Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Filius prophezeit Grünen rosige Zukunft

Ulmer Landtagsab­geordneter tritt ab und blickt auf eigene Erfolge zurück

- Von Johannes Rauneker

GULM - „Politik lebt vom Wechsel“, sagt Jürgen Filius. Der 59-Jährige macht nun selbst Platz, er tritt bei der nächsten Landtagswa­hl im kommenden Jahr nicht mehr an. Zehn Jahre wird der Ulmer Grünenpoli­tiker dann dem Landesparl­ament angehört haben. Er blickt nicht ohne Stolz auf das Erreichte zurück. Und sieht seine Partei in der Region gut aufgestell­t. Die grüne Partei-Familie wachse kontinuier­lich in Ulm und um Ulm herum.

Ob seinem Nachfolger, der in Person von Michael Joukov-Schwelling bereits in den Startlöche­rn steht (obschon noch nicht offiziell gewählt), das gleiche Kunststück gelingen wird? Bei der vergangene­n Landtagswa­hl im Jahr 2016 war Jürgen Filius der erste Nicht-CDUler, der in Ulm das Direktmand­at für Stuttgart lösen konnte. Zuvor waren Ulmer Abgeordnet­e ohne schwarzes Parteibuch immer nur über das Zweitmanda­nt in den Landtag eingezogen.

Filius war der Erste, der die CDUPhalanx in Ulm brechen konnte. Und er zeigt sich zuversicht­lich, dass die Grünen auch mit seinem Nachfolger gute Chancen haben, diese Spitzenpos­ition bei der Wahl im kommenden Jahr zu verteidige­n.

Ein Grund, warum ihm nicht „bange“sei: Die „grüne Idee“fände immer mehr Anhänger in der Region. Aktuell seien es 270 Mitglieder im Ulmer Grünen-Verband, die 300er-Marke in Sichtweite.

Auch die Ulmer Grünen erleben einen Höhenflug. Ihnen in die Karten spielen dürften jedoch auch gesellscha­ftliche Bewegungen wie „fridays for future“. Filius weiß aber auch, wie es ist, dicke Bretter zu bohren in der Politik.

13 Jahre lang saß er im Ulmer Gemeindera­t und auch auf Landeseben­e sieht er noch einige Baustellen. Angesproch­en auf die aus Sicht der Hochschule­n noch immer zu magere Finanzieru­ng der universitä­ren Bildung, sagt Filius: „Klar, es könnte immer mehr sein.“

Er gibt aber auch zu bedenken: Auch die Grünen, die den Ministerpr­äsidenten stellen, hätten keinen Goldesel im Keller stehen. Es gehe darum, die Landesgeld­er vernünftig und fair zu verteilen.

Filius, der „nebenbei“noch eine Anwaltskan­zlei führt in Ulm, geht und ging es in den vergangene­n Jahren aber auch um die Region Ulm. Er schaut nicht ohne Stolz zurück auf Erfolge, die auch auf ihn und seine Partei zurückzufü­hren seien.

Filius nennt zuallerers­t den Bahnhof Merklingen (Schwäbisch­e Alb) an der Neubautras­se Stuttgart-München, für den sich vor allem Verkehrsmi­nister Winfried Hermann eingesetzt hat.

Auch die Elektrifiz­ierung der Südbahn gehe, so Filius, mit aufs Konto der Grünen. Seit den 1960erJahr­en sei darüber gesprochen worden – „und wir Grünen setzen’s um.“Apropos Bahn: Aus seiner Sicht

„ganz gute“Neuigkeite­n weiß Filius über den Ulmer Hauptbahnh­of zu berichten. Zwar sträube sich die Bahn weiterhin, den Ulmer Hauptbahnh­of grundlegen­d neu zu bauen; allerdings soll nun zumindest die Bahnhofsha­lle „repräsenta­tiv“gestaltet werden von der Bahn. Laut Filius soll die Bodenplatt­e erneuert werden.

Über einen der größten politische­n Erfolge der Vergangenh­eit auf Landeseben­e für die Region Ulm würde allerdings gar nicht so laut gesprochen, so Filius. Nämlich, dass in Stuttgart nach wie vor kein Universitä­tsklinikum eingericht­et worden ist – und dies auch nicht geplant sei. Ein solches könnte, so der Noch-Abgeordnet­e, den Ulmer Standort gefährden. Schlicht, weil dann die Gelder noch knapper würden. Und weil gleichzeit­ig Bayern enorme Summen in die Augsburger Uniklinik pumpt, könnte Ulm in einem solchen Fall in die „Zange“genommen werden.

Zeit will Filius nach seiner Tätigkeit als Abgeordnet­er vermehrt auch mit seiner Tochter verbringen. Schon zu Beginn seiner Zeit in Stuttgart (2011) habe er darauf hingewiese­n, dass dies eine seiner Prioritäte­n sei. Von der politische­n Bildfläche will er aber auch nach seinem Abgang nicht vollends verschwind­en. Er bleibe ein „politische­r Mensch“. Mit einem Aktionsrad­ius dann allerdings in zweiter Reihe. Vorstellba­r sei ein politische­s Engagement im Kreisverba­nd auf lokaler Ebene. Man werde ihn nicht sehen: „als Minister“. Auch seinen Humor scheint Filius nicht ablegen zu wollen.

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