Kampf gegen Respektlosigkeit
Fußball: Unparteiische in Amateurligen sollen bestimmtes Fehlverhalten konsequent ahnden
EHINGEN - In der Fußball-Verbandsliga und der Landesliga-Staffel IV ist die Winterpause bereits zu Ende gegangen, in den anderen Verbandsklassen in Württemberg und in den Bezirken des WFV wird bald wieder um Punkte gespielt. Zum Start fordern die Verbände ihre Schiedsrichter dazu auf, bei Unsportlichkeiten und Respektlosigkeiten gegenüber dem Unparteiischen und dem Gegner härter durchzugreifen und negatives Verhalten konsequenter zu sanktionieren.
Vom Deutschen Fußballbund (DFB) ging die Initiative aus, die Landesverbände schlossen sich an und informierten ihre Basis über die Marschroute. Der SchiedsrichterObmann des Württembergischen Fußballverbandes (WFV), Giuseppe Palilla, wendete sich kürzlich mit einem Schreiben an die Schiedsrichtergruppen und die Vereine im Verbandsgebiet. In dem Schreiben heißt es, dass der DFB „in der Aufarbeitung der Vorrunde im Profibereich Verbesserungspotenzial im Umgang mit Unsportlichkeiten im Fußball erkannt“habe. Doch geht es dem Verband nicht nur um die Unparteiischen in den Profiligen, sondern um alle Schiedsrichter. Schließlich sorgten Gewaltvorfälle im deutschen Amateurfußball im Herbst bundesweit für großes Aufsehen.
Dass Vorfälle wie der in Hessen, wo ein Schiedsrichter während einer Kreisliga-Partie von einem Spieler mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde, der direkte Auslöser für die Initiative des DFB sind, davon geht der Ehinger Schiedsrichterobmann Josef Rapp nicht aus. Anlass sind aus seiner Sicht eher die immer wieder angeführten Vergleiche mit anderen Sportarten – etwa mit dem Handballsport, in dem Spieler, Trainer und Betreuer für Reklamieren oder abfällige Gesten seit Langem konsequent bestraft werden. Der DFB sei aktiv geworden, „um gegenüber Sportarten wie Handball oder Rugby nicht als Exot dazustehen“. Und um Aussagen entgegenzutreten wie: „Warum kriegen die Fußballer das nicht hin, das mit den Disziplinlosigkeiten?“
Unabhängig davon, was letztlich den Ausschlag für den Verband gab, begrüßt Josef Rapp die Initiative, bestehende Regeln und Anweisungen mit Blick auf einen respektvollen Umgang miteinander strikter umzusetzen. „Auf jeden Fall“, sagt der Obmann der Ehinger Schiedsrichtergruppe. Körperliche Gewalt sei nach seinen Erfahrungen und in einem Bezirk wie Donau „nicht das hervorstechende Thema“, aber in den vergangenen Jahren „haben die Aggressionen Formen angenommen, die ich nicht gutheiße“, so Rapp. Dazu zählen Äußerungen, Gesten und ein allzu forsches Auftreten gegenüber Unparteiischen oder Spielern der gegnerischen Mannschaft. Ein derartiges Verhalten ist aber nicht alles, was von der Verbandsseite stärker geahndet werden soll – neun „Handlungsfelder“listet Giuseppe Palilla in seinem Schreiben auf (siehe Kasten). „Dabei wird die Gelbe Karte das richtige Strafmaß sein, wenn kein schwerwiegenderes Vergehen vorliegt, zum Beispiel Tätlichkeit oder Beleidigung“, heißt es in dem Schreiben weiter
Verbandsobmann Palilla führt darüber hinaus an, dass die Umsetzung in den Profiligen „überwiegend positive Reaktionen“hervorgerufen habe. Diese Aussage bestätigt eine Umfrage des vom DFB betriebenen Internetportals fussball.de unter Schiedsrichtern von Kreis- bis Regionalliga. Demnach befürworten 76 Prozent der Umfrage-Teilnehmer ein konsequenteres Vorgehen bei negativem Verhalten. Zudem hatten sie die Möglichkeit, Kommentare zum Thema abzugeben. Laut fussball.de schrieb ein Unparteiischer: „Im Fußball hat man bedauerlicherweise in den letzten Jahren eine unrühmliche
„Der DFB will gegenüber Sportarten wie Handball oder Rugby nicht als Exot dastehen.“Josef Rapp, Obmann der Ehinger Schiedsrichtergruppe
Entwicklung zugelassen.“Ein anderer begrüßte den neuen Kurs mit den Worten: „Weiter so! Das Ganze ein Jahr durchsetzen und wir bekommen wieder Ruhe auf den Plätzen.“
Wie rigoros die Amateur-Schiedsrichter die Linie auch im Bezirk Donau umsetzen, wird sich zeigen. Er werde die Mitglieder seiner Schiedsrichtergruppe Anfang März in der letzten Schulung vor dem ersten Spieltag der Bezirksliga Donau und der Kreisliga A nach der Winterpause noch einmal darauf hinweisen, sagt der Ehinger Obmann Josef Rapp. Auch der bei der Schulung anwesende WFV-Lehrwart werde sicher dazu etwas sagen, so Rapp. Er selbst will an seine Kollegen appellieren, „die richtige Balance zu finden“und nicht bei jedem verbalen Ausbruch gleich Gelb zu zeigen, sehr wohl aber Auswüchse zu unterbinden.
Ebenfalls zeigen wird sich, wie schnell sich Spieler und auch Zuschauer auf den Fußballplätzen an die größere Strenge gewöhnen. Einen Vorgeschmack dafür gab es am vergangenen Wochenende am ersten Verbandsliga-Spieltag. Im Spiel des SSV Ehingen-Süd in Heiningen zückte Schiedsrichter Marc List zehn Gelbe Karten – viele wegen Meckerns. Acht Verwarnungen gingen an Spieler der Heimmannschaft – was mancher FCH-Spieler mit einem Kopfschütteln und mancher Zuschauer mit einem mitunter wenig schmeichelhaften Zuruf quittierte.