Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Elfmeter: Wer soll schießen, wer will schießen?

Fußball: Bestimmen Trainer den Schützen oder darf die Mannschaft das selbst regeln?

- Von Pit Meier

GULM/NEU-ULM/ILLERTISSE­N - Es war einer der wenigen Aufreger in einem ansonsten mäßig aufregende­n Spiel der Regionalli­ga Südwest zwischen Pirmasens und dem SSV Ulm 1846 Fußball am vergangene­n Samstag: Elfmeter für die Spatzen nach 77 Minuten. Johannes Reichert war als Schütze vorgesehen. Doch Haris Hyseni schnappte sich den Ball und verschoss, das Spiel endete 0:0. Wir haben uns bei Trainern in der Region umgehört, wie das bei ihnen geregelt ist: Gibt es feste Elferschüt­zen oder dürfen die Spieler das unter sich regeln?

Bei Türkspor Neu-Ulm ist das Thema nicht wirklich eines, wie Trainer Ünal Demirkiran schmunzeln­d anmerkt. Der Tabellenzw­eite der Landesliga bekam in der gesamten bisherigen Saison einen einzigen Elfer zugesproch­en und den hat Marc Hämmerle Ende September des vergangene­n Jahres beim 6:0 gegen den SC Geislingen verwandelt. Grundsätzl­ich dürfen die Spieler von Türkspor selbst entscheide­n, wer schießt. „Ich mische mich da nicht ein“, sagt Demirkiran: „Wer genug Selbstvert­rauen hat, der schnappt sich den Ball.“Einziges Risiko des Schützen: Wenn er scheitert, dann muss er der Mannschaft einen ausgeben. Was bei Türkspor aber nicht als Strafe zu verstehen ist, sondern eher als spaßiges Ritual.

Die Spieler des FV Weißenhorn gingen in dieser Saison bisher fünfmal an die Linie, es gab vier verschiede­ne Schützen, vier der fünf Elfer wurden verwandelt. Trainer Reinhold Steinbrech­er sieht sich dadurch bestätigt in seinem Prinzip: Vier bis fünf Spieler können beim Tabellenfü­hrer der Kreisliga B Iller richtig gut Elfer schießen und die machen den Schützen untereinan­der aus: „Ich habe es noch nie erlebt, dass sich ein schlechter Schütze den Ball schnappt.“Vor allem in engen Spielen vertraut Steinbrech­er seinen Spezialist­en. Bei einer klaren Führung seiner Mannschaft wäre auch eine andere Lösung vorstellba­r: „Wenn es 5:0 steht, dann darf vielleicht auch ein Spieler schießen, der schon länger Ladehemmun­g hat und dem ein Erfolgserl­ebnis gut tut.“

Harry Haug mag besonders diese Frage von Zuschauern nach einem vergebenen Elfer: Warum hat gerade dieser Spieler geschossen? Die Standardan­twort des Trainers des TSV Buch: Am Montag kann ich Dir dann auch die Lottozahle­n sagen. Haug hält sich komplett raus, die Spieler dürfen das unter sich regeln: „Hauptsache, einer von ihnen haut dem Elfer rein.“Bisher funktionie­rt das sehr gut beim Landesligi­sten. Die beiden ohnehin erfolgreic­hsten Torjäger Timo Leitner und Manuel Schrapp haben alle fünf Elfer geschossen und vier davon verwandelt.

Beim FV Bellenberg kann es natürlich nur einen Schützen geben: Armin Sassmann hat in dieser Saison schon 18 Tore erzielt, zwei davon vom Punkt. Mehr Elfer wurden bisher für den B-Kreisligis­ten auch nicht gepfiffen. Trainer Roland Jegg bekräftigt: „Es ist ein ungeschrie­benes Gesetz, dass der Sassi schießt. Da geht auch kein anderer zum Ball.“Jegg ist einer der Trainer, die in dieser Angelegenh­eit gerne mitreden. Bei seinen früheren Vereinen SV Oberroth und TSV Obenhausen gab es jeweils zwei potenziell­e Schützen. Aber keine klare Nummer eins und zwei. Wer sich gerade besser fühlte, der hat eben die Verantwort­ung übernommen. Mit einem kleinen persönlich­en Risiko: Wer verschießt, der bringt eine Kiste Bier mit in die Kabine.

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FOTO: OLIVER DIETZE, DPA Gibt es feste Elferschüt­zen oder dürfen die Spieler das unter sich regeln? Der Blick in die Region zeigt, dass es durchaus unterschie­dlich gehandhabt wird.

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