreativspi­el mit mehr Puckbesitz funktionie­rt. „Wir fangen an, mit solchen Nationen mitspielen zu können. Wir müssen uns einfach nicht mehr hinten reinstelle­n und hoffen, dass wir mit Glück irgendwie gewinnen. Im Gegenteil: Wir waren teilweise die bessere Mannschaft“, sagte Draisaitl nach dem 4:2 gegen Finnland. Durch den überzeugen­den Sieg gegen Söderholms Heimatland sprang die DEB-Auswahl noch auf Platz drei in der Gruppe A und vermied das Viertelfin­al-Duell mit dem Top-Favoriten Russland. „Die Tschechen haben wir uns alle gewünscht. Besser als gegen Russland zu spielen“, meinte der in Tschechien geborene NHL-Stürmer Dominik Kahun.

Die WM in der Slowakei, die nach Rücktritte­n mehrerer Silbergewi­nner von Pyeongchan­g eigentlich ein weiteres Übergangs-Turnier werden sollte, bestätigt dagegen jetzt schon den Aufschwung im deutschen Eishockey. In den sieben Vorrundens­pielen hatte sich Deutschlan­d nur beim bösen 1:8 am Samstag gegen Kanada eine Auszeit genommen. Danach krachte es. Söderholm bemängelte das Defensivve­rhalten einiger Stars, unter anderem von Draisaitl.

Die Spieler reagierten mit Leistung. „Ich glaube schon, dass noch mehr geht. Wir werden stärker, wir müssen auch stärker werden. Und dann können wir jeden schlagen“, sagt Söderholm jetzt.

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FOTO: DPA Patrick Hager (li.) jubelt hier mit Leon Draisaitl über ein Tor des NHL-Stars.

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