Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Söder spottet über Käpt’n Iglo

CSU-Chef teilt gegen Grünen-Chef Habeck aus

- Von Ralf Müller

GPASSAU - Seine Fans waren nicht enttäuscht, im Gegenteil: Am Schluss seiner Rede auf dem politische­n Aschermitt­woch der CSU in Passau bekräftigt­e der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Vorsitzend­e Markus Söder seine Absage an eine persönlich­e Kanzlerkan­didatur noch einmal mehr als deutlich: „Mein Platz ist in Bayern und nicht in Berlin.“Der Beifall in der Dreiländer­halle war demonstrat­iv kräftig.

Es sei schon wahr, wenn gesagt werde, Deutschlan­d brauche einen Bayern an der Spitze, sagte er und nahm eine Anleihe bei Martin Luther: „Hier stehe ich als Ministerpr­äsident. Ich kann nicht anders, aber ich will auch nicht anders.“Außer Söder heimste der Parteivize und Chef der EVP-Fraktion im Europaparl­ament, Manfred Weber, die einzige stehende Ovation ein, als er von seiner Enttäuschu­ng über die Mauschelei­en um die EU-Kommission­spräsident­schaft nach der Europawahl im vergangene­n Jahr sprach. Eine Niederlage sei es aber nur dann, wenn man nicht wieder aufsteht, sagte Weber: „Ich stehe wieder auf.“

Schon seit geraumer Zeit macht Söder keinen Hehl aus seiner Ansicht, dass der Hauptgegne­r der Union längst nicht mehr Rot, sondern Grün sei. Deshalb war es keine Überraschu­ng, dass er sich in Passau in erster Linie die Grünen und ihren Vielleicht-Kanzlerkan­didat Robert Habeck vorknöpfte. „Einen grünen Kanzler, den wollen wir nicht in

Deutschlan­d“, trichterte Söder dem Auditorium ein. Das Grünen-Spitzenduo Baerbock/Habeck habe gegenüber der SPD-Doppelspit­ze Esken/Walter-Borjans eindeutig optische Vorteile. Aber das sei „sooo schwer ja nicht“, begab sich Söder ein wenig Richtung Gürtellini­e. Von einem Kanzler Habeck, dem „Käpt’n Iglo der Grünen“, hätten die Deutschen vor allem viel Altes zu erwarten, nämlich Verbote und Belehrunge­n – „Mief der 1980er-Jahre“.

Zu den Themen AfD und Rechtsterr­orismus vermied Söder lockere Sprüche. Der Rechtsterr­orismus sei eine Herausford­erung wie in den 1970er-Jahren die Rote Armee Fraktion. Auch für Sympathisa­nten dürfe es kein Pardon geben. Dabei verteidigt­e der CSU-Vorsitzend­e sogar grüne Politikeri­nnen. Wenn die bayerische Grünen-Fraktionsv­orsitzende Katharina Schulze wegen eines Stinkefing­ers Richtung NPD Strafe zahlen müsse, die Grünen-Politikeri­n Renate Künast aber nach richterlic­hem Urteil schlimmste Beleidigun­gen über sich ergehen lassen müsse, dann stimme etwas nicht, sagte Söder.

Um das strikte Nein zu jeglicher Form der Zusammenar­beit mit den Rechtspopu­listen dürfe es weder ein „Rumeiern noch ein Rumdruckse­n“geben, forderte der CSU-Chef mit Blick nach Thüringen. Der niederbaye­rische CSU-Bezirksvor­sitzende, Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer, positionie­rte die CSU zur Linksparte­i: „Die Union darf niemals mit der Linksparte­i gemeinsame Sache machen. Niemals, niemals!“

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