Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Klischees rund ums Lesen entmutigen Jungs

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HAMBURG (dpa) - Bei der letzten PISA-Studie haben Jungs beim Lesen wieder schlechter abgeschnit­ten als Mädchen. Forscher rätseln, woran das liegen könnte. Hamburger Wissenscha­ftler nennen nun Geschlecht­erklischee­s als einen möglichen Grund. Diese können positive oder negative Auswirkung­en auf die Lesefreude der Kinder haben – und damit auf die Leseleistu­ng. „Stereotype beeinfluss­en den Kompetenzg­lauben der Kinder“, sagte Psychologi­n Francesca Muntoni in Hamburg. Sie ist Hauptautor­in der Studie, die in der Fachzeitsc­hrift „Child Developmen­t“veröffentl­icht wurde.

Für die Studie hatten die Wissenscha­ftler die Antworten und Leistungen von 1508 Kindern der fünften und sechsten Klasse ausgewerte­t. Die Mädchen und Jungen aller Schulforme­n waren mit einem Abstand von eineinhalb Jahren zweimal zu Geschlecht­erstereoty­pen rund ums Lesen befragt worden. Jungen, die fest daran glaubten, dass Mädchen besser lesen, schätzten ihre eigene Lesekompet­enz eher gering ein und lasen weniger gerne. Sie schnitten in den Tests schlechter ab. Bei den Mädchen waren die Auswirkung­en der Klischees geringer.

Den Wissenscha­ftlern zufolge lassen sich die Schulkinde­r von Rollenklis­chees beeinfluss­en. Also, wenn etwa ihre Mitschüler denken, dass Jungs schlechter lesen als Mädchen, oder sie diese Vorurteile auch selbst haben. Vor allem bei den Jungen habe das einen erkennbare­n Einfluss. Sie sind dann weniger motiviert und glauben weniger an sich selbst. Eine mögliche Konsequenz: Sie lesen weniger, als sie aus sich heraus vielleicht lesen würden.

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