Hertha nach Schlammschlacht unter Druck
Rangnick kontert Generalabrechnung von Klinsmann – Kraft will Mehrwert steigern
BERLIN (SID) - Inmitten der großen Schlammschlacht zwischen Ex-Trainer Jürgen Klinsmann und Hertha BSC steht die Mannschaft vor einer Herkules-Aufgabe. Die Spieler müssen vor dem Abstiegsduell bei Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr/DAZN) die Schmierenkomödie ausblenden – eine Niederlage darf sich das Team nicht erlauben. Trainer Alexander Nouri appellierte an die Einstellung der Spieler: „Wir müssen uns jetzt auf das Sportliche konzentrieren, nur das können wir beeinflussen.“
Derweil ging das Theater um Klinsmann weiter. Ralf Rangnicks Berater Marc Kosicke meldete sich in der Schlammschlacht zu Wort und widersprach Klinsmann in einem brisanten Punkt. Richtig sei, dass Klinsmann Rangnick als Trainer nach Berlin holen wollte und eine Absage kassierte, doch Rangnick habe nicht abgesagt, „weil Michael
Preetz dort Geschäftsführer Sport ist und damit sein Vorgesetzter wäre“.
Zunächst wurde auch berichtet, dass Klinsmann als Konsequenz seinen Job als Berater von Lars Windhorsts Beteiligungsfirma Tennor verloren habe. Windhorst ließ dementieren. „Der Vertrag wurde bislang nicht gekündigt“, sagte Andreas Fritzenkötter, Sprecher der Tennor Holding.
Klinsmann hatte in seiner Generalkritik in Tagebuchform zu seiner 76-tägigen Dienstzeit als HerthaCoach alles und jeden im Verein attackiert. Vor allem Michael Preetz bekam sein Fett weg, der Manager sei für „katastrophale Versäumnisse“verantwortlich und habe eine „Lügenkultur
ohne Anspruchsdenken“etabliert. Preetz kündigte an, dass sich der Verein juristische Schritte vorbehalte. Sportrechtsexperte Professor Martin Schimke hält ein juristisches Vorgehen von Hertha für naheliegend: „Auch wenn wie im Falle von Klinsmann mit Hertha kein Arbeitsverhältnis mehr bestehe, könne man nicht einfach alles behaupten. „Mit Beginn eines Arbeitsverhältnissen ergeben sich auch nachvertragliche Treuepflichten, auch die Themen Betriebsgeheimnis, Loyalitätspflichten und üble Nachrede könnten eine Rolle spielen“. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus warf Klinsmann bei Sky nach dessen Großangriff puren Egoismus vor. „Zuerst kommt Jürgen, dann Jürgen, dann noch mal Jürgen und dann der Rest. Er sucht keine Schuld bei sich, sondern nur bei den anderen.“
In all dem Chaos müssen die Spieler kühlen Kopf bewahren – und nahmen die Attacken sogar schon mit Humor. Ihr Ex-Coach hatte auch eine Liste mit zum Teil vernichtenden Beurteilungen zu allen Profis erstellt, und er sprach den meisten Spielern ab, einen Mehrwert für den Verein erzielen zu können. Ersatzkeeper Thomas Kraft erinnerte sich daran, als er im Training nach einer Parade seinen Mitspielern zurief: „Ich muss doch den Mehrwert steigern!“
„Zuerst kommt Jürgen, dann Jürgen, dann noch mal Jürgen und dann der Rest.“Lothar Matthäus