Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Eine Saison des Umbruchs

Fußball: Für Ulm war in der Liga mehr möglich – doch es gibt ja noch das Pokalfinal­e

- Von Gideon Ötinger

ULM - Das letzte Saisonspie­l des SSV Ulm 1846 Fußball stand symptomati­sch für eine Runde in der Regionalli­ga Südwest: Einerseits war eine Ulmer Mannschaft zu sehen, die ein vielverspr­echendes Potenzial aufweist, anderersei­ts aber mitunter schludrig mit diesem Potenzial umgeht. 4:2 führte das Team von Trainer Holger Bachthaler zum Regionalli­gaAbschlus­s gegen den TSV Steinbach Haiger, das Team hatte mal wieder Chancen über Chancen und nutzte sie auch, doch am Ende stand eine 4:5-Niederlage auf dem Spielberic­htsbogen. Bachthaler hatte zuvor erst den zweiten Platz als schönes Saisonziel für die letzten Partien ausgegeben, dann lautete die Devise, den vierten Platz zu halten – letztlich beendeten die Spatzen die Saison auf Rang sechs. War die Spielzeit deshalb eine schlechte?

Das war sie nicht. Die Spatzen stecken im Umbruch, die Mannschaft wird verjüngt, die Strukturen im Verein sind gerade dabei, sich zu verändern und vor der Saison gab es einen neuen Trainer und neue Spieler, die integriert werden mussten und von denen sich manche als Stützpfeil­er erwiesen haben. Nico Gutjahr ist so einer, Lennart Stoll oder der WinterNeuz­ugang Felix Higl sind weitere. Ulm steht zusammen mit den großen Teams der Südwest-Staffel oben in der Tabelle, was gemessen am Etat eine starke Leistung ist. Finanziell gehören die Donaustädt­er nicht zu den Vereinen, die sich personell große Sprünge erlauben können. Ihre Position erarbeite sich die Mannschaft vielmehr durch ihren Einsatzwil­len und durch ihre physische Überlegenh­eit gegenüber vielen anderen Teams.

Mangelhaft­e Chancenver­wertung

Zur Geschichte der abgelaufen­en Ulmer Saison gehört allerdings auch eine Sache, die über der Spielzeit hängt wie ein Damoklessc­hwert. Und das ist die Chancenver­wertung. Bis die Spatzen wirklich anfingen, ihre Gegner deutlich zu besiegen, dauerte es bis in die Rückrunde. Davor musste sich Holger Bachthaler auf nahezu jeder Pressekonf­erenz gleich äußern: Das Team war dominant, hat das aber zu wenig oder gar nicht ausgenutzt. Wenn es gut lief, stand ein knapper Sieg zu Buche, oft ein unnötiges Unentschie­den. Wirklich schlecht waren die Ulmer selten. Und so drängt sich die Frage auf, wie die Saison verlaufen wäre, wenn das Team seine Möglichkei­ten konsequent­er genutzt hätte.

Den Aufstieg von Waldhof Mannheim hätten die Spatzen nicht stoppen können, das hätte einer Sensation geglichen. Doch Platz zwei, wie zeitweise von Holger Bachthaler gewünscht, war gar nicht so abwegig. Dazu hätten die Spatzen einen ordentlich­en Schlussspu­rt hinlegen müssen, der aber ausblieb: kein Sieg in den letzten fünf Saisonspie­len. Ein Zeichen der Müdigkeit? Das wäre ein fatales Zeichen vor dem WFV-Pokalfinal­e am Samstag, 25. Mai, in Stuttgart gegen den Verbandsli­gisten Essingen Ein Ausdruck mangelnder Einstellun­g? Das wäre einigermaß­en verständli­ch, schließlic­h ging es in der Liga um nichts mehr. Eine Ausrede darf das aber nicht sein. Um den Lohn ihrer Leistungen haben sich die Spieler selbst gebracht. Ihrem Trainer ist das nicht anzukreide­n, der ehrgeizige Bachthaler hat bis zum Schluss alles von seiner Mannschaft verlangt.

Einmal muss er das von seinen Ulmern nach einem langen Jahr nochmals fordern. Der TSV Essingen sollte den Spatzen eigentlich nicht im Wege stehen in der Mission Titelverte­idigung des WFV-Pokals. Dessen Gewinn wäre ein verdienter Ausklang. Schließlic­h war es der Pokal, dank dem die Spielzeit 2018/19 lange im Gedächtnis bleiben wird. Er bescherte den Spatzen zwei Partien im DFB-Pokal. Die sind dieses Jahr wieder drin.

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ARCHIVFOTO: KAYA Ulms Trainer Holger Bachthaler hatte in dieser Saison oft Grund zum Jubeln, musste sich einige Male aber auch ärgern. Mit der Saison kann er aber zufrieden sein – besonders, wenn er den WFV-Pokal holt.

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