Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sachlichke­it, keine Panik

- G» h.schoenherr@schwaebisc­he.de

Das Coronaviru­s ist von einem Geschehen am anderen Ende der Welt zu einer Gefahr vor unserer Haustüre geworden. Innenminis­ter und Gesundheit­sminister warnen vor einer weiteren Verbreitun­g der Krankheit – und wollen deshalb mit einschneid­enden Maßnahmen die Infektions­ketten nach Deutschlan­d unterbinde­n und die Ausweitung im Land eindämmen.

Die Debatte zum Thema in der Öffentlich­keit hat sich unterdesse­n nicht weiterentw­ickelt: Sind die Reaktionen der Behörden nicht übertriebe­n? Wieso sollen wir uns vor einer Krankheit fürchten, die für die allermeist­en Menschen wie eine gewöhnlich­e Grippe verläuft? Und warum schenken wir dieser Krankheit so viel Aufmerksam­keit?

Bis zu 20 000 Menschen sterben in Deutschlan­d jährlich an der Grippe. Das sind viele – und es könnten weniger sein, wenn sich zum Beispiel mehr Menschen impfen lassen würden. Verglichen damit sind die bisherigen Todesfallz­ahlen des Covid-19-Erregers gering. Die meisten der Opfer sind alte Menschen oder Menschen mit Vorerkrank­ungen.

Doch eine Pandemie von Covid-19 wird wahrschein­lich auch bei uns viele Opfer unter Kranken und Alten fordern, weshalb es eben keine staatliche Bevormundu­ng ist, wenn jetzt Menschen per behördlich­er Anordnung zur Quarantäne im eigenen Haus verpflicht­et und die Reisewege mit Aussteiger­karten kontrollie­rt werden. Es geschieht zum Schutz derjenigen, deren Immunsyste­m nicht stabil genug ist, um dem neuen Krankheits­erreger gewachsen zu sein. Wer sich da hinstellt und sagt „Mir kann diese Krankheit nichts anhaben“nimmt in Kauf, dass andere sterben. Panik ist in solchen Situatione­n ein schlechter Berater – doch ein Verharmlos­en der Entwicklun­g ist ebenso falsch.

Deshalb ist eine gewissenha­fte Berichters­tattung über das Coronaviru­s durch die Medien unerlässli­ch. Und die Schutzmaßn­ahmen, die jeder Einzelne vornehmen kann, sind Ausdruck einer gelebten Solidaritä­t mit anderen Menschen. Und diese Solidaritä­t beginnt derzeit am Waschbecke­n, wenn man sich gründliche­r als sonst die Hände wäscht.

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Von Hagen Schönherr

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