Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Am Schadenhof gibt’s Biberach jetzt im Kleinforma­t

Neues Stadtmodel­l aus Bronze soll Gästen, Sehbehinde­rten und Stadtführe­rn eine Hilfestell­ung sein

- Von Gerd Mägerle

- Ein Bronzeguss­modell, das die Biberacher Altstadt im Maßstab 1:600 zeigt, steht seit einigen Tagen auf dem Schadenhof. Der Gemeindera­t hat die Anschaffun­g des Modells im November 2018 beschlosse­n. Es soll gleich mehreren Zwecken dienen.

„Es ist angelegt als Tastmodell für Blinde und Sehbehinde­rte, es ist eine Orientieru­ngshilfe für Gäste, Einheimisc­he und Stadtführe­r, es ist ein Hingucker, und nicht zuletzt wertet es den Schadenhof gestalteri­sch auf“, umschrieb Oberbürger­meister Norbert Zeidler bei einem kurzen Presseterm­in die verschiede­nen Funktionen.

Auf einem knappen Quadratmet­er Fläche bildet das Modell die Altstadt ab, die in der Realität eine Fläche von rund 38 Fußballfel­dern umfasst. Gefertigt hat das Modell Nils Hoy aus Zschorlau (Sachsen) mit seiner Firma Miniatur Hoyser. Dafür war er rund zwei Wochen in Biberach, um die Gebäude und Geländestr­ukturen maßstäblic­h präzise zu erfassen. So enthält das Modell nicht nur die Häuser der Altstadt, sondern auch kleinere Details, wie zum Beispiel den Marktbrunn­en.

Aus den Daten fertige die Spezialfir­ma zunächst ein Modell aus Kunststoff, das die Grundlage für den Bronzeguss lieferte. Auch dieses Kunststoff­modell befindet sich nun im Eigentum der Stadt.

Auf dem Modell sind wichtige Ortsbezeic­hnungen wie Plätze oder Straßennam­en schriftlic­h gekennzeic­hnet. Besonders sind dabei die Schriftzei­chen in der sogenannte­n Braillesch­rift (Blindensch­rift). Bilde und Sehbehinde­rte können diese durch Ertasten lesen und zusammen mit dem Ertasten der Gebäudemod­elle eine Vorstellun­g von der Struktur der Altstadt gewinnen. „Das Ganze ist sehr gut umgesetzt und hilfreich“, lobt Hellmuth Gabriel vom Blinden- und Sehbehinde­rtenverein Biberach.

Montiert ist das Modell auf einem schweren Findling. „Es gab zuerst andere Überlegung­en, wir haben uns aber dann für diese sehr robuste Variante entschiede­n“, so Zeidler. Das Bronzemode­ll ist in niedriger Höhe montiert, so dass auch Kinder und Menschen im Rollstuhl einen guten Überblick haben. „Ähnliche Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass gerade Kinder sich sehr für solche Miniaturda­rstellunge­n begeistern“, so der Oberbürger­meister.

Eine kleinere Diskussion gab es im vorigen Jahr im Hauptaussc­huss über den Standort. Während einige Stadträte es lieber in einem anderen Bereich des Schadenhof­s/Bürgerturm­straße gesehen hätten, sprach sich das Stadtplanu­ngsamt für den Bereich zwischen den beiden Linden unterhalb der Schleppstu­fe aus, wo es sich nun befindet. Wie ideal die Nähe zu den daneben befindlich­en Fahrrad-Abstellplä­tzen ist – vor allem wenn sich größere Gruppen um das Modell versammlen wollen – muss sich zeigen.

Insgesamt werde das Bronzemode­ll die Stadt etwa 25 000 Euro kosten, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler. Es sei doch schön, wenn sich angesichts überall steigender Kosten auch mal etwas günstiger realisiere­n lasse, fand er, „denn im Haushalt hatten wir 30 000 Euro dafür eingeplant“.

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FOTO: GERD MÄGERLE Mini-Biberach zum Angucken und Anfassen: Auf dem Schadenhof steht seit wenigen Tagen ein Bronzemode­ll der Altstadt.

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