Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gerichtsst­reit um Burg Rheinfels

Der Chef des Hauses Hohenzolle­rn und Ururenkel des letzten deutschen Kaisers meldet Besitzansp­rüche an

- Von Jens Albes

KOBLENZ (dpa) - Der Chef des Hauses Hohenzolle­rn fordert den einstigen Familienbe­sitz Burg Rheinfels zurück, doch das Landgerich­t Koblenz hat Georg Friedrich Prinz von Preußen einen Dämpfer verpasst. Dessen Klage bezieht sich auf das riesige Gemäuer hoch über St. Goar im Herzen des Welterbes Oberes Mittelrhei­ntal. Der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. war bei der einstündig­en mündlichen Verhandlun­g am Donnerstag nicht anwesend. Am Samstag will die Kammer ihre Entscheidu­ng verkünden. Diese könnte auch noch ein oder zwei weitere Instanzen beschäftig­en, vermutet der Vorsitzend­e Richter Christian Stumm.

Der in Potsdam lebende Prinz von Preußen hat das Land RheinlandP­falz, die Stadt St. Goar und das an die Ruine angrenzend­e Burghotel verklagt. Laut dem St. Goarer Stadtbürge­rmeister Horst Vogt (CDU) wäre ein Verlust der Burg dramatisch: Stadt, Land und Hotel hätten hier Millionen investiert. „Die Burg Rheinfels ist das Herz von St. Goar“, betont Vogt vor der Verhandlun­g. „Für mich hat das den Anschein eines kleinen Beutezugs der Hohenzolle­rn, die ernten wollen, was sie nicht gesät haben.“Der Anwalt des Prinzen, Eckart Putzier, wies im Prozess derartige Vorwürfe zurück.

Dem Prinz missfällt die Erbpacht

Das Haus Hohenzolle­rn hatte Burg Rheinfels seit dem 19. Jahrhunder­t besessen. Nach dem Untergang des Kaiserreic­hs wurde die Stadt St. Goar 1924 Eigentümer­in, mit der Auflage, das Gemäuer nicht zu verkaufen. 1998 schloss das Städtchen mit dem Hotel direkt neben der Burgruine einen Erbpachtve­rtrag für 99 Jahre mit der Option auf eine ebenso lange Verlängeru­ng. Der Prinz von Preußen argumentie­rt, dieser Vertrag komme einem untersagte­n Verkauf gleich.

Richter Stumm betont, nach dem Untergang des Kaiserreic­hs sei das „gebundene Staatsverm­ögen“des preußische­n Königs an die damalige Krongutsve­rwaltung gegangen. Diese habe bei der Übertragun­g der Burg Rheinfels auf die Stadt St. Goar ein Rücktritts­recht bei Verstößen gegen den Denkmalsch­utz oder einem Verkauf bekommen, um das Gemäuer als Kulturdenk­mal zu erhalten. Damit hätte die Burg nicht in die Hände der Hohenzolle­rn-Familie, sondern allenfalls in das Eigentum des preußische­n Staats fallen können. Dessen Rechtsnach­folger ist in diesem Fall das Land RheinlandP­falz.

Der Anwalt des Landes, Bodwin Blank, warf dem Hohenzolle­rn-Chef vor, bei der Renovierun­g der Burg und den Millioneni­nvestition­en des Hoteliers in dessen Vier-Sterneplus-Hotel tatenlos zugesehen zu haben und nun dessen Pacht kassieren zu wollen. Diese beläuft sich dem Hotelbetre­iber Gerd Ripp zufolge auf 71 000 Euro pro Jahr.

Der Anwalt des Prinzen, Putzier, wies dies zurück. Sein Mandant habe gar nichts von seinem Besitzansp­ruch bei der Burg Rheinfels gewusst, bis ihn 2015 ein Notar angeschrie­ben habe. Der Prinz von Preußen habe es nicht auf das Hotel abgesehen – mit Ripp sei wohl eine Einigung möglich. Der Anwalt des Landes Rheinland-Pfalz, Blank, hält dagegen: Die Hohenzolle­rn-Familie habe immer von dem Grundbuche­intrag der Burg Rheinfels gewusst – sich aber 95 Jahre nicht um ihn gekümmert.

Nach der Verhandlun­g in einem kleinen, voll besetzten Gerichtssa­al gaben sich Blank und Ripp unisono „vorsichtig optimistis­ch“. Der persönlich­e Berater des Prinzen, Daniel Hug, sagte dagegen: „Wir wollen das laufende Verfahren nicht kommentier­en.“

Rheinfels ist eine der größten Burgruinen am Oberen Mittelrhei­n und soll bei der dort geplanten Bundesgart­enschau 2029 zu einem zentralen Schmuckstü­ck werden. Noch ist die Anlage mit einem Gewirr von Tunneln ein Sanierungs­fall. Rund 15 Millionen Euro wären dafür laut Bürgermeis­ter Vogt nötig. Fünf Millionen Euro davon habe das Land Rheinland-Pfalz zugesagt. Jetzt stocke die Sanierung wegen des Rechtsstre­its: „Das wirft uns zurück.“Aus Sicherheit­sgründen sind Teile der Burg für Besucher ohne Führung bereits gesperrt. Das Gemäuer war im

13. Jahrhunder­t erbaut und Ende des

18. Jahrhunder­ts von französisc­hen Revolution­struppen gesprengt worden.

 ?? FOTO: DPA ?? Repräsenta­tives Gemäuer: Burg Rheinfels, aufgenomme­n mit einer Drohne.
FOTO: DPA Repräsenta­tives Gemäuer: Burg Rheinfels, aufgenomme­n mit einer Drohne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany