Initiative gegen falsche Internetläden
Vier Millionen Webnutzer haben schon einmal Ware bestellt, aber nie bekommen
STUTTGART (tja) - Es klang verlockend: Konzertkarten im Internet bestellen, Geld überweisen und warten, bis die Tickets im Briefkasten liegen. Doch die Karten kamen nie bei der jungen Kundin an. Behörden gehen davon aus, dass mindestens vier Millionen Internetnutzer Opfer solcher falschen Onlineläden, sogenannter Fake-Shops, geworden sind. Eine Arbeitsgruppe unter badenwürttembergischer Führung hat sich Gedanken dazu gemacht, wie man die Betrüger ausbremsen kann.
Die Experten stellen ihren Bericht bei der Konferenz der Verbraucherschutzminister in Mainz am Freitag vor. Fazit: Die Zahl solcher FakeShops steigt weiter. Bei einer Befragung sagte jeder Vierte, er habe schon einmal Waren im Netz bestellt und bezahlt, aber nie erhalten.
Die Shops tarnen sich gut, es gibt aber Hinweise auf Betrüger. Dazu zählen besonders niedrige Preise. Stutzig machen sollte es, wenn nur Vorkasse oder andere ungesicherte Zahlmöglichkeiten wie Sofortüberweisung angeboten werden. Manchmal bieten Betrüger zwar Buttons zur Kreditkartenzahlung. Dann funktionieren die
Links aber nicht, um Kunden zur
Vorkasse zu verleiten. Fehlende plausible E-MailAdressen und Telefonnummern sind ein weiteres
Indiz.
Um falsche
Händler zu stellen, muss sich nach Einschätzung der Arbeitsgruppe einiges ändern. Die Täter bieten ihre Waren in ganz Deutschland an. Die Ermittlungen gegen sie laufen oft in mehreren Bundesländern parallel. Hier gebe es noch zu wenig Zusammenarbeit, so die Experten. Sie schlagen vor, eine zentrale Stelle einzurichten, an der alle Informationen zusammenlaufen.
Die Verbraucherzentralen sammeln Erkenntnisse unter anderem über Kriminalität im Netz. Die Informationen müssten besser als bislang an Polizei und Staatsanwaltschaften weitergeleitet werden, so die Experten. Bekannte Fake-Shops sollten nach österreichischem Vorbild im Netz veröffentlicht werden. Ein weiterer Punkt: Die Onlineshops nutzen häufig die Internetdomain .de. Bei der Vergabe von Webadressen mit dieser Endung soll es eine Identitätsprüfung der Webseitenbetreiber geben, mahnen die Fachleute aus den Ländern. Es müsse außerdem leichter möglich sein, Fake-Shops komplett aus dem Netz zu löschen.
„Wenn Verbraucherschutz und Strafverfolgungsseite eng zusammenarbeiten, können wir vielen Fake-Shops den Garaus machen“, bilanziert der baden-württembergische Minister für Verbraucherschutz Peter Hauk (CDU). Zu den Forderungen sollen sich nun Innen- und Justizminister der Länder äußern.