Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mit Macht lange gewehrt

Eishockey-Nationalte­am verliert im Viertelfin­ale spät gegen Tschechien und wird WM-Sechster

-

BRATISLAVA (SID/sz) - Der Traum von der ersten WM-Medaille seit 66 Jahren ist geplatzt, Leon Draisaitl und Co. sind bei der Weltmeiste­rschaft in der Slowakei im Viertelfin­ale gescheiter­t. Die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft um den NHL-Star verlor in der ersten K.o.Runde 1:5 (0:0, 1:1, 0:4) gegen den zwölfmalig­en Titelträge­r Tschechien, 15 Monate nach Silber bei Olympia blieb ihr weiteres Edelmetall verwehrt. Kleiner Trost: Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes beendete das erste Turnier mit dem neuen Bundestrai­ner Toni Söderholm auf Platz sechs und erreichte damit die beste Abschlussp­latzierung seit dem Halbfinale­inzug bei der HeimWM 2010. Fünf Siege hatte sie zuletzt 1983 errungen. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir waren heute nicht weit entfernt“, sagte Draisaitl.

452 Tage nach dem Olympiafin­ale von Pyeongchan­g erzielte der Münchner Frank Mauer (38. Minute) das Tor für die deutsche Mannschaft, in der noch elf Silbermeda­illengewin­ner von 2018 standen. Jan Kovar (34.) hatte die Tschechen in Führung gebracht, Jakub Voracek (45.), Dominik Kubalik (52.), Ondrej Palat (54.) und erneut Kovar (60.) ins zugunsten eines sechsten Feldspiele­rs verwaiste Tor besiegelte­n das – zu hohe – 5:1.

„Die Tschechen haben wir uns alle am meisten gewünscht“, hatte NHLStürmer Dominik Kahun vor dem Spiel gesagt. „Das ist ein Gegner, der machbar ist.“Der Wunschgegn­er der deutschen Mannschaft war in der Vergangenh­eit allerdings meistens eine Nummer zu groß: Den letzten WM-Sieg gab es 2007 mit 2:0 – nach 25 Jahren ohne Erfolg. Ihren letzten Titel gewannen die Tschechen 2010 in Köln.

Draisaitl, der beim 4:2 zum Vorrundena­bschluss gegen Finnland mit zwei Toren und einer Vorlage geglänzt hatte, spielte erneut mit den Münchnern Yasin Ehliz und Patrick Hager in einer Reihe. 21:33 Minuten stand er auf dem Eis. Erstmals nach acht Tagen, seit dem 3:2 gegen den Gastgeber Slowakei, spielte Verteidige­r Moritz Seider wieder für das Söderholm-Team. Der 18-Jährige hatte bei einem brutalen Check in die Bande eine Gehirnersc­hütterung erlitten.

Angefeuert von 5000 Landsleute­n unter den 9085 Zuschauern begann Tschechien mit viel Angriffsdr­uck. NHL-Torwart Philipp Grubauer im deutschen Gehäuse bekam sofort viel Arbeit. Seine Vorderleut­e brauchten gut zehn Minuten, um sich zu befreien. Dann hatte Draisaitl das Führungsto­r auf dem Schläger, scheiterte aber allein vor Torwart Patrik Bartosak (13.). Auch im zweiten Drittel hatten die Tschechen zunächst mehr vom Spiel, Grubauer rettete mit einer Glanzparad­e gegen Ondrej Palat (32.). Zwei Minuten später schlenzte Kovar den Puck über Grubauers Stockhand ins Netz. Nach einem Fehler von Bartosak schaltete der Kölner Frederik Tiffels am schnellste­n und legte für Mauer zum Ausgleich auf. Jetzt war Deutschlan­d voll da.

Im Schlussdri­ttel aber trafen nach ausgeglich­enem Beginn nur noch die brutal effiziente­n Tschechen. Moritz Seider brachte das Geschehen so auf den Punkt: „Die Momente, die wir ihnen gegeben haben, haben sie genutzt.“Und Kapitän Moritz Müller ergänzte: „Wir waren dicht dran, um so trauriger ist es gerade.“

 ?? FOTO: AFP ?? Erst spät fanden die Tschechen (rechts Jakub Voracek) Mittel und Wege, Philipp Grubauer im deutschen Tor zu überwinden. Links Verteidige­r Yannic Seidenberg.
FOTO: AFP Erst spät fanden die Tschechen (rechts Jakub Voracek) Mittel und Wege, Philipp Grubauer im deutschen Tor zu überwinden. Links Verteidige­r Yannic Seidenberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany