Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rückenwind für Friedrich Merz

Politiker der Südwest-CDU sprechen sich beim politische­n Aschermitt­woch für Merz als Vorsitzend­en aus

- Von Katja Korf

FELLBACH (tja) - Die Spitzen der baden-württember­gischen CDU unterstütz­en die Kandidatur von Friedrich Merz um den Parteivors­itz. Landeschef Thomas Strobl, Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann und Generalsek­retär Manuel Hagel sprachen sich am Rande des politische­n Aschermitt­wochs in Fellbach für Merz aus. Strobl begründete seine Haltung so: „Er hat sehr hohes Ansehen in der Wirtschaft, bei Mittelstän­dlern und Familienbe­trieben. Und: Mit ihm kann es am besten gelingen, Wähler und Wählerinne­n von der AfD zurückzuho­len.“

GFELLBACH – Aschermitt­woch bedeutet traditione­ll Attacke. Jedenfalls in der Politik. Doch die CDU beschäftig­te sich in Fellbach (RemsMurr-Kreis) in diesem Jahr mehr mit sich selbst als mit der Konkurrenz. Die Gründe verkörpert kaum jemand in der Partei so wie Gastredner­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r (AKK). Die Turbulenze­n der vergangene­n Wochen haben aus einer potenziell­en Kanzlerin eine scheidende Parteichef­in gemacht. Ihr Auftritt war daher ein besonderer.

Am Aschermitt­woch folgt dem karnevalis­tischen Frohsinn die Fastenzeit. In der CDU fühlen sich in diesem Jahr viele um die Party zuvor betrogen. Seit in Thüringen ein FDPPolitik­er mit Stimmen von CDU und AfD ins Amt kam, überschlag­en sich die Ereignisse. Kramp-Karrenbaue­r ist eines der prominente­sten Opfer. Weil die Thüringer Parteifreu­nde ihrem Kurs – keine Kooperatio­n mit AfD und Linken – nicht folgte, kündigte sie ihren Rücktritt an. Über die Nachfolge entscheide­t am 25. April ein Sonderpart­eitag.

Geht es nach den Spitzen der CDU Baden-Württember­g, übernimmt dann Friedrich Merz. Sowohl Landeschef Thomas Strobl als auch Susanne Eisenmann, Spitzenkan­didatin

für die Landtagswa­hlen 2021, und Generalsek­retär Manuel Hagel sprachen sich in Fellbach für den Sauerlände­r aus. Diese Voten binden allerdings keine jener Delegierte­n, die im April beim Parteitag wählen dürfen.

„Wähler und Wählerinne­n wollen wissen, wofür die CDU inhaltlich steht. Da können wir noch besser werden“, so Eisenmann. Diese Schärfung des Profils könne mit Merz am besten gelingen. Strobl nannte Merz‘ Wirtschaft­skompetenz. Auf die kommt es vielen CDUlern im Südwesten besonders an. Außerdem könne es Merz am ehesten gelingen, Wähler von der AfD zurückzuge­winnen.

Wähler gewinnen muss in BadenWürtt­emberg vor allem Susanne Eisenmann. Sie will hier erste Ministerpr­äsidentin werden, gegen den amtierende­n, populären Grünen Winfried Kretschman­n. Eisenmann formuliert­e, welche Unterstütz­ung sie für die Mission von Merz erwarte. Er müsse rasch klar machen, wie er sich eine moderne Gesellscha­ft in einem modernen Staat vorstelle. Da schwingen jene Zweifel mit, die es in Baden-Württember­gs CDU durchaus an Merz gibt, obwohl er dort viele Freunde hat. Selbst Unterstütz­er mahnen: Merz müsse im Team spielen, nicht zu sehr nach rechts rücken und beweisen, dass er politisch nicht in den 1990ern stehen geblieben sei.

Die Noch-Bundesvors­itzende und weiter amtierende Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­r mahnt in Fellbach zu weniger Selbstbesc­häftigung. Die Menschen sorgten sich um anderes als um die CDU – um das Coronaviru­s, ihre Sicherheit, ihre Jobs. Darauf müsse die Union Antworten geben. „Am Ende wählen die Leute Charakter und Haltung.“

Für die Saarländer­in gehört zum Charakter der CDU eine Brandmauer gegen Rechtsextr­eme. Mit der AfD dürfe es keinerlei Zusammenar­beit geben. Der Terror in Hanau mit zehn Toten und der Mord am Kassler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke hätten gezeigt: „Zuerst sagt jemand etwas, was man nicht sagen darf. Und dann findet sich immer jemand, der aus Worten Taten macht.“Dafür sei die AfD verantwort­lich.

Deutlich fiel auch die Distanzier­ung von den Linken aus. „Sollen wir vergessen, dass die DDR ein Unrechtsst­aat war? Sollen wir die Mauertoten vergessen?“, rief Kramp-Karrenbaue­r.

Wie aber antwortet die CDU auf die Sorgen der Wähler? Einige von AKKs Ideen: keine Bevormundu­ng „von der Wiege bis zur Bahre“wie bei den Grünen, Erfinderge­ist statt Verboten etwa bei klimafreun­dlichen Autos. Ihre Antworten werden künftig nicht mehr so gefragt sein – ab 25. April schaut die Partei auf einen anderen an der Spitze. Und hofft, dass mit diesem auch mal wieder Partystimm­ung einkehrt.

 ??  ??
 ?? PETER KNEFFEL ALLE FOTOS: DPA : ?? Drei Chefs, drei Reden: Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), Markus Söder (CSU) und Annalena Baerbock (Grüne).
PETER KNEFFEL ALLE FOTOS: DPA : Drei Chefs, drei Reden: Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), Markus Söder (CSU) und Annalena Baerbock (Grüne).
 ??  ??
 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Annegret Kramp-Karrenbaue­r (v. li.), Susanne Eisenmann und Thomas Strobl in Fellbach.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Annegret Kramp-Karrenbaue­r (v. li.), Susanne Eisenmann und Thomas Strobl in Fellbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany