Was von der Fasnet übrig bleibt
Konfetti in den Fugen, Scherben auf den Wegen – Wer räumt das eigentlich alles auf?
Irgendwer muss das aufräumen: Wie aus Kügeleshausen wieder Ehingen wird.
GEHINGEN - Während die ersten Sonnenstrahlen sich noch mühsam über die Dächer von Kügeleshausen strecken, sind sie schon unterwegs: Mit Fahrzeugen und Kleidung in leuchtendem Orange ziehen sie durch die Straßen und beseitigen die Spuren der ausgelassenen vergangenen Tage. Die Übersicht über sie hat Walter Kreutle, Leiter des städtischen Bauhofs.
Heute sind alle im Einsatz: Die große und die kleine Kehrmaschine, es wurden sogar zusätzliche Leute für die Stadtreinigung eingeteilt. Mit Greifzange und Müllbeutel bewaffnet ziehen sechs von ihnen einzeln durch die Gassen, sammeln Glasscherben und Bonbonpapierchen ein. Nach dem großen Umzug und Hunderten Bonbons, die von den begeisterten Zuschauern meist achtlos an Ort und Stelle fallengelassen wurden – manche Bonbons sind gar ungeöffnet liegengeblieben – scheint es beinahe wie eine Sisyphusarbeit, inmitten all der Pflastersteine und nassen Konfettihäufchen herum zu fischen. Doch erst wenn die Männer mit den Greifern durch sind, kann die Kehrmaschine richtig zum Einsatz kommen, denn die scharfen Glasscherben können die Schläuche zerschneiden. Und gegen die klebrigen Bonbonpapiere sind auch die großen Monstren mit ihren Bürsten, Walzen und Saugern machtlos. Vermutlich wird die Kehrmaschine mehrfach die Runde machen müssen – und selbst danach wird das Konfetti noch eine Weile das Stadtbild prägen.
Denn die Papierflocken mit unterschiedlichen Feuchtigkeitszuständen halten sich hartnäckig in all den Fugen zwischen den Pflastersteinen. An manchen Stellen wirkt es gar, als seien die Steine mit Konfetti statt Sand und Mörtel verfugt. Glücklicherweise, so Kreutle, seien manche Gruppen sogar schon auf abbaubares Recyclingkonfetti umgestiegen, welches schneller verrotte. Denn auch mit dem Besen sei dem Fugenkonfetti schwer beizukommen, gerade bei nassem Wetter. Bei trockenem Wetter sei es möglich, das bunte Streupapier mit Blasgeräten aus den Fugen zu pusten, dann habe die Kehrmaschine wieder eine Chance, aber bei Nässe klebe es schlicht zu sehr, sagt Walter Kreutle. Da bleibe manchmal nur, auf einen großen Regen zu hoffen, der die bunten Flocken wegspült. Glücklicherweise sei in der Nacht der
Schneefall ausgeblieben, sonst wäre den farbenprächtigen Schnipseln gar nicht beizukommen gewesen.
Insgesamt drei bis vier Stunden dauert es, bis der gröbste Schmutz entfernt ist. Mehrmals muss ein Transporter ausrücken, um die prall gefüllten blauen Müllsäcke auf die Ladefläche zu nehmen. Je nach Verschmutzungsgrad kämen da im Schnitt 300 bis 400 Kilo Müll zusammen. Getrennt werde vorrangig Glas – den Rest könne man kaum sortieren, berichtet Kreutle. Vor allem nach dem Glombigen sei viel Glas aufzusammeln gewesen. Besondere Fundstücke gebe es hingegen kaum. Vielleicht mal ein Kleidungsstück oder ein Hut, aber das, was in die Mülltüten wandere, das gehöre da auch hin.
Für Kreutle ist der Aufräumbetrieb ein routinierter Ablauf: „Es ist alle Jahre dasselbe Spiel: Mal ist ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger.“Insgesamt ist er mit diesem Jahr sehr zufrieden. Eine ganz humane Fasnet sei es gewesen und so sei ihm auch kein einziger Fall bekannt, bei dem es zu Vandalismus gegen Absperrungen oder Verkehrsschilder gekommen sei. Auch beim überarbeiteten Sicherheitskonzept habe alles wunderbar geklappt. Die Polizei habe Präsenz gezeigt und jenseits von Teufeln, Dämonen und Hexen, die gewohnt marodierend durch die Straßen zogen, sei es recht ruhig geblieben.
Als der befürchtete Schneefall doch noch einsetzt, sind die meisten Arbeiten zum Glück schon erledigt. Auch wenn das Konfetti wohl stellenweise noch eine Weile bleiben wird und auch am Nachmittag die Männer mit den Greifzangen weiter ihre Runden drehen. Die Buden und Stände verabschieden sich langsam, der Kügeleshausener Alexanderplatz verschwindet. Und während aus Muckenspritzern wieder Feuerwehrleute werden, die zusammen mit der Zunft die Fähnchen und Figuren von den Häusern holen, wird aus Kügeleshausen wieder Ehingen. Zumindest bis zum nächsten Jahr.