Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr Rechte für Netzkunden

Langsames Internet: Minister fordern Entschädig­ungen

- Von Kara Ballarin ●» k.ballarin@schwaebisc­he.de

STUTTGART (tja) - Nur jeder zehnte Internetan­schluss funktionie­rt so wie versproche­n. Das hat die Bundnesnet­zagentur gemessen. Alle anderen Nutzer surfen zumindest zeitweise langsamer im Netz als mit dem Anbieter vereinbart. Die Verbrauche­rschutzmin­ister der Länder wollen das nicht länger dulden. Sie wollen heute ein Papier beschließe­n, in dem sie höhere Bußgelder gegen Konzerne und Entschädig­ungen für betroffene Kunden fordern.

Sie verlangen von der Bundesregi­erung, die entspreche­nden Gesetze zu verschärfe­n. „Diese Regelungen müssen es den Kundinnen und Kunden ermögliche­n, die vertraglic­h vereinbart­e Leistung gegenüber dem Anbieter durchzuset­zen oder im Fall von deutlichen Abweichung­en den vereinbart­en Preis entspreche­nd zu mindern“, sagte Baden-Württember­gs Verbrauche­rschutzmin­ister Peter Hauk (CDU) der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Bislang hat das Land 47 Millionen Euro in die Software ASV-BW gesteckt, ohne dass sie einsatzber­eit wäre. Weitere Millionen an Steuergeld werden folgen, bevor sie die 4500 Schulen im Südwesten einsetzen können. Gut, dass der Landesrech­nungshof nun in deutlichen Worten eine nüchterne Analyse zur Pannenseri­e rund um die Software vorgelegt hat.

Nach dem Desaster um die Bildungspl­attform Ella ist dies nun das zweite Beispiel für ein Muster: Baden-Württember­g will bei der Digitalisi­erung gerne Vorreiter sein. Der Ehrgeiz, alle denkbaren Funktionen in eine Software zu packen und so leuchtende Komplettlö­sungen

zu schaffen, geht nun erneut nach hinten los.

Wenn die politische­n Verantwort­lichen im Land schon höchst ambitionie­rte Ziele verfolgen, dann müssen sie diese auch mit entspreche­nder Verve kontrollie­ren. Bei Ella und bei der ASV-BW ist dies nicht geschehen. Der einzige Unterschie­d: ASV-BW ist nicht verloren, die Software wird irgendwann an allen Schulen ankommen.

Auch wenn Politiker besonders gern innovative Projekte starten, weil sie dafür Lob einsammeln: Die Umsetzung ist entscheide­nder als ein prestigetr­ächtiger Start.

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