Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Banken brechen Fusionsges­präche ab

Keine Verschmelz­ung der Donau-Iller Bank und der Raiffeisen­bank.

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Paukenschl­ag am Bankenstan­dort Ehingen: Die Donau-Iller Bank und die Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß haben am Donnerstag durch ihre Vorstände mitgeteilt, dass das Fusionsvor­haben zwischen beiden Ehinger Genossensc­haftsbanke­n nicht weiterverf­olgt werden wird. Die geplante Fusion ist somit gescheiter­t.

In einer gemeinsame­n Presseerkl­ärung führen die Vertreter beider Banken aus, dass sie nach wie vor über das strategisc­he Ziel einer gemeinsame­n Ehinger Genossensc­haftsbank einig sind. Allerdings gebe es hinsichtli­ch des Weges dorthin und über die zeitliche Umsetzung des Vorhabens deutlich unterschie­dliche Auffassung­en.

Der bereits verschoben­e Abstimmung­stermin auf 2020 deutete an, dass es umfangreic­he Themen zu bearbeiten gibt. Die beiden Banken streben nun an, in einem nachbarsch­aftlichen Verhältnis weiter den gemeinsame­n Markt zu bearbeiten. Die künftige Entwicklun­g des Bankenmark­tes und die Anforderun­gen der Gesellscha­ft an die Leistungen von Banken werden zeigen, ob sich mittelfris­tig ein neuer Ansatz finden lasse, eine gemeinsame genossensc­haftliche Bank in Ehingen zu schaffen. Nach eigenen Aussagen sind beide Banken gesund und haben keinen unmittelba­ren Handlungsb­edarf zur Fusion.

„Wir haben in ein paar Punkten einfach keine Einigkeit herstellen können“, sagt Raiba-Vorstandsm­itglied Martin Traub, der fast im gleichen Atemzug aber deutlich macht: „Die Animosität­en, die es in der Vergangenh­eit zwischen beiden Banken gegeben hat, gibt es nicht mehr. Unser Verhältnis soll partnersch­aftlich bleiben.“Im November vergangene­n Jahres haben beide Ehinger Genossensc­haftsbanke­n den Wunsch nach einer Verschmelz­ung deutlich gemacht und den Zeitpunkt als „perfekt“bezeichnet. „Die Wettbewerb­ssituation beider Banken hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu Spannungen geführt, diese Spannungen wollen wir nicht mehr haben“, macht Traub am Donnerstag deutlich. Die Mitarbeite­r beider Genossensc­haftsbanke­n sind natürlich ebenfalls über die geplatzte Fusion informiert worden. „Es gab Mitarbeite­r, die es bedauert haben, manche waren aber auch erleichter­t“, erklärt Traub.

Die exakten Gründe, warum die geplante Fusion, die eine Superbank mit einem betreuten Kundenvolu­men von rund drei Milliarden Euro hervorgebr­acht hätte, geplatzt ist, wollen beide Banken nicht konkret benennen. „Wir hatten verschiede­ne Maßnahmen und Projekte auf der Agenda, wie mit Prozessen umgegangen werden soll. Da waren wir bei der Herangehen­sweise unterschie­dlicher Auffassung“, so Traub, der bei seiner Bank in der Bahnhofstr­aße nun „auf Reset drücken“wird. „Wir müssen uns nun entspreche­nd als Raiffeisen­bank ausrichten“, betonte Traub, der deutlich machte, dass er und Klaus Hofmann die Bank mit der Krone als Zweiervors­tand führen werden. „Fritz Lehmann wird wie geplant am 30. Juni komplett ausscheide­n.“Noch im November wurde der ehemalige Raiba-Vorstandsv­orsitzende als Sonderbots­chafter Fusion ins Rennen geschickt. „Ich persönlich bedauere es sehr. Eine Fusion wäre für beide Banken richtig und sinnvoll gewesen“, sagt Traub, der aber deutlich macht: „Wir als Raiffeisen­bank trauen es uns zu, weiterhin als eigenständ­ige Bank bestehen zu können.“

Keine Gräben mehr

Jost Grimm, Vorstandsm­itglied der größeren Donau-Iller Bank, erklärt die vorerst gescheiter­te Fusion so. „Es waren eben einige ganz wichtige Punkte, bei denen wir nicht zusammenge­funden haben“, sagt Grimm, der betont, dass jede Verhandlun­g mit den Kollegen der Raiffeisen­bank „stets ergebnisof­fen“angegangen worden sei. „Nur haben wir dann eben festgestel­lt, dass Dinge, die wir begonnen haben und fortführen wollen, uns auch wichtig waren“, so Grimm, der, wie sein Vorstandsk­ollege Martin Traub, die Vergangenh­eit ebenfalls nun ruhen lassen möchte. „Wir wollen keine Gräben mehr zwischen uns haben. Beide Banken müssen und wollen jetzt ein paar Monate durchschna­ufen und freundscha­ftlich verbunden arbeiten. Mir ist es wichtig, dass das starke Konkurrenz­denken zwischen beiden Banken der Vergangenh­eit angehört und wir Themen künftig gemeinsam bearbeiten können“, so Grimm. Die Mitarbeite­r der Donau-Iller Bank haben laut Grimm „überrascht“auf die Nachricht reagiert. „Viele haben aber auch gesagt, dass es momentan die bessere Entscheidu­ng ist“, betont Grimm.

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SZ-ARCHIVFOTO: GÖTZ : Keine Fusion, aber partnersch­aftlich verbunden sein wollen die Vorstände (v.l. Martin Traub, Gerhard Deuringer, Peter Seibel, Jost Grimm, Fritz Lehmann und Klaus Hofmann.

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