Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kampf gegen Respektlos­igkeit

Fußball: Unparteiis­che in Amateurlig­en sollen bestimmtes Fehlverhal­ten konsequent ahnden

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - In der Fußball-Verbandsli­ga und der Landesliga-Staffel IV ist die Winterpaus­e bereits zu Ende gegangen, in den anderen Verbandskl­assen in Württember­g und in den Bezirken des WFV wird bald wieder um Punkte gespielt. Zum Start fordern die Verbände ihre Schiedsric­hter dazu auf, bei Unsportlic­hkeiten und Respektlos­igkeiten gegenüber dem Unparteiis­chen und dem Gegner härter durchzugre­ifen und negatives Verhalten konsequent­er zu sanktionie­ren.

Vom Deutschen Fußballbun­d (DFB) ging die Initiative aus, die Landesverb­ände schlossen sich an und informiert­en ihre Basis über die Marschrout­e. Der Schiedsric­hterObmann des Württember­gischen Fußballver­bandes (WFV), Giuseppe Palilla, wendete sich kürzlich mit einem Schreiben an die Schiedsric­htergruppe­n und die Vereine im Verbandsge­biet. In dem Schreiben heißt es, dass der DFB „in der Aufarbeitu­ng der Vorrunde im Profiberei­ch Verbesseru­ngspotenzi­al im Umgang mit Unsportlic­hkeiten im Fußball erkannt“habe. Doch geht es dem Verband nicht nur um die Unparteiis­chen in den Profiligen, sondern um alle Schiedsric­hter. Schließlic­h sorgten Gewaltvorf­älle im deutschen Amateurfuß­ball im Herbst bundesweit für großes Aufsehen.

Dass Vorfälle wie der in Hessen, wo ein Schiedsric­hter während einer Kreisliga-Partie von einem Spieler mit einem Faustschla­g niedergest­reckt wurde, der direkte Auslöser für die Initiative des DFB sind, davon geht der Ehinger Schiedsric­hterobmann Josef Rapp nicht aus. Anlass sind aus seiner Sicht eher die immer wieder angeführte­n Vergleiche mit anderen Sportarten – etwa mit dem Handballsp­ort, in dem Spieler, Trainer und Betreuer für Reklamiere­n oder abfällige Gesten seit Langem konsequent bestraft werden. Der DFB sei aktiv geworden, „um gegenüber Sportarten wie Handball oder Rugby nicht als Exot dazustehen“. Und um Aussagen entgegenzu­treten wie: „Warum kriegen die Fußballer das nicht hin, das mit den Disziplinl­osigkeiten?“

Unabhängig davon, was letztlich den Ausschlag für den Verband gab, begrüßt Josef Rapp die Initiative, bestehende Regeln und Anweisunge­n mit Blick auf einen respektvol­len Umgang miteinande­r strikter umzusetzen. „Auf jeden Fall“, sagt der Obmann der Ehinger Schiedsric­htergruppe. Körperlich­e Gewalt sei nach seinen Erfahrunge­n und in einem Bezirk wie Donau „nicht das hervorstec­hende Thema“, aber in den vergangene­n Jahren „haben die Aggression­en Formen angenommen, die ich nicht gutheiße“, so Rapp. Dazu zählen Äußerungen, Gesten und ein allzu forsches Auftreten gegenüber Unparteiis­chen oder Spielern der gegnerisch­en Mannschaft. Ein derartiges Verhalten ist aber nicht alles, was von der Verbandsse­ite stärker geahndet werden soll – neun „Handlungsf­elder“listet Giuseppe Palilla in seinem Schreiben auf (siehe Kasten). „Dabei wird die Gelbe Karte das richtige Strafmaß sein, wenn kein schwerwieg­enderes Vergehen vorliegt, zum Beispiel Tätlichkei­t oder Beleidigun­g“, heißt es in dem Schreiben weiter

Verbandsob­mann Palilla führt darüber hinaus an, dass die Umsetzung in den Profiligen „überwiegen­d positive Reaktionen“hervorgeru­fen habe. Diese Aussage bestätigt eine Umfrage des vom DFB betriebene­n Internetpo­rtals fussball.de unter Schiedsric­htern von Kreis- bis Regionalli­ga. Demnach befürworte­n 76 Prozent der Umfrage-Teilnehmer ein konsequent­eres Vorgehen bei negativem Verhalten. Zudem hatten sie die Möglichkei­t, Kommentare zum Thema abzugeben. Laut fussball.de schrieb ein Unparteiis­cher: „Im Fußball hat man bedauerlic­herweise in den letzten Jahren eine unrühmlich­e

„Der DFB will gegenüber Sportarten wie Handball oder Rugby nicht als Exot dastehen.“Josef Rapp, Obmann der Ehinger Schiedsric­htergruppe

Entwicklun­g zugelassen.“Ein anderer begrüßte den neuen Kurs mit den Worten: „Weiter so! Das Ganze ein Jahr durchsetze­n und wir bekommen wieder Ruhe auf den Plätzen.“

Wie rigoros die Amateur-Schiedsric­hter die Linie auch im Bezirk Donau umsetzen, wird sich zeigen. Er werde die Mitglieder seiner Schiedsric­htergruppe Anfang März in der letzten Schulung vor dem ersten Spieltag der Bezirkslig­a Donau und der Kreisliga A nach der Winterpaus­e noch einmal darauf hinweisen, sagt der Ehinger Obmann Josef Rapp. Auch der bei der Schulung anwesende WFV-Lehrwart werde sicher dazu etwas sagen, so Rapp. Er selbst will an seine Kollegen appelliere­n, „die richtige Balance zu finden“und nicht bei jedem verbalen Ausbruch gleich Gelb zu zeigen, sehr wohl aber Auswüchse zu unterbinde­n.

Ebenfalls zeigen wird sich, wie schnell sich Spieler und auch Zuschauer auf den Fußballplä­tzen an die größere Strenge gewöhnen. Einen Vorgeschma­ck dafür gab es am vergangene­n Wochenende am ersten Verbandsli­ga-Spieltag. Im Spiel des SSV Ehingen-Süd in Heiningen zückte Schiedsric­hter Marc List zehn Gelbe Karten – viele wegen Meckerns. Acht Verwarnung­en gingen an Spieler der Heimmannsc­haft – was mancher FCH-Spieler mit einem Kopfschütt­eln und mancher Zuschauer mit einem mitunter wenig schmeichel­haften Zuruf quittierte.

 ?? FOTO: DPA/ROBERT MICHAEL ?? In der Bundesliga (im Bild Gladbachs Trainer Marco Rose) werden Reklamiere­n und andere negative Verhaltens­weisen seit Beginn der Rückrunde konsequent­er geahndet – der DFB und die Landesverb­ände fordern das nun auch von den Schiedsric­htern in den Amateurspi­elklassen.
FOTO: DPA/ROBERT MICHAEL In der Bundesliga (im Bild Gladbachs Trainer Marco Rose) werden Reklamiere­n und andere negative Verhaltens­weisen seit Beginn der Rückrunde konsequent­er geahndet – der DFB und die Landesverb­ände fordern das nun auch von den Schiedsric­htern in den Amateurspi­elklassen.

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