Der Albatros ist obenauf
Basketball, Bundesliga: Bei einer weiteren Niederlage in Berlin ist die Saison für Ratiopharm Ulm beendet
ULM (pim) - Ein Beobachter hat aus den beiden ersten Spielen der Viertelfinalserie in den Play-offs der Basketball-Bundesliga zwischen Alba Berlin und Ratiopharm Ulm vermutlich folgenden Schluss gezogen: Wenn die Ulmer gut spielen und sich wehren, verlieren sie mit 15 Punkten Differenz. Wenn nicht, dann können es auch an die 30 sein. Eine Niederlage in jeder Höhe in Spiel drei am Sonntag, 26. Mai, 15 Uhr, wäre für die Ulmer gleichbedeutend mit dem Ende der Saison. Das würden sie gerne noch hinauszögern.
Minimalziel der Ulmer ist es, mit einem Sieg ein zweites Heimspiel zu erzwingen, das am Dienstag wieder in der Ratiopharm-Arena ausgetragen würde. Vor fünf Jahren gelang Ulm genau das, auch wenn am Ende doch Alba ins Halbfinale kam. Nach 0:2-Rückstand eine Serie zu drehen, ist in der Geschichte der Play-offs erst drei Mannschaften gelungen und in den vergangenen 16 Jahren keiner mehr. Thorsten Leibenath hält dies dennoch für möglich, wenn sein Team die Zahl der Ballverluste reduziert und sie sich mehr Rebounds schnappt. Ulms Trainer gibt zu bedenken: „Meine Alternative wäre, mich vor die Mannschaft zu stellen und zu sagen: Wir fahren nach Berlin, um zu verlieren.“
Ein Wettanbieter sieht Alba am Sonntag als 7:1-Favoriten, was in etwa auch die Einschätzung von BasketballDeutschland sein dürfte. Trotzdem geht Leibenath davon aus, dass seine Spieler von der Überraschung träumen, und gewährt einen Einblick in die eigenen Sehnsüchte seiner jungen Jahre: Ein Spiel mit einem Dunking zu entscheiden, war der Traum von Leibenath. Geklappt hat das mit dem Dunking nie. Nicht in der entscheidenden Phase eines Spiels und auch in keiner anderen.
Offen ist, in welcher Besetzung Ulm an der Realisierung des Traums von einem Sieg in Berlin arbeiten wird. Leibenath befürchtet: „Wir werden wohl nicht aus dem Vollen schöpfen.“Dwayne Evans hat seinen grippalen Infekt teilweise auskuriert und am Donnerstag wieder trainiert, Patrick Miller musste aber in Spiel zwei wegen Beschwerden an der Schulter pausieren und sein Vertreter ist nicht einmal annähernd im Vollbesitz seiner Kräfte. Per Günther schleppte sich mit Leidensmiene übers Feld, er hatte offensichtlich ständig Schmerzen und nahm in den Pausen des Spiels eine Art Schonhaltung ein. Ursache ist ein Eingriff am Knie vor mehreren Wochen. Leibenath: „Die Prognose war damals positiv, die Realität ist weniger positiv. Wenn es nicht die Play-offs wären, hätten wir nicht einmal darüber nachgedacht, ob Per spielt.“
Viele Beobachter stellten sich aber die Frage, warum der Vertrag mit Per Günther um ein weiteres Jahr verlängert wurde und warum das Ulmer Basketball-Denkmal sich das selbst im Herbst seiner Karriere noch antut. Leibenath ist nach wie vor von der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt: „Per wird den Sommer über daran arbeiten, dass er seine Verletzung komplett auskuriert. Wenn ihm das gelingt, ist er ein anderer Spieler.“
Das Ende der Saison ist wahrscheinlich nahe, konkrete Pläne für die Zeit danach gibt es noch nicht. Der Ulmer Tross fliegt am Sonntagabend geschlossen aus Berlin zurück, die traditionelle Verabschiedung der Mannschaft von den Fans wird es wahrscheinlich wieder geben. Der Verwandlung von Trainer Thorsten Leibenath in einen Sportdirektor ist dann abgeschlossen und er kann sich seinen neuen Aufgaben widmen.