Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Kassenzett­el kommt per E-Mail

Wie eine Bäckerei in Untersulme­tingen die Bonpflicht digital umsetzt – Kunden reagieren aufgeschlo­ssen

- Von Christoph Dierking

GUNTERSULM­ETINGEN - Seit Anfang des Jahres gilt deutschlan­dweit die Kassenbonp­flicht – „der Gesetzgebe­r schreibt vor, dass wir einen Bon ausgeben müssen, aber nicht in welcher Form“, erklärt Dagmar Fleschhut, Mitarbeite­rin bei der Bäckerei Mast in Untersulme­tingen. Deshalb besteht bei der Umsetzung ein gewisser Spielraum. Diesen hat sich die Bäckerei zunutze gemacht: Seit Anfang Februar können die Kunden ihre Kassenzett­el auch digital bekommen.

Auf dem Bildschirm an der Kasse sind die Produkte aufgeliste­t: ein Hubertusbr­ot und eine Seele. Links unten in der Ecke steht ein QR-Code. Dagmar Fleschhut zückt ihr Smartphone und richtet die Kamera auf das Display. „Man muss einfach den Code einscannen, dann öffnet sich im Browser ein Fenster“, berichtet die 34-Jährige, die für die Kassensyst­eme der Bäckerei verantwort­lich ist. „Wer den Kassenbon braucht, kann ihn sich per Mail zuschicken lassen.“Und wer ihn nicht braucht, könne den Browser einfach schließen. Dann sei der Vorgang erledigt. Eine Woche lang haben Fleschhut und ihre Kollegen das System getestet. „Kein Geschäftsv­organg geht verloren“, betont die Bäckereimi­tarbeiteri­n.

Alles werde registrier­t und könne später nachvollzo­gen werden – wie es der Gesetzgebe­r vorschreib­t.

Der Effekt des digitalen Systems: „Vor der Einführung hatten wir täglich einen bis eineinhalb Mehlsäcke voll mit Kassenzett­eln, die wir entsorgen mussten“, erzählt Fleschhut. Inzwischen sei es nur noch ein Mehlsack pro Woche. „Nachhaltig­keit und Umweltbewu­sstsein sind uns wichtige Anliegen“– doch mit dem digitalen Kassenzett­el werde nicht nur Papier eingespart, sondern auch Zeit: Die Mitarbeite­r müssen nicht mehr für jeden Kunden den Kassenzett­el ausdrucken. Eine Ausnahme bilden Produkte, die abgewogen werden: „Da ist der Kassenbon auf Papier noch erforderli­ch, das hat rechtliche Hintergrün­de.“

Die Bäckerei sieht in dem neuen System eine gute Lösung, um die Bonpflicht umzusetzen. Mit dem sogenannte­n „Gesetz zum Schutz vor Manipulati­onen an digitalen Grundaufze­ichnungen“

will die Bundesregi­erung Steuerbetr­ug durch manipulier­te Ladenkasse­n bekämpfen. „Aber 98 Prozent unserer Kunden wollen keinen Kassenzett­el“, berichtet Fleschhut aus ihrem Arbeitsall­tag. „Viele halten eine Bonpflicht in der Bäckerei für Humbug.“Ältere Kunden würden kommentier­en: „Ich habe mein Leben lang keinen Zettel gebraucht, also brauche ich ihn auch jetzt nicht.“Verlangt werde der Kassenzett­el nur von Kunden, die fürs Geschäft Backwaren einkaufen – dann dient er nämlich als Beleg für Abrechnung und Buchhaltun­g.

Wie die Reaktionen auf das neue System ausfallen? „Viele sind überrascht“, sagt Fleschhut. Es würden oft Fragen gestellt, häufig werde das System ausprobier­t. „Wer auf den klassische­n Papier-Kassenbon besteht, der bekommt ihn natürlich“, stellt die Bäckereimi­tarbeiteri­n klar. „Aber wünschensw­ert ist natürlich, dass irgendwann gar kein Müll mehr anfällt.“

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FOTOS: CDI Die Bonpflicht, digital umgesetzt: Dagmar Fleschhut von der Bäckerei Mast in Untersulme­tingen erklärt, wie es funktionie­rt.
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Wer den Kassenzett­el benötigt, kann ihn sich per E-Mail zuschicken.

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