Nabu bereitet Nistkästen für die Vogelbrut vor
Gerhard Bieger und Rudolf Fundel vom Nabu erklären, warum das Säubern der Kästen für die Tiere so wichtig ist
GEHINGEN - Rund 80 Nistkästen gibt es auf den Streuobstwiesen hinter dem Ernsthof bei Ehingen. Spatzen und Kohlmeisen haben in den Kästen mit den größeren Löchern gebrütet, Blaumeisen in denen mit kleineren Löchern. Sie alle haben diese Nistkästen für ihr Gelege gut mit trockenem Gras und Federn ausgepolstert. Was auch bedeutet, dass sich Zecken, Milben, Flöhe und andere Blutsauger darin wohlgefühlt haben. Spinnen dagegen stören die brütenden Vögel nicht.
Der Nabu hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Nistkästen in Ehingen zu säubern. Außer beim Ernsthof waren die Mitglieder schon im Donautal, am Wolfert, am Groggensee und bei der Liebfrauenkirche im Einsatz, um dort die Nistkästen für die neue Brut vorzubereiten. Bei schneidend kaltem Wind hatten sich Gerhard Bieger und Rudolf Fundel am Ernsthof ans Werk gemacht, um die Nistkästen zu inspizieren und zu säubern. Die Männer stellten dabei fest, dass zehn der Nistkästen durch den Sturm kaputtgegangen waren. „Wenn das im Stadtgebiet passiert, ersetzt die Stadt dem Nabu die Kästen. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung, kostet doch so ein Kasten 30 bis 35 Euro“, sagte Bieger.
„Hier beim Ernsthof schauen wir, ob es im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Brut gegeben hat, ob die Brut abgebrochen wurde, ob Eier im Kasten geblieben sind, weil die Altvögel verendet sind und machen sie sauber“, erklärte Bieger weiter. Eine Arbeit, die noch in der kalten Jahreszeit erledigt werden muss, denn besonders nach einem milden Winter beginnen die Vögel früher mit dem Nestbau. Im Herbst bei angenehmeren Temperaturen macht man es aber auch nicht gern, weil dann die Insekten, die sich eingenistet hatten, lästig sind. Die Männer haben auch schon einen Siebenschläfer in einem Nistkasten entdeckt, auch Hummeln ziehen gerne mal ein. Bei einem der Nistkästen schließt der Deckel nicht mehr richtig, eine Schraube ist verlorengegangen. In dem Nistkasten, den Fundel gerade abgehängt hat, hat offensichtlich ein Spatzenpaar drei Mal gebrütet. Eine entsprechende Menge
Nistmaterial muss entfernt werden.
Immer weniger Vogelarten sind in der Region zu finden. Gerhard Bieger führt das auf die weniger werdenden Obstbäume zurück. Der Unterhalt und das Beschneiden der Bäume erfordert viel Zeit vom Obstbauern und rechnet sich rein wirtschaftlich kaum, aber auf der anderen Seite bedeuten mehr Bäume auch mehr Windschutz, erklärt er. Auch die verschwundenen Hecken und Mauern haben negative Auswirkungen auf den Singvogelbestand, heute muss alles großflächig mit Maschinen befahrbar sein, Raine, die früher Vögeln Schutz geboten haben, fallen weg.
Neue in der Flurbereinigung vorgesehene Wege tun ein Übriges zur Dezimierung. „Noch gibt es bei uns Gartenrotschwänze, aber die brauchen Licht zum Brüten und bevorzugen Höhlen, auch Bunt- und Grünspechte gibt es noch auf den heimischen Streuobstwiesen ebenso Buchfinken, Sperlinge und Grünfinken“, sagt Bieger. Verschwunden sei dagegen in Baden-Württemberg der Gartenbaumläufer, die Tannenmeise und der Hausrotschwanz würden immer weniger. Auch Zaunkönige, die aber am Boden brüten, leben gefährlich, weiß Bieger, denn ein Greifvogel wie der Falke schnappt sich schon mal gern einen Jungvogel.