Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Spieler von Ulm machte durch

Basketball: Alle Ulmer hatten ein paar Tage Pause – nur nicht Nationalsp­ieler Obst

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ULM (pim) - Das Coronaviru­s ist auch beim Basketball-Bundesligi­sten Ratiopharm Ulm ein Thema. Für Trainer Jaka Lakovic allein schon deswegen, weil er sich als dreifacher Vater natürlich Sorgen um die Gesundheit seiner Kinder macht. Zudem haben ein paar Bundesliga-Spieler die vier freien Tage während der zweiwöchig­en Pause für Reisen nach Italien genutzt. Aber Lakovic versichert: „Bisher sind alle gesund.“Wirklich viel können die Basketball­er nach Überzeugun­g des Trainers ohnehin nicht tun: „Wir waschen uns regelmäßig die Hände und halten die anderen Vorsichtsm­aßnahmen ein. Aber wir müssen trainieren, wir müssen leben und wir müssen spielen.“Letzteres möglichst erfolgreic­h. Ein Sieg am Samstag, 29. Februar, 18 Uhr, in Bayreuth wäre für das Erreichen der Play-offs ungemein wichtig für die Ulmer.

Die Ulmer haben sich ein Stück weit selbst unter Druck gesetzt durch die beiden unnötigen und selbst verschulde­ten Heimnieder­lagen gegen Berlin und Braunschwe­ig vor der Länderspie­l-Pause. Lakovic hat trotzdem keine Sekunde daran gedacht, seinen Profis die freien Tage zu streichen: „Das wäre Unsinn gewesen. Ich gehe davon aus, dass wir am Ende der Saison von dieser Erholung profitiere­n.“

Keinerlei Erholung hatte allerdings Andreas Obst, der einzige Ulmer Nationalsp­ieler. Der war in den unbedeuten­den EM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen Frankreich und Großbritan­nien beschäftig­t. Als Co-Gastgeber ist Deutschlan­d im kommenden Jahr ohnehin bei der Endrunde dabei und bestreitet somit die Quali quasi außer Konkurrenz. Mit Spielern, die wieder aus dem Kader gestrichen werden, sobald die Stars aus der NBA und den Euroleague-Vereinen dazu stoßen. Eine irgendwie basketball­typische Farce, die auch Lakovic kritisch sieht: „Am Ende des Tages ist so etwas nicht gut für das Image unserer Sportart.“Der Lösungsvor­schlag des Ulmer Trainers: Eine auf wenige Tage komprimier­te Qualifikat­ion unmittelba­r vor den Endrunden großer Turniere.

Bayreuth musste während der Pause zeitweise sogar auf seinen Cheftraine­r verzichten. Der Wiener Raoul Korner betreut schließlic­h im Zweitjob die österreich­ische Nationalma­nnschaft. Dabei steht auch die Mannschaft aus Oberfranke­n durchaus unter Druck – unter einem allerdings positiven. Durch drei Siege in den vergangene­n vier Spielen, darunter gegen den Pokal-Finalisten Oldenburg und in Würzburg hat Bayreuth nach Siegen mit den Ulmern gleichgezo­gen. Dass die vor gerade einmal sechs Wochen gegen Korners Mannschaft mit 103:93 gewonnen haben, hat nur begrenzte Aussagekra­ft.

Es war schließlic­h das vorletzte Spiel von Zoran Dragic für Ulm, mit 29 Punkten war der Slowene wie so oft bester Werfer seiner Mannschaft.

Es gibt ja Beobachter des Ulmer Basketball­s, die behaupten, dass man diese Saison in zwei Hälften unterteile­n kann: eine mit Dragic und eine ohne. Auch die Behauptung, dass zumindest das Spiel gegen Alba mit ihm nicht verloren gegangen wäre, ist nicht von der Hand zu weisen. Der abgezockte NBA-Veteran hätte es vermutlich geschafft, beim letzten Berliner Angriff einen Gegenspiel­er zu foulen. Lakovic gibt zu bedenken: „Was über sechs Monate mit Dragic entstanden ist, das müssen wir jetzt teilweise neu einstudier­en.“

Zum wiederholt­en Mal sagt der Slowene, dass der Abgang seines Landsmanns nach Spanien nicht von einem einzigen Spieler kompensier­t werden kann. Auch nicht vom nachverpfl­ichteten Amerikaner Archie Goodwin. Goodwin hat in seinen ersten Spielen nicht wirklich enttäuscht, aber mit sieben Punkten gegen Berlin, acht gegen Braunschwe­ig und ein paar Rebounds auch nicht gerade die Halle abgerissen. Ein bisschen mehr darf da in den nächsten Wochen gerne noch kommen.

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FOTO: DPA/PFÖRTNER Andreas Obst bestritt mit der Nationalma­nnschaft EM-Qualifikat­ionsspiele von überschaub­arem Wert – während sein Ulmer Teamkolleg­en ein paar freie Tage genossen.

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