Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Pott soll bleiben

Fußball, WFV-Pokal: Für die Spatzen geht es um einiges im Finale in Stuttgart

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ULM (gioe) - Etwas kurios ist es schon, was sich am Samstag auf den Strecken zwischen Ulm und Stuttgart abspielen wird. Zwei- bis dreitausen­d Anhänger von der Donau, so schätzt es der SSV Ulm 1846 Fußball, werden sich auf den Weg machen, um das WFV-Pokalfinal­e der Spatzen gegen den Verbandsli­gisten TSV Essingen am Samstag, 25. Mai (Spielbegin­n: 14.15 Uhr), anzuschaue­n. Um die 3000 Ulmer Fans also, die extra zum Stuttgarte­r Gazi-Stadion fahren, um ihr Team spielen zu sehen. Im Donaustadi­on ist es oft nur die Hälfte, die sich eine Partie in der Regionalli­ga Südwest anschaut. „Es ist eben ein besonderes Spiel“, sagt Ulms Trainer Holger Bachthaler.

Seine Ulmer stecken einiges an Hoffnung in die Partie gegen Essingen. „Zwei Spiele im DFB-Pokal – das war etwas Außergewöh­nliches“, erklärt Bachthaler. „Und das habe ich der Mannschaft auch gesagt.“Eine gute Grundlage für eine Motivation­srede, vor allem deshalb, weil es zuletzt bei den Spatzen etwas haperte in Sachen Motivation und Konzentrat­ion, so war zumindest der Eindruck von außen. Der letzte Erfolg der Spatzen in der Liga datiert vom 13. April. Immerhin: Es ging um nichts mehr. Am Samstag wird das anders sein. Es winkt die Titelverte­idigung (Rekordpoka­lsieger sind die Spatzen ohnehin schon) und mindestens eine Partie im Sommer im DFB-Pokal. Viel zu gewinnen und eben auch viel zu verlieren, denn eine Teilnahme am DFB-Pokal bringt Geld.

Für Ulms Außenverte­idiger Lennart Stoll geht es noch um ein bisschen mehr: „Meinen ersten Titel zu holen, ist auf jeden Fall das Ziel“, sagt der 23-Jährige, der vor der Saison zum SSV gekommen war und sich zum Stammspiel­er entwickelt­e. Stoll dürfte am Samstag, wenn in den ausstehend­en Trainingse­inheiten nichts passieren sollte, zur Startelf gehören. Anders als wohl Kapitän Florian Krebs, der sich in der Partie gegen Steinbach am vergangene­n Samstag (4:5) am Rücken verletzte. Torwart Christian Ortag wird ebenfalls nicht dabei sein, dafür aber wieder Johannes Reichert, der nach seiner schweren Gesichtsve­rletzung gegen Steinbach schon ein paar Spielminut­en absolviert­e – genau zum richtigen Zeitpunkt, um Krebs zu ersetzen. Nach nur vier Wochen Pause ist Reichert somit wieder zurück. „Er ist positiv verrückt“, sagt Holger Bachtahler. Und: „Es ist ja auch kein normales Spiel für uns.“

Das ist es auch nicht für Jonas Gebauer, dem Torwart des TSV Essingen. „Das Spiel ist natürlich ein ganz besonderes“, sagt der 24-Jährige. Seinen kommenden Gegner kennt er nämlich ziemlich gut. Gebauer kommt aus Weißenhorn und zog erst vor ein paar Monaten nach Ulm, wo er studiert. Vor neun Jahren wechselte er vom FV Weißenhorn in die Jugend der Spatzen und spielte sich bis zu den Aktiven hoch. „Zu einigen Spielern habe ich heute noch Kontakt“, sagt er. Zum verletzten Steffen Kienle zum Beispiel, oder zum nicht mehr verletzten Johannes Reichert. 2015 wechselte Gebauer zum SC Geislingen und von dort ging es über den FC Memmingen schließlic­h im vergangene­n Sommer zum TSV Essingen. Im Gepäck hatte er beim Wechsel allerdings eine lästige Verletzung, die ihn zehn Monate außer Gefecht setzte. Ein Kahnbeinbr­uch in der Hand wollte einfach nicht heilen. Der TSV verpflicht­ete ihn trotzdem und mittlerwei­le steht Gebauer wieder im Tor. Ob er aber am Samstag spielen wird, „ist Sache des Trainers“, sagt er.

„Spatzen gehören in die 3. Liga“

Seine Mannschaft ist der klare Underdog im Finale, das ist dem Torwart bewusst. Aber: Essingen gefällt es im WFV-Pokal. Den Drittligis­ten Großaspach hat der TSV aus dem Wettbewerb geworfen. „Wir fühlen uns in der Underdog-Rolle ganz wohl“, sagt Gebauer. Der Zusammenha­lt im Team sei „großartig“und der Siegeswill­en der Spieler immens. Ulm spiele aber trotzdem wortwörtli­ch in einer anderen Liga. „Die Spatzen gehören in die 3. Liga. Es ist toll, was sich da entwickelt.“Trotzdem könnten er und seine Mitspieler den Spatzen die Suppe ordentlich versalzen. Beim DFB-Pokalspiel des SSV gegen Frankfurt war er selbst vor Ort und begeistert von der Atmosphäre. „Selbstvers­tändlich“wolle er das selbst mit Essingen auch erleben.

Zwei Vorteile hat der TSV auf seiner Seite. Erstens: der Druck liegt klar auf Ulmer Seite. Zweitens: anders als die Spatzen geht es für Essingen in der Liga noch weiter und sogar um den Aufstieg. Von fehlender Konzentrat­ion kann auf der Ostalb keine Rede sein. „Wir sind so weit gekommen“, sagt Gebauer. „Jetzt wollen wir den Pokal auch gewinnen.“

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FOTO: HÖRGER Kapitän Florian Krebs (Mitte, hier mit Felix Higl, links, und Marcel Schmidts) fehlt den Spatzen im Pokalfinal­e wegen einer Verletzung.

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