Viele neue Eindrücke beim Praktikumstag
Die Schwäbische Zeitung hat zwei Schüler mit Migrationshintergrund begleitet
● OBERMARCHTAL - Um Betriebsluft zu schnuppern, haben die Schüler der Werkrealschule Munderkingen in dieser Woche berufsorientierte Praktika absolviert. Für einen Tag erlebten auch zwei Schüler, die mit ihren Familien aus dem Irak und aus Syrien nach Obermarchtal geflüchtet sind, ihre ersten Eindrücke aus dem Berufsleben.
Kardo lebt seit fünf Monaten mit seinen Verwandten in Obermarchtal. Davor war er zwei Jahre in Regglisweiler, davor ein gutes Jahr in Freiburg. Das erste Jahr nach seiner Flucht aus dem Irak hatte er in Donaueschingen erlebt.
Mit Arbeitskleidung ausgestattet
Einige Tage vor Dienstantritt wurde Kardo vom Obermarchtaler Malerund Lackierermeister Hans-Peter Striegel bereits mit der passenden Arbeitskleidung ausgestattet. Diese trug er mit Freude und Stolz, als er gemeinsam mit seinem Meister am Mittwoch im Ortsteil Reutlingendorf auf einer Baustelle aktiv werden durfte. Am Gasthaus Engel stand ein Gerüst. Die Aufgabe bestand darin, das Gebäude mit weißer Farbe neu zu streichen. Zunächst durfte Kardo die Fenster abkleben und den Boden abdecken. Dann bekam er einen Pinsel mit einem langen Stil in die Hand gedrückt mit der Bitte „nu mach mal“. Nach einigen Stunden der Tätigkeit fühlte er sich immer noch wohl in der Berufskleidung, erledigte seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit seines Meisters, und hatte sichtlich Freude am Vorstreichen des Gebäudes. „Das Malen macht mir am meisten Spaß“, sagt Kardo, und ergänzt „neben dem Malen kann ich mir auch Arbeit mit Holz oder Metall gut vorstellen“.
Sein Klassenkamerad Ali kommt aus Syrien, und lebt mit seiner Familie ebenfalls in Obermarchtal. Zuvor hatte er in Langenau perfekt Deutsch gelernt. Den Praktikumstag verbrachte er im Kindergarten Obermarchtal, wo er der Tabalugagruppe zugeordnet war. Mit den Kindern hat er Spiele spielen können wie Memory oder Mensch ärgere Dich nicht, und er hat mit ihnen gemeinsam eine Maiandacht vorbereitet.
„Jeder brachte sein eigenes Frühstück mit“, erzählt Ali, das er mit den Kindern gemeinsam eingenommen hat. Eigentlich möchte er Maler oder vielleicht Banker werden. Da seine Mutter im Kindergarten regelmäßig Urlaubs- und Krankheitsvertretung macht, und im Herbst eine Ausbildung in der Kleinkinderbetreuung beginnt, wollte er zunächst aber mal sehen, was die Mutter bei der Arbeit erlebt. „Besonders gefällt mir, dass ich hier nicht nur herumsitzen muss, sondern etwas aktiv machen kann. Die Erzieherinnen sind richtig nett“, sagt Ali, und freut sich schon auf die Mittagspause und den Nachmittag im Kindergarten.